jûse
Band V, Spalte 327
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jûse f. jōn-St., in Gl. 4,179,25 (Ad-
mont, StiftsB 508, 12. Jh.): Zwischen-
mahlzeit, Imbiss; antecenia
. Mhd. jûs
st.m. Zwischenmahlzeit, Schwelgen, nhd.
dial. bair. jause und im österr. Standard Jau-
se f. Brotzeit, Zwischenmahlzeit, Imbiss.
Das nhd. Wort setzt direkt spätahd. jûse fort,
die mask. Form des Mhd. ist verdrängt wor-
den. Aufgrund der Verbreitung des Wortes
ist eine Entlehnung aus dem Slowen. oder
Alpenslaw. anzunehmen (s. u.).

Ahd. Wb. 4, 1857; Splett, Ahd. Wb. 1, 1220; Schütz-
eichel⁷ 170; Starck-Wells 318; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 5, 123; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 6;
Lexer 1, 1491; 3, Nachtr. 264; Dt. Wb. 10, 2272;
Kluge²¹ 331 f.; Kluge²⁵ s. v. Jause; Pfeifer, Et. Wb.²
596. Tiefenbach, As. Handwb. 203. DRW 6, 484.
Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1210; Lexer, Kärnt. Wb.
151; Schöpf, Tirol. Id. 292; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 1, 316; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 364.

Spätahd. jûse ist aus slowen. ina Mit-
tagessen
(vgl. auch mala júina Frühstück,
in kärntnerslowen. Dial. kontrahiert zu mav-
ina) entlehnt. Die sw. Flexion des Wortes
könnte ein Reflex des slowen. nasalhaltigen
Suff. -ina sein. Nhd. dial. jause muss aus
dem slowen. Wort vor dem Einsetzen der
mhd. Diphthongierung (im südösterreichi-
schen Raum bereits im 12. Jh.) übernommen
worden sein. Für diese Zeit spricht auch die
Vertretung von slowen. -- durch mhd. -s-;
denn dieses s wies zumindest anl. und in
intervokalischer Stellung noch das Allophon
[] oder [ç] auf (Paul 2007: §§ L 17 [S.
74 f.]. 120f.). Das slowen. Wort ist eine Ab-
leitung mit der Bed. was zum Mittag ge-
hört, Mittagessen
von slowen. jg oder ge-
meinslaw. *jugъ Süden, Mittag < uridg.
*h₂go- zur Wz. uridg. *h₂eg- leuchten,
strahlen
. Die Ableitung mit Nasalsuff. tritt
in weiteren slaw. Sprachen auf: in der Bed.
Mittagessen in bulg. ina, dial. auch ju-
ína, júnina, maked. uina, serbo-kroat.
dial. jȕina, uina, polab. azain, ozai-
n, poln. dial. juyna; dagegen russ. úin
Abendessen, dial. auch úina; in der Bed.
Südwind serbo-kroat. jȕina, slowak. ju-
ina. Auf einer Rückentlehnung des Dimi-
nutivs zu jause, bair. jausel, beruht slowen.
jọ̑k, meist Pl. jọ̑ki Imbiss, auf einer Rück-
entlehnung von bair. jause, jausn auch serbo-
kroat. jàuzn, jauzna Vespermahlzeit

Berneker, Slav. et. Wb. 1, 457 f.; Trubaëv, Et. slov.
slav. jaz. 8, 203; Derksen, Et. dict. of Slav. 207 f.; Et.
slov. jaz. staroslov. 295 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 1,
235; Snoj, Slov. et. slov.² 243. 244. 245; Vasmer,
Russ. et. Wb. 3, 176; ders., t. slov. russ. jaz. 4, 152;
Olesch, Thes. ling. drav.pol. 284. Striedter-Temps
1958: 138; Orel 2011: 4, 281 f. (jug).

S. jussal.

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