koggo²
Band V, Spalte 670
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koggo²AWB m. n-St., nur in Gl. 2,155,
26 (11. Jh., alem.) nom.sg. kocco . rancor:
Fäulnis, Verwesung; rancor. Der noch bei
Riecke 2004: 2, 371 anzutreffende Ansatz
kocko ist in Anbetracht der Fortsetzer kaum
haltbar. Die Schreibung -cc- ist vielmehr
obd. Schreibung für frk. -gg- (vgl. Braune-
Reiffenstein 2004: § 149 Anm. 7). Wenn
man an der Schreibung mit -cc- (= -gg-)
dagegen festhält, kann das Wort nicht un-
mittelbar zu den im späteren Dt. bezeugten
Wörtern gehören, die alle auf -g- weisen;
sondern -gg- ist alt. Es kann nicht auf einer
älteren Folge *-g- beruhen, da dann *kuggo
zu erwarten wäre. Vielmehr handelt es sich
um eine expressive Bildung zu der erst seit
mhd. Zeit belegten Basis ahd. *kogo ver-
endetes Tier
(also: das, was zum verende-
ten Tier gehört
Fäulnis), mhd. koge
sw.m. ansteckende Seuche, nhd. dial.
schweiz. chog m. Viehseuche, Leiche eines
Selbstmörders, verendetes Tier
, els. kog m.
alter Gaul, schwäb. kog m. krepiertes Tier,
kranker Mensch
, vorarlb. kog(e) m. Aas,
verendetes Tier
, bair. kog m. Aas, ver-
recktes Vieh
, kuga Viehseuche, Pest, tirol.
koug unguter, tückischer Mensch, Fleisch
von kranken Tieren
.

Ahd. Wb. 5, 297; Splett, Ahd. Wb. 1, 1222; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 671; Schützeichel⁷ 180; Starck-Wells
339. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 279;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 197; Graff 4, 361;
Lexer 1, 1662; Dt. Wb. 11, 1577. Schweiz. Id. 3,
183 ff.; Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 428;
Fischer, Schwäb. Wb. 4, 566 ff.; Jutz, Vorarlberg. Wb.
2, 111 f.; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1231; Schöpf,
Tirol. Id. 1, 347. Höfler 1899: 290; Riecke 2004: 2,
371.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen
der Ableitungsbasis: mndd. kōge (anste-
ckende) Krankheit
; mndl. coge Pest, (an-
steckende) Krankheit
: < urgerm. *kuan-.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 606; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 511; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 1676.

In der Regel werden die germ. Formen mit
einer bedeutungsgleichen und lautähnlichen
Wortgruppe im Slaw. verbunden: slowen.
kùga, kroat. kȕga Pest.

Diese werden zumeist als Entlehnungen aus
dem Dt. angesehen (bei Dt. Wb. 11, 157 wird
dagegen Entlehnung aus dem Slaw. ange-
nommen, weil: seuchen kamen ja aber oft
von osten her
), was bei einer späten Über-
nahme vielleicht möglich ist. In diesem Fall
müsste das Wort im Germ. ererbt sein.
Jedoch ist eine Anbindungsmöglichkeit nicht
offensichtlich.

Als Möglichkeit sei hier ein Anschluss an
die auch in ahd. koggo¹ Kogge (s. d.)
vorliegende Wz. urgerm. *ke-/*ku-
vorgeschlagen, die Rund-Sein bedeutet.
Unter der Annahme, dass das Wort *kuan-
eigtl. das verwesende Tier (das damit auch
Überträger von Krankheiten sein kann)
meint, kann erwogen werden, dass der
aufgeblähte Kadaver Grundlage für die Be-
nennung gewesen ist.

Berneker, Slav. et. Wb. 1, 638; Trubaëv, t. slov.
slav. jaz. 13, 85; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 2, 107;
Snoj, Slov. et. slov.² 332.

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