klâr
Band V, Spalte 566
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klâr m. a-St., seit dem 11. Jh. in Gl.:
mineralische Substanz, Alaun; alumen, styp-
teria
Var.: c-, g-. Das Wort ist aus mlat.
clarus m. weißer Stein (Mlat. Wb. 2, 684)
entlehnt, einer Substantivierung zum Adj.
lat. clārus laut, weithin schallend, hell,
leuchtend, klar, deutlich, hervorstechend,
berühmt, berüchtigt
. Die Entsprechungen
in späterer Zeit (mhd. klâr st.n. das Kla-
re, Reine, Schöne, Baumharz
, nhd. veralt.
Klar n. das Klare) sind wegen der abwei-
chenden Bedeutung sicher unabhängige Sub-
stantivierungen zum Adj. ahd. klâr, mhd.
klâr hell, lauter, rein, glänzend, schön, herr-
lich
, nhd. klar durchsichtig, nicht trübe,
nicht durch Nebel, Wolken o. Ä. getrübt,
deutlich, genau erkennbar, unterscheidbar,
nicht heiser, rau, belegt, sondern wohl-
klingend und deutlich vernehmbar, sachlich-
nüchtern, überlegt, von Einsicht und Ver-
nunft zeugend und zu scharfem Urteils-
vermögen befähigt, fest umrissen, eindeutig,
für jedermann übersichtlich und verständ-
lich, in vorschriftsmäßigem Zustand und
bereit, fertig (zum Einsatz), (landschaftlich)
fein, stark zerkleinert, nicht grob
. Aus die-
sem Grund wird dem üblichen Ansatz des
Wortes ahd. klâr als n. hier nicht gefolgt.

Ahd. Wb. 5, 225; Splett, Ahd. Wb. 1, 463; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 664; Schützeichel⁷ 177; Starck-Wells
334; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 237; Lexer 1,
1606 f.; 3, Nachtr. 273; Dt. Wb. 11, 997; Kluge²¹ 374;
Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 661.

Das Adj. lat. clārus bzw. der frz. Fortsetzer
(s. u.) ist (neben der Substantivierung mlat.
clarum n. Eiweiß) auch die Entlehnungs-
grundlage für: mndd. klār adj. hell, strah-
lend, leuchtend, glänzend, spiegelnd, durch-
sichtig, ungetrübt
, klār n. Eiweiß; andfrk.
(nur in Toponymen) klār, frühmndl., mndl.
clare, nndl. klaar adj. klar, glänzend, laut,
fröhlich, scharf, sauber, bekannt
, klare Ge-
never
; afries. klār, klēr, nwestfries. klear,
saterfries. kloor klar, deutlich, eindeutig,
heiter
; me. clēr, ne. clear adj. klar, heiter,
übersichtlich, evident, licht, durchschaubar
,
me. clēr Helligkeit; (aus dem Mndd.) aisl.
klárr, nisl. klár, fär. klárur, ndän., nnorw.,
nschwed. klar hell, klar, aisl. klár n.
Eiweiß, nisl. klár klare Flüssigkeit, die vor
dem Melken aus dem Euter fließt
.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 569 f.; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 2, 472 f.; ONW s. v. klār;
VMNW s. v. clare²; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
1482 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 310; Suppl. 86;
Vries, Ndls. et. wb. 323; Et. wb. Ndl. Ke-R 63 f.;
Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 274; Fryske wb. 10,
382 ff.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 60; Fort, Saterfries.
Wb. 121; ME Dict. s. vv. clēr n., clēr adj.; OED² s. v.
clear adj., adv., and n.¹; Vries, Anord. et. Wb.² 314;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1050; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 2, 294; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 154; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 528;
Magnússon, sl. Orðsb. 471; Nielsen, Dansk et. ordb.
223; Ordb. o. d. danske sprog 10, 478 ff.; Torp,
Nynorsk et. ordb. 282; NOB s. v. klar; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 463; Svenska akad. ordb. s. v. klar.

Lat. clārus adj. (> italien. chiaro, afrz.
cler, nfrz. clair, span., port. claro) < ur-
idg. *kh₁ro- ist etymologisch mit ahd. hel
übereinstimmend (s. d.) verwandt.

Walde-Pokorny 1, 444; Pokorny 548 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 228; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 125; de Vaan, Et. dict. of Lat. 117 f.; Thes. ling.
lat. 3, 1271 ff.; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 244;
Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 2239; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 1963; Wartburg, Frz. et. Wb. 2, 1,
739 ff. Mlat. Wb. 2, 681 ff.

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