harz
Band IV, Spalte 858
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harzAWB n. a-St., seit dem 9. Jh. in Gl., bei
N: klebriger, zähflüssiger Saft, Ausfluß ver-
schiedener Baumarten, Harz, Pech, Asphalt;
asphaltus, bitumen, colophonium, cummi,
naphtha, pix, resina, terebinthina
Var.: -tz,
-cz. Daneben erscheint in Gl. 2,738,50 in 2
Hss. (Karlsruhe, Bad. LB St. Peter Perg. 87
[11. Jh.; frk.?]; St. Gallen, StiftsB 292
[11. Jh.; alem.-frk.]) ein Nom.Sg. harza, der
auf einen f. ō-St. weist; jedoch liegt die An-
nahme einer Verschreibung durchaus nahe,
da harza in der Aufzählung et seiph/sciff
et harz erscheint. Das ebenfalls belegte
harzo (Gl. 4,119,48, 2 Hss.) ist wohl als Ver-
schreibung für harzoh (s. d.) aufzufassen.
Mhd. harz n. Harz, nhd. Harz n. besonders
aus dem Holz der Nadelbäume austretende
zähflüssige, klebrige Absonderung
.

Ahd. Wb. 4, 744 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 359; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 521; Schützeichel⁶ 150; Starck-Wells
258; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 191 f.;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 221. 324; Graff 4,
1043; Lexer 1, 1191; 3, Nachtr. 230; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 57 (asphaltus). 74 (bitumen). 116 (colopho-
nium). 163 (cummi). 422 (naphtha). 493 (pix). 571
(resina). 660 (terebinthina); Dt. Wb. 10, 520; Kluge²¹
291; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 551 f.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as., mndd. hart n. Harz: < urgerm. *χarta-
n. Aus dem Hd. stammen mndd., mndl.,
nndl. hars Harz. Wegen des Nebeneinan-
ders von as., mndd. hart und mndd. hars ist
die Annahme, daß as. hart eine Entlehnung
aus dem Hd. sei (Ahd. Wb. 4, 744), wenig
wahrscheinlich.

Fick 3 (Germ.)⁴ 77; Holthausen, As. Wb. 31; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 98. 190; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 238; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 2, 210; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 166 f.;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 234; Suppl. 66; Vries,
Ndls. et. wb. 239; Et. wb. Ndl. F-Ka 387 f.

Die Etymologie ist schon wegen der gerin-
gen Verbreitung des Wortes innerhalb des
Germ. unsicher. Aus semantischen Gründen
am überzeugendsten ist die Verbindung mit
av. -kǝrǝna- Harz (nur belegt im Komposi-
tum gaokǝrǝna- Milch-Harz habend); hier-
bei muß aber angenommen werden, daß av.
-kǝrǝna- aus ar. *kdna- stammt (vgl. G.
Klingenschmitt, MSS 18 [1965], 29 ff.; zur
Lautentwicklung vgl. av. buna- Grund, Bo-
den, Tiefe
< ar. *budhna-). Dieselbe Vor-
form dürfte unter der Annahme einer jünge-
ren Lautform auch in ai. kunda- m. Harz des
Weihrauchbaums
vorliegen. Während die
-no-Bildung wohl als ein ursprüngliches
Part.Prät.Pass. aufzufassen ist, ist urgerm.
*χarta- < vorurgerm. *kordo- als ein o-
stufiges Neutrum *kord-o- bestimmbar (zu
o-stufigen Neutra vgl. etwa nhd. Band). Aus
diesen beiden Bildungen ist auf eine sonst
nicht weiter bezeugte Verbalwurzel uridg.
*kerd- harzen zu schließen.

Die daneben stehenden Vorschläge sind demgegen-
über weniger wahrscheinlich: Die Verbindung mit ai.
kardama- m. Schlamm, Schmutz, Unreinlichkeit, gr.
κάρδ-οπος f. Mulde zum Teigkneten (so J. Loewen-
thal, PBB 52 [1928], 457) ist abzulehnen, da das ai.
Wort wohl nichtindogermanischen Ursprungs ist (vgl.
Mayrhofer, Et. Wb. d. Altindoar. 1, 317) und das gr.
Wort keine gesicherte Etymologie hat (Frisk, Gr. et.
Wb. 1, 788). Auch die Verbindung mit der Verbal-
wurzel *erh₃- sättigen, füttern (zur Verbalwz. vgl.
LIV² 329) mit der Grundbedeutung *Auswuchs (so
Osthoff 1901: 1 ff.) ist aus semantischen Gründen
nicht überzeugend. A. Bammesberger (BNF 32
[1997], 3 f.) will schließlich urgerm. *χarta- als ein o-
stufiges Neutrum *ord-o- zu uridg. *erd-/*d-
Herz ( herza) deuten, so daß Harz als das Innere
(eines Baumes)
charakterisiert wäre. Hiermit ver-
gleicht er das Nebeneinander von lit. irdìs Herz :
erdìs Kern, Mark eines Baumstammes, Kerngehäuse
einer Frucht, das Innerste
und semantisch auch das
Verhältnis gr. ἔντερα n.pl. Eingeweide, Gedärme :
ἐντεριώνη f. das Innere einer Frucht, einer Pflanze,
eines Baumes, Mark
. Jedoch ist Harz kaum als Kern
eines Baumes
, sondern vielmehr als Ausfluß aus ei-
nem Baum
aufzufassen.

Walde-Pokorny 1, 408 f.; Mayrhofer, K. et. Wb. d.
Aind. 1, 173. 230; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 1, 317;
Bartholomae, Airan. Wb.² 480; Frisk, Gr. et. Wb. 1,
788; Chantraine, Dict. ét. gr. 498; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 302 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 986 f. R. A.
Fowkes, JEGPh 45 (1946), 218 f.

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