huohilî(n)
Volume IV, Column 1257
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huohilî(n) n. a-St., in Gl. 1,440,4850;
4,35,27. 131,13 (2. Hälfte des 10. Jh.s bis ins
13. Jh.): kleine Furche?. Das ahd. Wort glos-
siert lat. arātiuncula kleines Stück gepflügtes
Land, kleiner Acker
, eine Diminutivbildung
zu arātio f. das Pflügen, metonymisch das
gepflügte Feld
. Wegen des lat. Lemmas und
der Doppelglossierung huohilî(n) vel suo-
hilî(n) kleine Furche ist die oben angeführte
Bedeutung sicher zutreffend (zu einem ande-
ren Ansatz s. u.).

Ahd. Wb. 4, 1378; Splett, Ahd. Wb. 1, 413; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 571; Schützeichel⁶ 170; Starck-Wells 293;
Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 449 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 264. 391. 486. 604. 626. 949;
Graff 4, 797 f. Georges 1913: 1, 533. Polzin 1901:
20; Darms 1978: 244.

Ahd. huohilî(n) ist eine Ableitung von der
Entsprechung des nur im Got. vorkommenden
Wortes hoha* m. n-St. (nur akk.sg. hohan)
Pflug; ἄροτρον: < urgerm. *χōχan-. Von die-
ser Basis wurde ein nicht belegtes *huohila
was zum Pflug gehört = Furche mit dem
Suffix *-ila- in Zugehörigkeit ausdrückender
Funktion (vgl. ahd. grunt Grund : grundila
Gründling [s.dd.]) gebildet, das schließlich
mit dem diminuierendem -īn-Suffix versehen
wurde.

Von der Wortbildung her wäre bei einer Basis
urgerm. *χōχan- Pflug auch eine Diminutiv-
bildung *huohila kleiner Pflug denkbar, die
mit diminuierendem *-īna- ahd. huohîlî(n)
gleichfalls in der Bedeutung kleiner Pflug
(vgl. ahd. seckila : seckilî[n] Säckel) ergäbe
(so z. B. Starck-Wells 293; Lühr 2000: 262;
Casaretto 2004: 234). Auch ein diminuieren-
des Suffixkonglomerat *-ilīn- käme in Frage.
Wegen der Bedeutung kleiner Acker von lat.
arātiuncula müßte aber in diesem Fall eine
Metonymie kleiner Pflug > kleine Furche
eingetreten sein, was sich nicht erweisen läßt.

Fick 3 (Germ.)⁴ 70; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 266 f.;
Lehmann, Gothic Et. Dict. H-88. Müller-Frings 1966
68: 1, 78; Krahe-Meid 1969: 3, §§ 86, 4. 95, 4; H. Beck,
in Beck 197980: 2, 86; RGA² 23, 105; Griepentrog
1995: 393.

Die nächsten Verwandten von got. hoha < ur-
germ. *χōχan- (< vorurgerm. *þah₂kh₂-) sind
ai. khā- f. Ast, Zweig < vorurindoar.
*ah₂kh₂áh₂-, mpers. āk, npers. āx Zweig
< voruriran. *þah₂kh₂áh₂- und arm. cՙax
Zweig < vorurarm. *(þ)ah₂kh₂áh₂- oder
*(þ)ǝ₂kh₂áh₂-. Im Ablaut dazu stehen aruss.
socha Pfahl, Knüppel, Hakenpflug, Land-
maß
, nruss. sochá Hakenpflug, bulg. sochá
gabelförmiges Holz, serbo-kroat. sòha dss.,
poln. socha Gabelholz, osorb., ndsorb. socha
Pfahl < urslaw. *sochá mit -ch- als Reflex
von *-kh₂- (s. G. Klingenschmitt, GS Peder-
sen 1994: 251) und lit. akà Ast, Zweig, lett.
saka Verästelung < vorurbaltoslaw.
*(þ)ǝ₂kh₂áh₂-; s. Lühr 2000: 262.

Walde-Pokorny 1, 335; Pokorny 523; Mayrhofer, K. et.
Wb. d. Aind. 3, 321 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 2,
628; Horn, Grdr. d. npers. Et. 169; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 297; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 703 f.; Schu-
ster-ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1331 f.; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 957 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3,
642. R. Normier, ZVSp 91 (1977), 188 Anm. 43;
Klingenschmitt 1982: 169; P. Elbourne, HS 111 (1998),
10.

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