huohilî(n) n. a-St., in Gl. 1,440,48—50;
4,35,27. 131,13 (2. Hälfte des 10. Jh.s bis ins
13. Jh.): ‚kleine Furche?‘. Das ahd. Wort glos-
siert lat. arātiuncula ‚kleines Stück gepflügtes
Land, kleiner Acker‘, eine Diminutivbildung
zu arātio f. ‚das Pflügen‘, metonymisch ‚das
gepflügte Feld‘. Wegen des lat. Lemmas und
der Doppelglossierung huohilî(n) vel suo-
hilî(n) ‚kleine Furche‘ ist die oben angeführte
Bedeutung sicher zutreffend (zu einem ande-
ren Ansatz s. u.).
Ahd. Wb. 4, 1378; Splett, Ahd. Wb. 1, 413; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 571; Schützeichel⁶ 170; Starck-Wells 293;
Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 449 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 264. 391. 486. 604. 626. 949;
Graff 4, 797 f. — Georges 1913: 1, 533. — Polzin 1901:
20; Darms 1978: 244.
Ahd. huohilî(n) ist eine Ableitung von der
Entsprechung des nur im Got. vorkommenden
Wortes hoha* m. n-St. (nur akk.sg. hohan)
‚Pflug; ἄροτρον‘: < urgerm. *χōχan-. Von die-
ser Basis wurde ein nicht belegtes *huohila
‚was zum Pflug gehört‘ = ‚Furche‘ mit dem
Suffix *-ila- in Zugehörigkeit ausdrückender
Funktion (vgl. ahd. grunt ‚Grund‘ : grundila
‚Gründling‘ [s.dd.]) gebildet, das schließlich
mit dem diminuierendem -īn-Suffix versehen
wurde.
Von der Wortbildung her wäre bei einer Basis
urgerm. *χōχan- ‚Pflug‘ auch eine Diminutiv-
bildung *huohila ‚kleiner Pflug‘ denkbar, die
mit diminuierendem *-īna- ahd. huohîlî(n)
gleichfalls in der Bedeutung ‚kleiner Pflug‘
(vgl. ahd. seckila : seckilî[n] ‚Säckel‘) ergäbe
(so z. B. Starck-Wells 293; Lühr 2000: 262;
Casaretto 2004: 234). Auch ein diminuieren-
des Suffixkonglomerat *-ilīn- käme in Frage.
Wegen der Bedeutung ‚kleiner Acker‘ von lat.
arātiuncula müßte aber in diesem Fall eine
Metonymie ‚kleiner Pflug‘ > ‚kleine Furche‘
eingetreten sein, was sich nicht erweisen läßt.
Fick 3 (Germ.)⁴ 70; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 266 f.;
Lehmann, Gothic Et. Dict. H-88. — Müller-Frings 1966—
68: 1, 78; Krahe-Meid 1969: 3, §§ 86, 4. 95, 4; H. Beck,
in Beck 1979—80: 2, 86; RGA² 23, 105; Griepentrog
1995: 393.
Die nächsten Verwandten von got. hoha < ur-
germ. *χōχan- (< vorurgerm. *k̂þah₂kh₂-) sind
ai. śkhā- f. ‚Ast, Zweig‘ < vorurindoar.
*k̂ah₂kh₂áh₂-, mpers. šāk, npers. šāx ‚Zweig‘
< voruriran. *k̂þah₂kh₂áh₂- und arm. cՙax
‚Zweig‘ < vorurarm. *k̂(þ)ah₂kh₂áh₂- oder
*k̂(þ)ǝ₂kh₂áh₂-. Im Ablaut dazu stehen aruss.
socha ‚Pfahl, Knüppel, Hakenpflug, Land-
maß‘, nruss. sochá ‚Hakenpflug‘, bulg. sochá
‚gabelförmiges Holz‘, serbo-kroat. sòha ‚dss.‘,
poln. socha ‚Gabelholz‘, osorb., ndsorb. socha
‚Pfahl‘ < urslaw. *sochá mit -ch- als Reflex
von *-kh₂- (s. G. Klingenschmitt, GS Peder-
sen 1994: 251) und lit. šakà ‚Ast, Zweig‘, lett.
saka ‚Verästelung‘ < vorurbaltoslaw.
*k̂(þ)ǝ₂kh₂áh₂-; s. Lühr 2000: 262.
Walde-Pokorny 1, 335; Pokorny 523; Mayrhofer, K. et.
Wb. d. Aind. 3, 321 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 2,
628; Horn, Grdr. d. npers. Et. 169; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 297; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 703 f.; Schu-
ster-Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1331 f.; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 957 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3,
642. — R. Normier, ZVSp 91 (1977), 188 Anm. 43;
Klingenschmitt 1982: 169; P. Elbourne, HS 111 (1998),
10.