kînan
Band V, Spalte 514
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kînanAWB st.v. I, seit dem 8. Jh. in Gl.:
hervorsprossen, hervorkeimen, sich freu-
en(?); arridere, promere, pullulare
Var.:
ch-. Mhd. kînen, kîmen st.v. sich spalten,
öffnen, keimen, auswachsen, wachsen
, nhd.
mdartl. ndd., hess. keinen keimen, platzen,
sich öffnen
(dagegen ist nhd. keimen vom
Subst. Keim abgeleitet).

Ahd. Wb. 5, 158; Splett, Ahd. Wb. 1, 454; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 659; Schützeichel⁷ 175; Starck-Wells
330; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 210; See-
bold, ChWdW8 175; ders., ChWdW9 465; Graff 4,
449f.; Lexer 1, 1573 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 472
(pullulare); Dt. Wb. 11, 454 ff.; Kluge²¹ 363; Kluge²⁵
s. v. Keim; Pfeifer, Et. Wb.² 646. Kehrein, Volksspr.
u. Wb. von Nassau 157; Schambach, Wb. d. ndd. Mda.
100. Braune-Reiffenstein 2004: § 330 Anm. 1.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. kīnan keimen, mndd. kīmen, kīnen;
mndl. kinen reißen, spalten; ae. cīnan, me.
chīnen, ne. veralt. chine aufbrechen, rissig
werden
; got. keinan keimen (das Prät. ist,
bedingt durch das -n-, nach der sw.v. IV
gebildet: -keinoda): < urgerm. *kene/a-
aufspringen, keimen. Das im gesamten Pa-
radigma durchgeführte *-n- hat eigentlich
nur im Präs. seine Berechtigung (s. u.), was
sich auch an der n-losen Form got. (nom.
sg.n. part.prät.) us-kijanata zeigt (vgl. dazu
Braune-Heidermanns 2004: § 172 Anm. 2).

Dass das -n- nicht zur Verbalwz. gehört,
zeigen auch Ableitungen wie kîd Keim
(s. d.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 42 f.; Seebold, Germ. st. Verben
290 f.; Tiefenbach, As. Handwb. 209; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 303; Berr, Et. Gl. to Hel. 220; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 558; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 2, 461; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 1432;
Holthausen, Ae. et. Wb. 49; Bosworth-Toller, AS Dict.
154; ME Dict. s. v. chīnen v.¹; OED² s. v. chine v.¹;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 310; Lehmann, Gothic Et.
Dict. K-18.

Urgerm. *kene/a- setzt mit sekundärer
Vollstufe und Thematisierung ein zur Ver-
balwz. uridg. *eH- aufbrechen, keimen
gehörendes n-Infix-Präs. uridg. *i-né/n-H-
fort. Innerhalb des Germ. hat sich die ur-
sprünglich nur dem Präs. zukommende n-
Infix-Form außerhalb des Präs. verallge-
meinert (eine n-lose Form findet sich le-
diglich im Got. [s. o.]). Zu dieser Wurzel
stellen sich die nominalen Ableitungen aarm.
cil Knospe, Spross, Schössling und cił, ceł
dss., die auf eine l-Bildung *iH-l- zu-
rückgehen. Daneben findet sich eine prä-
sentische dhe-Neubildung im Balt.: lit. íe-
dti, lett. ziedēt [ziêdêt] blühen (< *eH-
dhe-).

Walde-Pokorny 1, 548 ff.; Pokorny 355 f.; LIV² 161 f.;
Martirosyan, Et. dict. of Arm. 341; Fraenkel, Lit. et.
Wb. 1305 f.; Smoczyski, Słow. et. jz. lit. 781;
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 4, 738 f.; Karu-
lis, Latv. et. vārd. 2, 556 f. H. Pedersen, ZVSp 39
(1906), 402.

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