hort
Volume IV, Column 1159
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hort n. a-St., seit dem 8. Jh., in I, MF:
Schatz; thesaurus. Die Bestimmung als M.
(so Braune-Reiffenstein 2004: 372) ist we-
gen des Akk.Pl. bei I hort (übersetzt lat. the-
sauros) aufzugeben. Mhd. hort (-d-) st. m.
Schatz, Hort, Angehäuftes, Fülle, Menge,
nhd. Hort m. Schatz, Schutz, Zuflucht, Ta-
gesheim für Kinder
. Der Übertritt zu den M.
ist wohl durch das Wort Schatz ( skaz) be-
dingt. Die im Mhd. verblassende Bedeutung
Schatz wird im 18. Jh. durch die Wieder-
entdeckung des Nibelungenliedes neu belebt.

Ahd. Wb. 4, 1277; Splett, Ahd. Wb. 1, 1219; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 563; Schützeichel⁶ 167; Seebold,
ChWdW8 165; Lexer 1, 1343; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 664 (thesaurus); Dt. Wb. 10, 1835 ff.; Kluge²¹
317 f.; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 558.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. hord, horđ Schatz, Hort, die verschlos-
senen Gedanken
; ae. hord, me. hrd, ne.
hoard Reserve, Vorrat, Schatz; got. huzd
Hort, Schatz: < urgerm. *χuzđa-. Daneben
findet sich im Nordgerm. ein F. in aisl. hodd
Schatz, Gold < urgerm. *χuzđō-, samt den
Weiterbildungen nschwed. dial. hudda, hud-
do, adän. hudde Schuppen (< *χuzđōn-),
adän. hydde, nschwed. hydda Gefängnis (<
*χuzđiōn-). Das aisl. F. setzt dabei wohl den
n. Pl. *χuzđō fort.

Fick 3 (Germ.)⁴ 96; Holthausen, As. Wb. 36; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 268; Berr, Et. Gl. to Hel. 199; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 170; Bosworth-Toller, AS Dict. 552;
Suppl. 559; ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord.
et. Wb.² 246; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 818 f.; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 30; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 122; Hellquist, Svensk et. ordb.³
366. 376; Svenska akad. ordb. s.vv.; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 278 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-112.

Urgerm. *χuzđa- kann lautlich am einfach-
sten auf eine Vorform *kus-dho- (mit Suffix
*-dho-) oder besser *kus-dh₁o- (Komp. mit
der Schwundstufe von uridg. *deh₁- stellen,
legen, setzen
) zurückgeführt werden (vgl.
Lühr 2000: 274; Casaretto 2004: 461), die
formal gr. κύσθος Höhlung, weibliche
Scham
entspricht. Dabei wäre von einem
Element *ku-s- auszugehen, einem s-St., der
in der Komposition die Schwundstufe so-
wohl der Wurzel wie des e/os-Elements auf-
weist (*ku-s-dh₁o- das ins Versteck Gesetz-
te
; ohne Analyse bleibt das Element *kus-
dagegen bei Casaretto 2004: 461). Ein sol-
cher s-St. (*keos) könnte von einer Verbal-
wurzel uridg. *ke- verbergen abgeleitet
sein, die jedoch nur in der Erweiterung
*kedh- verbergen vorliegt. Diese ist fort-
gesetzt in gr. κεύθω verberge, verhehle (<
*kedh-e/o-), kymr. cuddiaf, bret. cuzaff
verstecken (< *kodh-e/o-), parth. -gwnd-
bedecken, verbergen, sogd. ˮ-γwnd- bedek-
ken
(< *ku-ne/n-dh-; mit sekundärem g-
Anlaut analogisch nach *gheh- verber-
gen
; vgl. LIV² 359 Anm. 2).

Wegen des Fehlens einer unerweiterten Ver-
balwurzel *ke- ist aber wohl der Ansatz ei-
ner Vorform uridg. *kudh-s-dh(h₁)o- eben-
falls mit der Bedeutung das ins Versteck
Gesetzte
wahrscheinlicher. Das Vorderglied
*kud-s- ist dabei als ein von der Verbalwur-
zel *kedh- verbergen abgeleiteter s-St. mit
Schwundstufe beider Elemente zu deuten,
der vollstufig in gr. κεύθος Schlupfwinkel,
Versteck
(< *kedhos) vorliegt. Gegen einen
solchen Ansatz hat Casaretto 2004: 461 ein-
gewandt, daß die Folge V + dh + s im Germ.
+ s ergeben habe (also **χūzđa- zu erwar-
ten wäre), wie aus got. usbeisns Geduld* <
urgot. *-bīsni- < urgerm. *-iđ-sni- hervor-
gehe. Dieser Einwand greift jedoch nicht,
weil die Folge uridg. *dhsdh schon frühzeitig
zu *sdh vereinfacht worden sein kann, ein
Lautwandel, der auch gr. κύσθος Höhlung,
weibliche Scham
(< *kudhsdh[h₁]o-) erklä-
ren könnte.

Nicht direkt vergleichbar ist lat. custōs (-d-)
Wächter; das Wort beruht wohl auf uridg.
*kudh-to-sd- beim Schatz sitzend (mit
Schwundstufe der Verbalwurzel *sed- sit-
zen
im HG; vgl. LIV² 359 Anm. 1).

Abzulehnen ist die Annahme einer Vorform *kudh-to-
(so u. a. K. Brugmann, IF 6 [1896], 104; W. Meid, IF
69 [1964], 238 f.; LIV² 258 f. Anm. 1); eine solche
hätte sicher urgerm. *χussa- ergeben, da urindoger-
manisches Alter des Bartholomaeschen Aspiratenge-
setzes nicht nachgewiesen werden kann (vgl. Hill
2003: 218 f.; Casaretto 2004: 461).

Walde-Pokorny 2, 546 ff.; Pokorny 951 ff.; LIV²
358 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 834; 2, 56; Chantraine,
Dict. ét. gr. 521 f. 603; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
1, 319; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 161; Fick 2
(Kelt.)⁴ 89; Dict. of Welsh 1, 628. Hill 2003: 217 ff.

S. hûs.

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