hâring, hering
Band IV, Spalte 831
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hâring, hering m. a-St., seit dem
10. Jh. in Gl.: Hering, Salzfisch; allec, al-
marinus
Var.: -æ-, -ä-, -ai-. Mhd. hæ-
rinc, herinc (-ng-) st. m. Hering, nhd. He-
ring m. Name für einen im Meer lebenden
und in Schwärmen auftretenden Speisefisch
.

Ahd. Wb. 4, 715; Splett, Ahd. Wb. 1, 354 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 518. 539; Schützeichel⁶ 150; Starck-
Wells 255 f. 270. XLII; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 4, 171 f.; Graff 4, 1016; Lexer 1, 1257; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 32 (allec). 33 (almarinus); Dt. Wb.
10, 1104 ff.; Kluge²¹ 305; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et.
Wb.² 534.

Im Ahd. und Mhd. finden sich zwei Ablaut-
formen: Westgerm. *χēringa- (> ahd. hâring,
mhd. hærinc) und westgerm. *χaringa- (>
ahd. hering, mhd. herinc). Beide Ablautstu-
fen sind auch in den anderen germ. Sprachen
bezeugt: Mndd. hārinc m. Hering; andfrk.
arinc, (PN) Aring, Arinc, (latinisiert gen.pl.)
haringorum, harengorum, mndl. hārinc m.
Hering, nndl. haring m. Hering; afries.
hēreng m. Hering, nfries. hjerring He-
ring
; ae. hǣring m., me. hring n., ne. her-
ring Hering: < westgerm. *χēringa-; as.
hering, mndd. hērinc m. Hering; mndl.
hērinc m. Hering: < westgerm. *χaringa-.

Frühzeitig ist das Wort ins Roman. entlehnt
worden: lat.-germ. (Ps. Garg. Mart., 6. Jh.)
aringus m. Hering, nfrz. hareng, italien.
aringa, prov. arencs, span., port. arenque
Hering.

Innergerm. handelt es sich um eine Ablei-
tung mit dem Tierbezeichnungen bildenden
Suffix urgerm. *-inga- von einer Basis
*χē/ar- (zu dieser Funktion des Suffixes vgl.
Krahe-Meid 1969: 3, § 150, 2α).

Holthausen, As. Wb. 33; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
111. 192; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 235.
286; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 249 f.; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 3, 158. 372; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 232; Vries, Ndls. et. wb. 237; Et. wb. Ndl. F-
Ka 384; Holthausen, Afries. Wb.² 43; Richthofen,
Afries. Wb. 810; Fryske wb. 9, 10 f.; Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 41; Holthausen, Ae.
et. Wb. 145 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 501; Suppl.
498; Suppl. 2, 39; ME Dict. s. v.; OED² s. v. Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 67; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 46; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 629; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4489; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 4046; Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 162.
Gamillscheg 1969: 517.

Die weitere Etymologie von urgerm.
*χē/aringa- ist unklar. Als Vorform ist von
*k/ēr- neben *k/or- auszugehen (eine Vor-
form *k/eh₁r- : *k/h₁r- ist ausgeschlossen).
Vor allem der Unterschied der Vokallänge
bereitet Schwierigkeiten. Vorgeschlagen
wurden u. a.:

1. Eine Ableitung von urgerm. *χēra- Haar
mit einer ursprünglichen Bedeutung Wuchs,
Schar
(die Interpretation von Haar im Sin-
ne von Gräte ist wenig wahrscheinlich).
Westgerm. *χēringa- wäre dann der zur
Schar gehörende Fisch
; jedoch bleibt dabei
die Form *χaringa- unerklärt, da eine solche
Ablautstufe im Germ. bei der Sippe von hâr
Haar (s. d.) nicht belegt ist.

2. Ein Substratwort westgerm. *χē/aringa-.
Problematisch bei einer solchen Annahme ist
jedoch gerade der wechselnde Vokalismus.

3. Verbindung mit lat. -cēr- in lat. procērus
von hohem, schlankem Wuchs zu einer
Wurzel uridg. *erh₃- sättigen, futtern. Die
lat. Bedeutung wachsen scheint aber se-
kundär zu sein. Auch bleibt die Bedeutung
einer Ableitung mit *-inga- von einer Wur-
zel mit der Bedeutung sättigen unklar.

Eher käme ein Anschluß an die Wurzel
uridg. *(s)k/er- springen, sich schwingen
(> gr. σκαίρω springe, hüpfe, tanze, kymr.
cerddaff wandle) in Frage, auch wenn diese
im Germ. sonst nicht fortgesetzt ist. Denn
das Benennungsmotiv wären die schnellen
wendigen Bewegungen des Fisches. Für die
ē-Stufe könnte eine kollektive Vddhi-
Bildung angenommen werden (vgl. dazu
Darms 1978: 105 f.).

LIV² 329. 556; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 714 f.; Chantraine,
Dict. ét. gr. 1009; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
367; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 537; Dict. of Welsh
1, 465. Köhler 1906: 43 ff.; Bammesberger 1979:
72; R. I. Curtis, Phoenix 38 (1984), 147 ff.; Schrijver
1991: 124; D. Boutkan, ABäG 53 (2000), 1 ff.

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