hort n. a-St., seit dem 8. Jh., in I, MF:
‚Schatz; thesaurus‘. Die Bestimmung als M.
(so Braune-Reiffenstein 2004: 372) ist we-
gen des Akk.Pl. bei I hort (übersetzt lat. the-
sauros) aufzugeben. — Mhd. hort (-d-) st. m.
‚Schatz, Hort, Angehäuftes, Fülle, Menge‘,
nhd. Hort m. ‚Schatz, Schutz, Zuflucht, Ta-
gesheim für Kinder‘. Der Übertritt zu den M.
ist wohl durch das Wort Schatz (→ skaz) be-
dingt. Die im Mhd. verblassende Bedeutung
‚Schatz‘ wird im 18. Jh. durch die Wieder-
entdeckung des Nibelungenliedes neu belebt.
Ahd. Wb. 4, 1277; Splett, Ahd. Wb. 1, 1219; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 563; Schützeichel⁶ 167; Seebold,
ChWdW8 165; Lexer 1, 1343; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 664 (thesaurus); Dt. Wb. 10, 1835 ff.; Kluge²¹
317 f.; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 558.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. hord, horđ ‚Schatz, Hort, die verschlos-
senen Gedanken‘; ae. hord, me. hrd, ne.
hoard ‚Reserve, Vorrat, Schatz‘; got. huzd
‚Hort, Schatz‘: < urgerm. *χuzđa-. Daneben
findet sich im Nordgerm. ein F. in aisl. hodd
‚Schatz, Gold‘ < urgerm. *χuzđō-, samt den
Weiterbildungen nschwed. dial. hudda, hud-
do, adän. hudde ‚Schuppen‘ (< *χuzđōn-),
adän. hydde, nschwed. hydda ‚Gefängnis‘ (<
*χuzđii̯ōn-). Das aisl. F. setzt dabei wohl den
n. Pl. *χuzđō fort.
Fick 3 (Germ.)⁴ 96; Holthausen, As. Wb. 36; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 268; Berr, Et. Gl. to Hel. 199; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 170; Bosworth-Toller, AS Dict. 552;
Suppl. 559; ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord.
et. Wb.² 246; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 818 f.; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 30; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 122; Hellquist, Svensk et. ordb.³
366. 376; Svenska akad. ordb. s.vv.; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 278 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-112.
Urgerm. *χuzđa- kann lautlich am einfach-
sten auf eine Vorform *kus-dho- (mit Suffix
*-dho-) oder besser *kus-dh₁o- (Komp. mit
der Schwundstufe von uridg. *deh₁- ‚stellen,
legen, setzen‘) zurückgeführt werden (vgl.
Lühr 2000: 274; Casaretto 2004: 461), die
formal gr. κύσθος ‚Höhlung, weibliche
Scham‘ entspricht. Dabei wäre von einem
Element *ku-s- auszugehen, einem s-St., der
in der Komposition die Schwundstufe so-
wohl der Wurzel wie des e/os-Elements auf-
weist (*ku-s-dh₁o- ‚das ins Versteck Gesetz-
te‘; ohne Analyse bleibt das Element *kus-
dagegen bei Casaretto 2004: 461). Ein sol-
cher s-St. (*keu̯os) könnte von einer Verbal-
wurzel uridg. *keu̯- ‚verbergen‘ abgeleitet
sein, die jedoch nur in der Erweiterung
*keu̯dh- ‚verbergen‘ vorliegt. Diese ist fort-
gesetzt in gr. κεύθω ‚verberge, verhehle‘ (<
*keu̯dh-e/o-), kymr. cuddiaf, bret. cuzaff
‚verstecken‘ (< *kou̯dh-i̯e/o-), parth. -gwnd-
‚bedecken, verbergen‘, sogd. ˮ-γwnd- ‚bedek-
ken‘ (< *ku-ne/n-dh-; mit sekundärem g-
Anlaut analogisch nach *gheu̯ĝh- ‚verber-
gen‘; vgl. LIV² 359 Anm. 2).
Wegen des Fehlens einer unerweiterten Ver-
balwurzel *keu̯- ist aber wohl der Ansatz ei-
ner Vorform uridg. *kudh-s-dh(h₁)o- eben-
falls mit der Bedeutung ‚das ins Versteck
Gesetzte‘ wahrscheinlicher. Das Vorderglied
*kud-s- ist dabei als ein von der Verbalwur-
zel *keu̯dh- ‚verbergen‘ abgeleiteter s-St. mit
Schwundstufe beider Elemente zu deuten,
der vollstufig in gr. κεύθος ‚Schlupfwinkel,
Versteck‘ (< *keu̯dhos) vorliegt. Gegen einen
solchen Ansatz hat Casaretto 2004: 461 ein-
gewandt, daß die Folge V + dh + s im Germ.
V̄ + s ergeben habe (also **χūzđa- zu erwar-
ten wäre), wie aus got. usbeisns ‚Geduld‘* <
urgot. *-bīsni- < urgerm. *-iđ-sni- hervor-
gehe. Dieser Einwand greift jedoch nicht,
weil die Folge uridg. *dhsdh schon frühzeitig
zu *sdh vereinfacht worden sein kann, ein
Lautwandel, der auch gr. κύσθος ‚Höhlung,
weibliche Scham‘ (< *kudhsdh[h₁]o-) erklä-
ren könnte.
Nicht direkt vergleichbar ist lat. custōs (-d-)
‚Wächter‘; das Wort beruht wohl auf uridg.
*kudh-to-sd- ‚beim Schatz sitzend‘ (mit
Schwundstufe der Verbalwurzel *sed- ‚sit-
zen‘ im HG; vgl. LIV² 359 Anm. 1).
Abzulehnen ist die Annahme einer Vorform *kudh-to-
(so u. a. K. Brugmann, IF 6 [1896], 104; W. Meid, IF
69 [1964], 238 f.; LIV² 258 f. Anm. 1); eine solche
hätte sicher urgerm. *χussa- ergeben, da urindoger-
manisches Alter des Bartholomaeschen Aspiratenge-
setzes nicht nachgewiesen werden kann (vgl. Hill
2003: 218 f.; Casaretto 2004: 461).
Walde-Pokorny 2, 546 ff.; Pokorny 951 ff.; LIV²
358 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 834; 2, 56; Chantraine,
Dict. ét. gr. 521 f. 603; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
1, 319; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 161; Fick 2
(Kelt.)⁴ 89; Dict. of Welsh 1, 628. — Hill 2003: 217 ff.
S. hûs.