j adv., seit dem 8. Jh. in Gl., I, B, GB,
T, OT, WK, H, MF, MH, O, Ol, Os, Ph,
WH, NBo, NCat, NMC, Ni, Nm, Nps, Npg
und Npw: ‚schon, bereits, einst, früher, zu-
vor, vormals; aliquando, dudum, iam, iam-
dudum, olim, quondam, tunc‘, j êr, êr j
‚früher einmal, einst, schon (lange)‘, j forn,
j fora ‚schon lange‘, j ni, ni j ‚nicht
mehr‘, j wîla ‚schon längst, schon geraume
Zeit‘, n j, j n ‚nun schon, bereits, so-
eben, sogleich‘, j (n) sâr ‚(gerade) schon,
sogleich‘, j unforn ‚unlängst, kürzlich‘, j
in altar ‚irgendeinmal; aliquando‘ 〈Var.: jo,
giu, igiu (zu anl. gi- vgl. Braune-Reiffenstein
2004: § 116 Anm. 3)〉.
Ahd. Wb. 4, 1826 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 434; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 643; Schützeichel⁷ 170; Starck-Wells
317. 824; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 114 f.;
Seebold, ChWdW8 172; ders., ChWdW9 454 f.; Graff
1, 577 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 31 (aliquando).
214 (dudum). 310 (iam, iamdudum). 448 (olim). 551
(quondam). 681 (tunc).
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. giu, iu ‚schon, bereits‘, mndd. io, ie, iū
‚je, immer, zu aller Zeit‘; andfrk. iu (fälsch-
lich in geschrieben); ae. gēo, gīo, iū ‚früher,
seit alters, vorher, einstmals‘, me. yū, iu ‚seit
alters, früher‘; afries. jū ‚einst‘; got. ju
‚schon, jetzt‘: < urgerm. *i̯u, *i̯ū. Falls die
Dehnung *u > ū erst ahd. ist (wie Braune-
Reiffenstein 2004: § 41 Anm. 1 annehmen),
sind die Dehnungen in den anderen germ.
Sprachen ebenf. einzelsprachlich. Die mndd.
Formen zeigen Vermischung mit Fortsetzern
des Wortes, das nhd. je entspricht.
*i̯ wurde früh auch ins Ostseefinn. entlehnt
und zeigt urfinn. Lautersatz /o/ für germ. *u.
Es lebt in finn. jo ‚schon‘ fort.
Fick 3 (Germ.)⁴ 328; Tiefenbach, As. Handwb. 201;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 193 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 159;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 104. 198; ONW s.v. ju;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 471; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 388 f.; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 791 ff.; Holthausen, Ae. et. Wb. 141; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 423; Suppl. 383; Suppl. 2, 34;
ME Dict. s.v. yū; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 303;
Lehmann, Gothic Et. Dict. J-10; Kylstra, Lehnwörter
1, 140. — Lühr 1982: 545.
Urgerm. *i̯u, *i̯ū beruht auf uridg. *h₂i̯éu̯.
Bei der Form mit Kurzvokal ist Kürzung im
Schwachton anzunehmen. Mit dem germ.
Wort sind zahlreiche Wortformen in den
balt. und slaw. Sprachen verwandt: lit. jaũ,
lett. jàu, apreuß. iau ‚schon‘; aksl. (j)u(-že)
‚schon‘, aruss. uže, juže, užde, russ. užé, už
‚schon‘, atschech. juž(e), již(e), už, osorb.
hižo, hužo, alt und dial. juž(o), ndsorb.
juž(o), južor, dial. južom, južno, apoln.
już(e), poln. już ‚schon‘. Die slaw. Formen
zeigen meist die Erweiterung um die Partikel
slaw. *-že. Als voreinzelsprachlicher Ansatz
ergibt sich vorurbalt./vorurslaw. *i̯ou̯, das
aus *i̯ou̯ oder *(i̯)eu̯ entstanden sein kann. In
den slaw. Formen kann aber auch urslaw. *ū
< vorurslaw. *au̯ (oder *ou̯) fortgesetzt sein,
das gr. αὖ ‚andererseits, wiederum‘ ent-
spricht. Wahrscheinlich gehört auch lit. jùk
‚doch, ja‘, lett. juk ‚ja, doch‘ hierher.
Man nimmt an, dass die schwundstufige Wz. mit
Gutturalerweiterung, ggf. zusammengesetzt mit ur-
idg. *-ku̯e ‚und‘, auftritt. Dies würde die balt. Bil-
dungen in die Nähe von ahd. joh ‚und auch‘ (s. d.)
rücken. Doch ist diese Herleitung nicht zu sichern.
Frühere Ansätze gehen von einem Zu-
sammenhang mit dem Pronominalst. uridg.
*(H)i̯o- aus. Im Paradigma dieses Stamms
trat aber kein *u auf, so dass mit irregulären
Lautveränderungen im Germ. gerechnet wer-
den musste (z.B. mit besonderer Entwi-
cklung im Schwachton [so etwa Lühr 1982:
418 Anm. 1: got. ju < instr. uridg. *(H)i̯o-h₁;
vgl. got. du ‚zu, hin‘ < uridg. *doh₁; s. zuo).
Zudem wären die balt. und slaw. Formen
dann von den germ. zu trennen. Plausibler ist
daher der Ansatz eines endungslosen Lok.
uridg. *h₂i̯éu̯ ‚im Leben, in der Lebenszeit,
schon, jetzt, einst‘ zum ablautenden Pa-
radigma uridg. nom. *h₂ói̯-u, gen. *h₂i̯-éu̯-s
‚Leben(szeit)‘ > ai. nom. yu n., gen. yóḥ
‚Leben(szeit)‘, aav. nom. āiiū, gen. yaoš
‚dss.‘. Möglicherweise gehen dann auch got.
ju, ahd. ju auf eine (wohl aus einem Komp.
abstrahierte) schwundstufige Form *h₂i̯-u-
zurück (vgl. NIL 278. 283). Dieselbe Wz. ist
in got. aiwins, ahd. êwîg (s. d.), lat. aevum
‚Zeitalter, Ewigkeit‘, gr. αἰών m. ‚(Lebens-)
Zeit, Dauer‘ und in ahd. jung (s. d.) fortgesetzt.
Walde-Pokorny 1, 101; Pokorny 285; NIL 277 ff.;
Mayrhofer, KEWA 1, 77; ders., EWAia 1, 171 f.; Bar-
tholomae, Airan. Wb.² 333. 1264 f.; Frisk, Gr. et. Wb.
1, 35 f. 49; Chantraine, Dict. ét. gr. 42f.; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 46 f.; Untermann, Wb. d. Osk.-Umbr.
70 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 21; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 13 f.; de Vaan, Et. dict. of Lat.
29; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 106; Berneker, Slav.
et. Wb. 1, 456 f.; Trubačëv, Ėt. slov. slav. jaz. 8,
190 f.; Derksen, Et. dict. of Slav. 207; Et. slov. jaz.
staroslov. 294 f.; Bezlaj, Etim. slov. slov. jez. 4, 440;
Snoj, Slov. etim. slov.² 865; Vasmer, Russ. et. Wb. 3,
176; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 4, 151 f.; Schuster-Šewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 472; Fraenkel, Lit. et. Wb. 190.
196; Smoczyński, Słow. et. jęz. lit. 229. 236; Müh-
lenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2, 96 f.; Karulis, Latv.
et. vārd. 1, 350 f.; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm.
41. 345; Mažiulis, Apreuß. et. Wb. 2, 12; Toporov,
Prusskij jazyk I-K 20 f. — Sławski 1952 ff.: 1, 597 f.;
Lühr 2000: 188 f.