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Volume V, Column 301
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jAWB adv., seit dem 8. Jh. in Gl., I, B, GB,
T, OT, WK, H, MF, MH, O, Ol, Os, Ph,
WH, NBo, NCat, NMC, Ni, Nm, Nps, Npg
und Npw: schon, bereits, einst, früher, zu-
vor, vormals; aliquando, dudum, iam, iam-
dudum, olim, quondam, tunc
, j êr, êr j
früher einmal, einst, schon (lange), j forn,
j fora schon lange, j ni, ni j nicht
mehr
, j wîla schon längst, schon geraume
Zeit
, n j, j n nun schon, bereits, so-
eben, sogleich
, j (n) sâr (gerade) schon,
sogleich
, j unforn unlängst, kürzlich, j
in altar irgendeinmal; aliquando Var.: jo,
giu, igiu (zu anl. gi- vgl. Braune-Reiffenstein
2004: § 116 Anm. 3).

Ahd. Wb. 4, 1826 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 434; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 643; Schützeichel⁷ 170; Starck-Wells
317. 824; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 114 f.;
Seebold, ChWdW8 172; ders., ChWdW9 454 f.; Graff
1, 577 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 31 (aliquando).
214 (dudum). 310 (iam, iamdudum). 448 (olim). 551
(quondam). 681 (tunc).

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. giu, iu schon, bereits, mndd. io, ie, iū
je, immer, zu aller Zeit; andfrk. iu (fälsch-
lich in geschrieben); ae. gēo, gīo, iū früher,
seit alters, vorher, einstmals
, me. yū, iu seit
alters, früher
; afries. jū einst; got. ju
schon, jetzt: < urgerm. *u, *ū. Falls die
Dehnung *u > ū erst ahd. ist (wie Braune-
Reiffenstein 2004: § 41 Anm. 1 annehmen),
sind die Dehnungen in den anderen germ.
Sprachen ebenf. einzelsprachlich. Die mndd.
Formen zeigen Vermischung mit Fortsetzern
des Wortes, das nhd. je entspricht.

* wurde früh auch ins Ostseefinn. entlehnt
und zeigt urfinn. Lautersatz /o/ für germ. *u.
Es lebt in finn. jo schon fort.

Fick 3 (Germ.)⁴ 328; Tiefenbach, As. Handwb. 201;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 193 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 159;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 104. 198; ONW s.v. ju;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 471; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 388 f.; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 791 ff.; Holthausen, Ae. et. Wb. 141; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 423; Suppl. 383; Suppl. 2, 34;
ME Dict. s.v. yū; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 303;
Lehmann, Gothic Et. Dict. J-10; Kylstra, Lehnwörter
1, 140. Lühr 1982: 545.

Urgerm. *u, *ū beruht auf uridg. *h₂é.
Bei der Form mit Kurzvokal ist Kürzung im
Schwachton anzunehmen. Mit dem germ.
Wort sind zahlreiche Wortformen in den
balt. und slaw. Sprachen verwandt: lit. jaũ,
lett. jàu, apreuß. iau schon; aksl. (j)u(-e)
schon, aruss. ue, jue, ude, russ. ué, u
schon, atschech. ju(e), ji(e), u, osorb.
hio, huo, alt und dial. ju(o), ndsorb.
ju(o), juor, dial. juom, juno, apoln.
ju(e), poln. ju schon. Die slaw. Formen
zeigen meist die Erweiterung um die Partikel
slaw. *-e. Als voreinzelsprachlicher Ansatz
ergibt sich vorurbalt./vorurslaw. *o, das
aus *o oder *()e entstanden sein kann. In
den slaw. Formen kann aber auch urslaw. *ū
< vorurslaw. *a (oder *o) fortgesetzt sein,
das gr. αὖ andererseits, wiederum ent-
spricht. Wahrscheinlich gehört auch lit. jùk
doch, ja, lett. juk ja, doch hierher.

Man nimmt an, dass die schwundstufige Wz. mit
Gutturalerweiterung, ggf. zusammengesetzt mit ur-
idg. *-ke und, auftritt. Dies würde die balt. Bil-
dungen in die Nähe von ahd. joh und auch (s. d.)
rücken. Doch ist diese Herleitung nicht zu sichern.

Frühere Ansätze gehen von einem Zu-
sammenhang mit dem Pronominalst. uridg.
*(H)o- aus. Im Paradigma dieses Stamms
trat aber kein *u auf, so dass mit irregulären
Lautveränderungen im Germ. gerechnet wer-
den musste (z.B. mit besonderer Entwi-
cklung im Schwachton [so etwa Lühr 1982:
418 Anm. 1: got. ju < instr. uridg. *(H)o-h₁;
vgl. got. du zu, hin < uridg. *doh₁; s. zuo).
Zudem wären die balt. und slaw. Formen
dann von den germ. zu trennen. Plausibler ist
daher der Ansatz eines endungslosen Lok.
uridg. *h₂é im Leben, in der Lebenszeit,
schon, jetzt, einst
zum ablautenden Pa-
radigma uridg. nom. *h₂ó-u, gen. *h₂-s
Leben(szeit) > ai. nom. yu n., gen.
Leben(szeit), aav. nom. āiiū, gen. yao
dss.. Möglicherweise gehen dann auch got.
ju, ahd. ju auf eine (wohl aus einem Komp.
abstrahierte) schwundstufige Form *h₂-u-
zurück (vgl. NIL 278. 283). Dieselbe Wz. ist
in got. aiwins, ahd. êwîg (s. d.), lat. aevum
Zeitalter, Ewigkeit, gr. αἰών m. (Lebens-)
Zeit, Dauer
und in ahd. jung (s. d.) fortgesetzt.

Walde-Pokorny 1, 101; Pokorny 285; NIL 277 ff.;
Mayrhofer, KEWA 1, 77; ders., EWAia 1, 171 f.; Bar-
tholomae, Airan. Wb.² 333. 1264 f.; Frisk, Gr. et. Wb.
1, 35 f. 49; Chantraine, Dict. ét. gr. 42f.; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 46 f.; Untermann, Wb. d. Osk.-Umbr.
70 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 21; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 13 f.; de Vaan, Et. dict. of Lat.
29; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 106; Berneker, Slav.
et. Wb. 1, 456 f.; Trubaëv, t. slov. slav. jaz. 8,
190 f.; Derksen, Et. dict. of Slav. 207; Et. slov. jaz.
staroslov. 294 f.; Bezlaj, Etim. slov. slov. jez. 4, 440;
Snoj, Slov. etim. slov.² 865; Vasmer, Russ. et. Wb. 3,
176; ders., t. slov. russ. jaz. 4, 151 f.; Schuster-ewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 472; Fraenkel, Lit. et. Wb. 190.
196; Smoczyski, Słow. et. jz. lit. 229. 236; Müh-
lenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2, 96 f.; Karulis, Latv.
et. vārd. 1, 350 f.; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm.
41. 345; Maiulis, Apreuß. et. Wb. 2, 12; Toporov,
Prusskij jazyk I-K 20 f. Sławski 1952 ff.: 1, 597 f.;
Lühr 2000: 188 f.

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