kûmen, kûmôn
Volume V, Column 863
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kûmenAWB, kûmônAWB sw.v. I/II, seit dem
9. Jh., bei O, in Gl.: wehklagen, jammern,
sich beklagen, beschweren, etw. beklagen,
bejammern, beweinen, klagen, jammern;
complangere, conqueri, evolvere, excogitare,
flēre, plorare, queri
Var.: c(h)-; -o-. Zum
Nebeneinander der beiden Flexionsklassen
vgl. Schatz 1927: § 503. Mhd. kûmen sw.v.
trauern, wehklagen, nhd. dial. rhein. käu-
men bei jedem kleinen Unwohlsein, bei je-
der zu schwer dünkenden Arbeit klagen,
stöhnen, oft kränkeln, überhaupt ohne Grund
klagen, jammern, um Mitleid zu erregen,
unzufrieden sich äußern, sich über sein Los
beklagen, schwer stöhnend, pustend atmen,
sich recken und strecken, sich ausruhen,
nicht durchessen, wiederkäuen
.

Ahd. Wb. 5, 459 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 493; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 685; Schützeichel⁷ 185; Starck-Wells
351. 825; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 370.
374; Seebold, ChWdW9 482; Graff 4, 396 f.; Lexer 1,
1769; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 269 (flēre). 496 (plo-
rare); Dt. Wb. 11, 352 ff.; Kluge²¹ 360; Kluge²⁵ s. v.
kaum; Pfeifer, Et. Wb.² 640 f. Müller, Rhein. Wb. 4,
336 f.; 9, 1330. Riecke 1996: 346.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. kūmian sw.v. beklagen; mndl. cūmen
sw.v. klagen, nndl. dial. kuimen sw.v. sich
schwach fühlen, klagen, jammern
; afries.
kēma sw.v. klagen, sich beklagen (über): <
urgerm. *kūmie/a- (*kūmōe/a-).

Das Verb ist entweder von einem Adj. ur-
germ. *kūma- kläglich abgeleitet, das die
Grundlage für das Adv. urgerm. *kumōt mit
Mühe und Not
(s. kûmo) ist, oder vom Subst.
urgerm. *kūmō- Klage (s. kûma). Unklar
bleibt, ob dieses Adj. die Grundlage für eine
ja-Ableitung urgerm. *kūmia- kläglich ist
oder ob es sich hierbei um eine Rückbildung
aus dem sw. Verb handelt. Urgerm. *kūmia-
erscheint in mhd. kûm(e) dünn, schwach, ge-
brechlich
; mndd. kǖme schwach, matt, hin-
fällig, ohnmächtig
; nndl. kuim schwach;
nwestfries. kūm ruhig, willig, nnordfries.
käim empfindlich, spröde, zimperlich, schön;
ae. cme fein, lieblich, herrlich, glänzend
und wird für das Ahd. durch die Ableitung
kûmîg krank, schwach, kraftlos (s. d.) vo-
rausgesetzt.

Fick 3 (Germ.)⁴ 45; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 345 f.; Tiefenbach, As. Handwb. 222;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 315; Berr, Et. Gl. to Hel. 228;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 701; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 593; VMNW s. v. cumen; Ver-
wijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 2208 f.; Hofmann-Pop-
kema, Afries. Wb. 267; Richthofen, Afries. Wb. 862;
Fryske wb. 12, 18; Faltings, Et. Wb. d. fries. Adj.
329 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 67; Bosworth-Toller,
AS Dict. 182; Suppl. 140. Lexer 1, 1768. Wiss-
mann 1975: 88.

Das Adj. urgerm. *kūma- < vorurgerm.
*guH-mo- ist eine Ableitung von der Ver-
balwz. uridg. *geH- rufen, die unerweitert
in ahd. gikewen (s. d.) fortgesetzt ist.

Walde-Pokorny 1, 634 f.; Pokorny 403; LIV² 189.

S. gikewen.

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