illi(n)tîso
Band V, Spalte 53
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illi(n)tîsoAWB m. an-St., illi(n)tisAWB m. a-St.,
seit dem 11./12. Jh. in Gl.: Iltis, Stinkmar-
der; hyaena
Var.: illent-, elent-, ellent-,
elint-, illt-, elled-; -ese, -ise, wohl Ver-
schreibungen sind helt-, elnte, altisov, lueti-
so. Mhd. iltis, ilteis, eltes, elledeis, früh-
nhd. iltis, ilster, eltes, elstir Iltis, Iltisfell,
Stadtknecht
, nhd. Iltis. Die gelegentlichen
Diphthonge in der ausl. Silbe deuten wohl
auf urspr. -ī- hin. Nhd. dial. ülling im Gebiet
der Altmark (Bretschneider, Brandenb.-ber-
lin. Wb. 2, 776. 778) und vom Elbe-Saale-
Gebiet bis zur Oder und in Mecklenburg
(Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. 3, 952 f.) ist
Lehnwort aus dem Nndl. und zeigt im Aus-
laut Angleichung an andere Bez. von Lebe-
wesen auf -ing.

Ahd. Wb. 4, 1488; Splett, Ahd. Wb. 1, 421; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 577; Schützeichel⁷ 163; Starck-Wells
299. XLIII. 823; Schützeichel, Glossenwortschatz 5,
17 f.; Graff 1, 238; Frühnhd. Wb. 8, 23; Diefenbach
Gl. lat.-germ. 277 (hyena); Lexer 1, 541; Dt. Wb. 10,
2061; Kluge²¹ 325; Kluge²⁵ s. v. Iltis; Pfeifer, Et. Wb.²
572 f. DRW 6, 194.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. ilke, illak, ilken, ülke Iltis, Iltisfell,
nndd. elk, ilk, irk; mndl. ulc, ullik, nndl. ulk,
dial. auch ilk, ülk, ülling; saterfries. ulk,
nnordfries. alk; dän. ilder, älter auch illik,
ellek, elken, norw. ilder, schwed. iller. Die
älteren dän. Formen illik, ellek sind Lehn-
wörter aus dem Ndd. Sollten auch dän.,
norw. ilder, schwed. iller, hiller aus dem Dt.
entlehnt sein, wäre mit Angleichung der
zweiten Silbe an ält. dän. marder zu rechnen.
Falls aber die k-haltigen Wortformen mit
dem ahd. Wort in etym. Zusammenhang ste-
hen, ist hier am ehesten mit einer Dissimila-
tion lt > lk zu rechnen. Nach Sjölin, Et.
Handwb. d. Festlnordfries. 6 s. v. alk ist die
weitere Herk. unbekannt. Das sonstige
Fehlen des Worts im Fries. könnte auf lokale
Entlehnung aus dem Ndd. deuten.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 411; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 350 f.; Vries, Ndls. et. wb. 759;
Fort, Saterfries. Wb. 176; Sjölin, Et. Handwb. d.
Festlnordfries. 6; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 461;
Nielsen, Dansk et. ordb. 205; Ordb. o. d. danske
sprog 9, 125; NOB s. v. ilder; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 402; Svenska akad. ordb. s. v. iller. Palander
1899: 62 f.; Sperlbaum 1957: 30 ff.

Die etym. Herleitung des Worts trifft auf
große Schwierigkeiten. Alle im Folgenden
angeführten Vorschläge erklären immer nur
einen Teil des Worts, bereiten aber für den
jeweiligen Rest Probleme: Am ehesten han-
delt es sich um ein verdunkeltes Komp.:
Pfeifer, a. a. O. geht von *ili(n)t-wis-jo- im
Sinn von rotbrauner Stinker zu uridg.
*h₁el- rot, braun (vgl. etwa ahd. elo gelb
[s. d.] < urgerm. *ela- und ahd. elah[o]
Hirsch [s. d.]) und *is- stinken aus; vgl.
nhd. Wiesent < ahd. wisunt, wisant (s. d.) und
Wiesel < ahd. wisula (s. d.). Zwar bleibt bei
dieser Erklärung die im Ahd. regelmäßig
auftretende Geminate -ll- unberücksichtigt,
doch kann davon ausgehend die morphologi-
sche Gestalt des Komp. noch präzisiert wer-
den: Im VG existieren n-haltige neben n-
losen Formen. Erstere weisen auf eine urspr.
Ableitung mit dem Suff. uridg. *-nt-. Dieses
Suff. dient u.a. zur Bildung von Adj. von
nichtverbalen Wz. Bei einer Wz. uridg.
*h₁el- rot, braun würde eine solche Form
uridg. *h₁él-ent- > urgerm. *elinđ- > west-
germ. *ilind- > ahd. *ilint- lauten. Gestützt
wird eine derartige Form des Mask. durch
air. elit f. Reh < uridg. *h₁el-t-ih₂-. Für -ll-
sind dann außer der Annahme einer ex-
pressiven Gemination zwei Erklärungen
möglich: Entweder handelt es sich um eine
alte Gruppe uridg. *-lH-, die in der Stellung
nach betontem Vokal zu urgerm. *-ll- führt
(vgl. Müller 2008: 88 ff.) oder um altes *-ln-.
Bei der erstgenannten Möglichkeit ergäbe
sich, auf der Basis der Wz. uridg. *h₁elh₂-
herumziehen, Folgendes: Aufgrund der
umfärbenden Wirkung von *h₂ und zu po-
stulierendem uridg. *h₁élh₂-ent- > urgerm.
*ellanđ- müsste mit einer analogischen Um-
bildung des Suff. zu urgerm. *ellinđ- ge-
rechnet werden, wobei aber das Vorbild un-
klar bleibt. Für den zweiten Vorschlag, nach
dem eine Wz. uridg. *h₁el- rot, braun anzu-
setzen ist, ist auf die Ableitungen mit n-Suff.
im Gr. (gr. ἔλλος m. < urgr. *el-no- < uridg.
*h₁el-no-), Balt. (lit. élnias [Akz.-Kl. 1, 3],
élnis [Akz.-Kl. 1, 3], álnis m. Hirsch, lett.
anis m. Elch, Slaw. (aksl. [j]elenь
Hirsch, alъnii f. Hirschkuh, russ. lan’ f.
Hirschkuh, olén’ m. Hirsch, Hirschkä-
fer
, slowen. jélen m. Hirsch etc.) < uridg.
*h₁e(/o)l-n(i)o/ih₂- sowie arm. ełn Hirsch-
kuh, Hinde
(< uridg. *h₁el-[h₁]en-) zu ver-
weisen (zu diesen Bildungen vgl. ausführ-
lich Schaffner 2005: 142144). Für lit. él-
ni(a)s und die slaw. Formen würde eine
Wz. ultimae laryngalis ohnehin besser pas-
sen und keine analogische Umformung des
Akzents nötig machen. Auch für die balt.
Formen wäre uridg. *h₁elh₂-n(i)o- der
Wanderer, Streuner
eine durchaus mögliche
Vorform.

Auf Grundlage dieser Etym. können aber die
n-losen Formen kaum erklärt werden, hier
müsste dann allenfalls mit irregulärem Na-
salschwund im Nebenton o. ä. gerechnet
werden.

Weiter nicht erklärbar sind die gelegentlich
auftretenden Formen mit Vokallänge im HG.
Diese dürften analogisch nach unbekanntem
Vorbild sein. Im HG ist mit der Entwicklung
urgerm. *-is-a(n)- > westgerm. *-issa(n)-
und anschließender Vereinfachung der Ge-
minate in nichterster Silbe (vgl. Braune-Reif-
fenstein 2004: § 93 Anm. 1) zu *-isa(n)-
sowie frühem Schwund des *-- nach Kons.
in der Kompositionsfuge zu rechnen (vgl.
Braune-Reiffenstein 2004: § 109 Anm. 4).
Sollten die gelegentlichen Langvokalfor-
men nicht analogisch sein, könnten sie auf
alte Vollstufe des HG deuten: (vor)urgerm.
*-es-a(n)- > westgerm. *-īssa(n)- >
*-īsa(n)-.

Angenommen wurde auch ein Zusammenhang mit
schwäb. illen f. Beule, gr. ἴλια, ἴλιον, lat. īlia Unter-
leib (nach de Vaan, Et. dict. of Lat. 298 without
etymology
; das gr. Wort könnte aus dem Lat. ent-
lehnt sein). Die Bed. der Gesamtbildung bleibt dabei
aber ebenso unklar wie deren morphologische Gestalt.

Walde-Pokorny 1, 151; Pokorny 304. 499; Frisk, Gr.
et. Wb. 1, 483 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 333; Beekes,
Et. dict. of Gr. 1, 402 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
1, 678; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 308; de Vaan, Et.
dict. of Lat. 298; Martirosyan, Et. dict. of Arm. 253;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 68f; Berneker, Slav. et.
Wb. 1, 263 f.; Trubaëv, t. slov. slav. jaz. 6, 19 f.;
Derksen, Et. dict. of Slav. 140. 368 f.; Bezlaj, Etim.
slov. slov. jez. 1, 225; 2, 124; Snoj, Slov. etim. slov.²
238; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 13. 264; ders., t. slov.
russ. jaz. 2, 458; 3, 134 f.; Schuster-ewc, Hist.-et.
Wb. d. Sorb. 444; Fraenkel, Lit. et. Wb. 120; Smo-
czyski, Słow. et. jz. lit. 146; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 1, 68; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 67; Fick
2 (Kelt.)⁴ 42; Matasovi, Et. dict. of Proto-Celt. 115;
Delamarre, Dict. gaul.³ 160 f.; Dict. of Irish E-109.
Sławski 1952 ff.: 1, 556 f.; 4, 458 ff.

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