irleskan
Band V, Spalte 1208
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irleskan st.v. III (prät. irlasc, -, part.
prät. irloskan), in Gl. 2,444,48 (in 2 Hss. des
10. und 11. Jh.s, Zeit der Gl.einträge un-
bekannt). 551,44 (11. Jh.); 3,374,57 (12./
13. Jh.), im T, in MF, NMC, Nps und Npw:
erlöschen, verlöschen, erkalten; emori, ex-
stinguere, refrigescere
, part.prät. erloschen;
reses
, irloskan kôla erloschene Kohle; car-
bo
, fiur daz nio irloskan ni mag nicht aus-
zulöschendes Feuer; insopibilis igniculus

Var.: präs. ar-; -lisk-, -lisg-, -lesc-; prät.
-lasch; part.prät. erloscen, -losg-, -lossch-,
-lossc-. Mhd. erleschen st.v. erlöschen,
nhd. erlöschen st.v. zu brennen aufhören,
schwächer werden, aussterben
. Die Rundung
des Wz.vokals, die vereinzelt ab dem 15. Jh.
zuerst beim sw. Verb (s. lesken) auftritt, wird
auf das st. Verb übertragen und hat sich im
19. Jh. allgemein durchgesetzt. Nhd. mdartl.
sind mitunter noch Formen ohne Rundung
belegt: schweiz. leschen, erleschen, daneben
auch löschen, els. leschen, lothr. leschen.

Ahd. Wb. 5, 860; Splett, Ahd. Wb. 1, 529; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 617; Schützeichel⁷ 198; Starck-Wells
371; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 60; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 402. 579. 726. 771; See-
bold, ChWdW9 508; Graff 2, 280; Lexer 1, 650; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 246 (exstinguere). 562 (refrigesce-
re); Dt. Wb. 3, 906; Kluge²¹ 446 f. (s. v. löschen¹);
Kluge²⁵ s. v. löschen¹; Pfeifer, Et. Wb.² 812 (s. v. lö-
schen¹). Schweiz. Id. 3, 1460 f.; Martin-Lienhart,
Wb. d. els. Mdaa. 1, 618; Follmann, Wb. d. dt.-lothr.
Mdaa. 1, 336.

In den anderen westgerm. Sprachen ent-
sprechen: as. leskan st.v. III erlöschen; non
ardēre
in WaD 107, 17 (Hs. 10./11. Jh.,
Zeit des Gl.eintrags unbekannt), mndd. *le-
schen st.v. erlöschen, ausgehen, nur part.
prät. [ge-]loschen; mndl. lesscen st.v. aus-
gehen, verkümmern
, nndl. lessen aufhören
lassen
(mit Zusammenfall von st. und sw.
Verb): < urgerm. *-leske/a-.

Falk-Torp (Fick 3 [Germ.]⁴ 533) stellen das
Verb unter Annahme eines s-mobile zu aisl.
slokinn erloschen, Part.Prät. zu einem nicht
belegten st.v. IV anord. *sløkkua (< urgerm.
*sleke/a-; vgl. Noreen [1923] 1970: §§ 82,
3. 496 Anm. 5) und letztendlich zum Adj.
aisl. slakr schlaff < urgerm. *slaka- (s.
slah).

Fick 3 (Germ.)⁴ 533; Seebold, Germ. st. Verben 333;
Tiefenbach, As. Handwb. 237; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 204; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1,
791; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 671; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 4, 400 (lesscen¹); Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 380; Vries, Ndls. et. wb. 393f.; Et. wb.
Ndl. Ke-R 209 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 517; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 928 ff.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 3, 438; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 266; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1054 f.;
Magnússon, sl. Orðsb. 896; Nielsen, Dansk et. ordb.
388 (slag²); Bjorvand, Våre arveord² 994 f.; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 640; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 983.
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 855.

Zumeist wird das st. Verb als Ableitung von
der Wz. vorurgerm. *legh- sich (hin-)legen
mit dem Suffix uridg. *-se/o- angesehen,
mit Entwicklung von urgerm. *-leske/a- über
*-lek-ske/a- aus *-le-ske/a-. Problematisch
bei dieser Herleitung ist jedoch, dass uridg.
-se/o-Bildungen in der Regel eine tiefstu-
fige Wz. zeigen (vgl. LIV² 19). Doch könn-
te hier eine sekundäre Vollstufe eingetreten
sein, da bei einer schwundstufigen Bildung
uridg. *gh-se/o- > urgerm. ul-ske/a- der
Zusammenhang mit dem Grundwort unklar
geworden wäre.

Nach einer anderer Etym. besteht ein Zusam-
menhang mit ahd. slah (s. d.), aisl. slakr
schlaff < urgerm. *slaka-. Bei diesem An-
satz kommen zwei Wz. als Ausgangspunkt
in Frage, wobei auch hier dasselbe morpho-
phonologische Problem wie bei der o.g. Lö-
sung auftritt. Einerseits kann die Wz. uridg.
*sle()- erschlaffen (LIV² 569) fortgesetzt
sein. Uridg. *slo()-o- > urgerm. *slaka- >
aisl. slakr ist dann völlig regulär. Daneben
stand aisl. lakr schlecht, geringwertig, das
wie ahd. irleskan dann aber eine uridg. Wz.
mit einem s-mobile fordert, das im ahd. Wort
nicht vorhanden war. Der Ansatz mit *s- be-
ruht bei dieser Wz. in erster Linie auf dem
aisl. Etymon, zugehörige Wörter im Gr. (z.B.
*s()-ró- gr. λαγαρός dünn, mager) und
Lat. (z.B. uridg. *s()-so- > lat. laxus geräu-
mig, weit, lose
; für diese Sippe geht man
auch von einer Wz. uridg. *sleh₂()- mit An-
schluss an kelt. Material aus; vgl. etwa Mata-
sovi, Et. dict. of Proto-Celt. 232) sind auf-
grund des lautgesetzlichen Schwunds von ur-
idg. *s- /__l nicht aussagekräftig.

Bjorvand, Våre arveord² 994 f. führt das aisl.
Wort wiederum auf eine erweiterte Wz. ur-
idg. *sleh₁-g- zurück (vgl. aber den Ansatz
uridg. *sleh₁()- ans Ende kommen; LIV²
569). Genauer wäre auch hier der Ansatz
einer Wz. mit s-mobile. Auf diese Wurzel-
form können die meist hierzu gestellten Ety-
ma mit langvokalischer Wz. wie aisl. slókr
schlaffer Bursche < uridg. *sloh₁()-o- als
lautgesetzliche Vollstufen zurückgehen, wo-
bei bei der Vorform von aisl. slakr eine
analogische Umbildung einer schwundstufi-
gen Bildung uridg. *sh₁()-o- > urgerm.
sulka- *salka- vorgenommen wäre.
Wollte man ahd. irleskan damit verbinden,
müssten ebenfalls wieder die o.a. morpho-
phonologischen Umstrukturierungen ange-
nommen werden.

Die zahlreichen verschiedenen im Germ.
bezeugten Vokalstufen zeigen entweder ver-
schiedene analogische Prozesse, oder die
beiden semantisch und lautlich ähnlichen
Wz. uridg. *(s)le()- erschlaffen und uridg.
*(s)leh₁()- ans Ende kommen sind konta-
miniert worden. Jedenfalls gehört ahd. ir-
leskan aufgrund seiner Bed. eher hierzu als
zu *legh- sich (hin-)legen.

Walde-Pokorny 2, 425; Pokorny 659. 959 f.; LIV²
401 f. 569; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 68; Chantraine, Dict.
ét. gr. 611; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 819 f.; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 758 f.; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 340. 348; de Vaan, Et. dict. of Lat. 325. 331;
Fick 2 (Kelt.)⁴ 238; Holder, Acelt. Spr. 2, 116; Ma-
tasovi, Et. dict. of Proto-Celt. 232; Hessens Ir. Lex.
2, 51; Dict. of Irish L-14 f.; Dict. of Welsh 2075
(llacc²). Krahe-Meid 1969: 3, § 188.

S. liggen, slah.

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