indih
Volume V, Column 77
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indihAWB m. a-St., in Gl. 3,502,1 (Bern,
Cod. 803, wohl 11./12. Jh.): Indigo; in-
dicum
. Nur der Nom.Sg. ist belegt. Mhd.
indich st.m., daneben endich, endit st.f.,
frühnhd. auch endich m. und schon endigo,
frühnhd. indigo m., nhd. Indigo m./n. blauer
Farbstoff
, adj. indigo indigoblau, auch äl-
ter nhd. noch Endich, Indig(-) m., bei Goethe
noch als Hapaxlegomenon adj. indigblau.
Das Standardnhd. weist keinen Fortsetzer der
frühen Entlehnung indih auf, die Form lebt
aber vereinzelt in Dial. weiter; vgl. luxem.
innech, indech, ennech (Luxemb. Wb. 1, 267;
2, 207). Daneben wurde das Wort (wohl über
das Frz.) aus dem Span. neu entlehnt als In-
digo. Der erste Beleg für die Neuentlehnung
stammt von 1662.

Ahd. indih steht für den Farbstoff, der aus
der in Südostasien beheimateten Indigo-
pflanze gewonnen wurde. Dieser kam bereits
im Altertum durch gr. Vermittlung nach Eu-
ropa und wurde nach seiner Herkunft als
gr. ἰνδικόν das indische (Färbemittel) be-
zeichnet. Diese Bez. wurde ins Lat. als in-
dicum übernommen (mlat. auch indigus [co-
lor]), woraus das ahd./mhd. Wort entlehnt
ist. (Ahd. indisc adj. indisch scheint mit
diesem Wort nicht in Verbindung gebracht
worden zu sein.) Zunächst war im Dt. indigo
fast nur als Adj. gebräuchlich, das Subst.
setzte sich erst durch, als das billigere impor-
tierte Indigo das aus dem einheimischen
Waid gewonnene (vgl. dazu RGA² 33: 85
90) im 17. Jh. als Färbemittel verdrängte.

Ahd. Wb. 4, 1587; Splett, Ahd. Wb. 1, 1220; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 580; Schützeichel⁷ 164; Starck-Wells
302; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 47; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 67; Lexer 1, 552. 1430;
Frühnhd. Wb. 8, 78 f.; Diefenbach Gl. lat.-germ. 294
(indicum); Dt. Wb. 3, 461; 10, 2111; Dt. Wb.² 8, 1300;
Kluge²¹ 326; Kluge²⁵ s. v. Indigo; Pfeifer, Et. Wb.²
578. Marzell [194358] 2000: 2, 1006 f.

Der gleiche Entlehnungsvorgang ist auch für
die anderen germ. Sprachen anzunehmen, in
denen jeweils nur das neuentlehnte Wort
begegnet; vgl. etwa nndl. indigo. Das Ndl.
zeigt im 14. Jh. noch eine isolierte Entleh-
nung insee (lies: indsce) der indische für
den Farbstoff, die nicht fortgesetzt ist. Wei-
tere Belege in germ. Sprachen sind: nndl.
indigo; nfries. indigo; ne. indigo, älter (ab
16. Jh.) auch indico; nisl. indígó-, dän.,
norw., schwed. indigo.

Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 275; Vries, Ndls. et. wb.
281; Et. wb. Ndl. F-Ka 517; Fryske wb. 9, 287; ME
Dict. s. vv. īnde n., īnde adj.; OED² s. v. indigo n.;
Magnússon, sl. Orðsb. 421; Ordb. o. d. danske sprog
9, 346 f.; NOB s. v. indigo; Hellquist, Svensk et. ordb.³
405; Svenska akad. ordb. s. v. indigo.

Die ältesten Bezeugungen der modernen
Wortformen, die dann in die germ. Sprachen
entlehnt wurden, stammen aus dem 13. Jh.:
venez. indego, italien. indaco, indargo. Die
Zeugnisse von der iberischen Halbinsel sind
deutlich jünger: span. indico (1555), später
indigo, und port. indigo (1695), weshalb
wohl von einer Ausbreitung des Worts von
den italien. Hafenstädten, wenngleich in
port. Form, auszugehen sein dürfte, da der
Asienhandel stark von port. Händlern ge-
prägt war.

Weiterhin gehören als lautgesetzliche Fort-
setzer von lat. indus indisch dazu: afrz.
inde adj. blau, ins Violette reichend, aprov.
indi, endi m. Indigo; das frz. Wort wurde
auch als Adj. und Subst. īnde indigoblau,
Indigoblau
ins Me. entlehnt, das Subst. seit
dem 13., das Adj. seit dem 14. Jh. Das
Kymr. kennt das wohl über das Engl. vermit-
telte Lehnwort indigo indigoblau, Indigo-
pflanze
seit dem 18. Jh., das Slowen. das
über das Dt. gekommene îndigo n. seit dem
19. Jh., das Russ. ebenfalls über das Nhd.,
ggf. über das Nndl. entlehntes índigo n. Ins
Ung. gelangte das Wort in der Form indigó
ebenfalls über das Nhd. (oder das Italien.),
während nisl. indígóblár indigoblau über
das Dän. vermittelt wurde. Russ. indígo ist
ebenfalls über das Dt. ins Russ. vermittelt
(Orel 2011: 1, 397).

Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 689; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 4894; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 4377;
DEAF I-192 ff.; Wartburg, Frz. et. Wb. 4, 645; Snoj,
Slov. et. slov.² 220; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 482;
ders., t. slov. russ. jaz. 2, 131; Dict. of Welsh 2021.
Lumtzer-Melich 1900: 139; Benkő 196784: 2, 211;
Lokotsch 1975: Nr. 909; Benkő 199297: 1, 612.

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