inct
Band V, Spalte 96
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inct n. a-St., nur in Gl. 3,382,21 (Ox-
ford, Jun. 83, 12./13. Jh., mfrk.): Tinte; in-
caustum
Var.: verschrieben inet. Früh-
nhd. inke f. Tinte, nhd. dial. westf. inket
Tinte; weit verbreitet ist das Wort noch im
Rip. und nördl. davon, wo neben anl. i- auch
Formen mit anl. e-, o- und u- begegnen; vgl.
ndsächs. enk(e)t, enk(e) sowie vereinzelte
suffixale Erweiterungen wie eŋkǝrt, eŋkǝls
oder iŋkǝs.

Ahd. Wb. 4, 1605; Splett, Ahd. Wb. 1, 1220; Schütz-
eichel⁷ 164; Starck-Wells 303; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 5, 51; Bergmann-Stricker, Katalog Nr.
726; Frühnhd. Wb. 8, 112; Dt. Wb. 2, 1179 f.; Kluge²¹
779. Müller, Rhein. Wb. 3, 1090; Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 112; Jungandreas, Ndsächs. Wb. 3, 967.
Müller-Frings 196668: 1, 94. 158 f.; 2, 103 ff. bes.
103. 107.

In anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. enket, inket; mndl. inket, inct, int,
(enk, ink), nndl. inkt, daneben nndl. dial. ink;
nwestfries. inket, saterfries. äänket; me.
(h)ink(e), (h)enk(e), ne. ink.

Nach de Vries wurde das Wort für die Bez.
der Purpurtinte zu der Zeit entlehnt, als Trier
Sitz röm. Kaiser war, und habe sich dann
von dort den Rhein abwärts nach Norden
verbreitet. Zugrunde liegt (m)lat. encautum <
lat. encaustum n. purpurrote Tinte < gr.
ἔγκαυστον eingebrannt, dem substantivier-
ten Part.Perf.Pass. zu ἐγκαίω brenne ein (<
uridg. *keh₂e/o-; vgl. LIV² 348): Mit dieser
Tinte unterschrieben die röm. Kaiser. Das
Wort gelangte in der Form énket dann ins
ndl. und ndd. Gebiet, wo es heute noch ge-
läufig ist. Aus dem Vergleich der gallorom.
und germ. Formen einerseits mit den
italorom. andererseits ergibt sich, dass das
Wort zweimal entlehnt wurde, einmal im
Süden mit der lat. Betonung encáustum,
einmal mit gr. Betonung und schon ge-
schwundener Endung als éncausto, das sich
von Trier aus nach Osten und Westen ver-
breitete. Aus dieser mlat. Form entstand afrz.
enca, enque, das weiter ins Mndl. als enk,
ink entlehnt wurde, außerdem ins Me. über-
nommenes (h)ink(e), (h)enk(e) > ne. ink
Tinte. Weitere Fortsetzer des mlat. Worts
sind frz. encre, italien. inchiostro (< vulg.lat.
*encaustrum) neben encausto, das ins West-
slaw. entlehnt wurde; vgl. tschech. inkoust,
seltener ingoust, poln. inkaust, enkaust, in-
kałust. Aus dem Poln. gelangte das Wort
dann weiter ins Lit. als inkaustas, das aber
nur selten bezeugt ist.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 1, 547; 2, 1, 436;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 365; Verwijs-Ver-
dam, Mndl. wb. 2, 671; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
276; Suppl. 76; Vries, Ndls. et. wb. 282; Et. wb. Ndl.
F-Ka 528; Fryske wb. 9, 320; Dijkstra, Friesch Wb. 2,
15; Fort, Saterfries. Wb. 72; ME Dict. s. v. inke n.;
OED² s. v. ink n.¹. Frisk, Gr. et. Wb. 1, 757; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 481; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 618
(καίω); Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 404; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 196; Thes. ling. lat. 5, 2, 556 f.;
7, 1, 850; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 492; Du
Cange² 3, 264. 322; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 3248;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 2869; Wartburg, Frz.
et. Wb. 3, 224 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 430.
Brückner 1927: 192; Skardius 1931: 85; Sławski
1952 ff.: 1, 460; Bakowski 2000: 2, 548.

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