kopf
Band V, Spalte 692
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kopf auch kupf m. a-St., seit dem Ende
des 8. Jh.s in Gl. und in NMC: (Trink-)
Gefäß, Becher, Kelch, Schale, Krug, Kelch
am Leuchter, (Hinter-)Kopf; calix, cantha-
rus, condimeus, cratera, cuppa, cymbium,
occiput, poculum, scyphus, tallus, tonna,
vasculum
Var.: c(h)-; -(p)ph-, -pff-, -bf,
-ff-, -p-, -fpf-, -pp. Mhd. kopf st.m.
Trinkgefäß, Becher, Hirnschale, Kopf, nhd.
Kopf m. oft rundlicher [durch den Hals mit
dem Rumpf verbundener] Körperteil des
Menschen und vieler Tiere, zu dem Gehirn,
Augen, Nase, Mund und Ohren gehören,
Person mit best. [intellektuellen] Fähigkei-
ten, Person von best. Intelligenz, an der
Spitze von etw. stehende Person, Denk-,
Willenskraft, Einzelperson innerhalb einer
größeren Menge von Menschen, rundlicher,
oberer Teil von etw., essbarer, rundlicher
Teil best. Gemüse- und Salatpflanzen, der
etwa die Größe eines Menschenkopfes hat,
oberer Teil oder Vorderende von etw., dem
eine best. Wichtigkeit zukommt
.

Ahd. Wb. 5, 307 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 474; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 672; Schützeichel⁷ 180; Starck-Wells
340 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 287 f.; See-
bold, ChWdW8 179; ders., ChWdW9 475; Graff 4,
371; Lexer 1, 1676; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 155
(crater). 163 (cupa). 518 (scyphus); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 157 (cratera); Dt. Wb. 11, 1744 ff.; Kluge²¹
393 f.; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 717. Augst 1970.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. kop m. Becher, Kopf; andfrk. kop,
frühmndl. cop, mndl. cop, coppe Gefäß,
Napf, Becher, Trinkschale
, nndl. kop Ge-
fäß, Kopf
; afries. kop m., nwestfries., sa-
terfries., nnordfries. kop Becher, Kopf; ae.
copp m., me. cuppe, ne. cup Gefäß, Napf,
Becher, Trinkschale
; aisl. koppr m. Tasse,
Gefäß, Helmknauf
, nisl., fär. koppur, ndän.
kop Tasse, nnorw. kopp kleine Steine,
Gipfel, Spitze
, nschwed. kopp Tasse, Scha-
le
(die nordgerm. Wörter könnten auch als
Entlehnung aus dem Mndd. angesehen wer-
den). Möglicherweise liegt das Wort auch in
krimgot. -kop (in kilemschkop ich trinke den
Becher aus
) vor, wobei jedoch der erste Teil
des Wortes unklar bleibt.

Daneben steht im Ae. noch cuppe f. kleines
Trinkgefäß
.

In der Regel geht man davon aus (vgl.
Müller-Frings 196668: 2, 211 ff.), dass die
germ. Wortgruppe eine Entlehnung aus mlat.
cuppa f. Becher, einer Nebenform von lat.
cūpa f. Kufe, Tonne (s. kuofa), darstellt.
Bei dieser Auffassung muss die Bed. Kopf
in den Sprachen sekundär sein. Wenn man
jedoch die Wörter um nhd. Kuppe f. ab-
gerundeter oberster Teil eines Berges o.
Ä., Fingerkuppe
hinzuzieht, muss die Bed.
Kopf älter sein, da die Bed. Bergkuppe,
Kamm, Spitze
am einfachsten aus Kopf
herleitbar sind. Aus diesem Grund geht Lühr
1988: 276 davon aus, dass sämtliche Wörter
... an die Wurzel *k- wölben anschließ-
bar
sind, einer Erweiterung der uridg. Ver-
balwz. *ge- biegen, krümmen, wölben (s.
u. a. kiol, kof). Die urgerm. Vorform wäre so
*ku-an- Gewölbtes mit *kupp- < *kun-
mit n-Gemination.

Jedoch wird man auch bei dieser Herleitung
zur Erklärung der ahd. Lautungen mit -u-
nicht um eine sekundäre Beeinflussung von
mlat. cuppa herumkommen.

Möglicherweise hat man daher mit zwei
in den germ. Sprachen zusammengefallenen
Wortgruppen zu rechnen: 1. Erbwort in der
Bed. Kopf, mit Übertragung auch Kuppe,
und 2. Lehnwort in der Bed. Trinkgefäß.

Fick 3 (Germ.)⁴ 47; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 628; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 525; ONW
s. v. kop; VMNW s. v. cop; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 1871 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 337;
Suppl. 91; Vries, Ndls. et. wb. 350; Et. wb. Ndl. Ke-R
115 f.; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 279; Richtho-
fen, Afries. Wb. 877; Fryske wb. 11, 242 ff.; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 84 f.; Fort, Saterfries. Wb. 124; Sjölin,
Et. Handwb. d. Festlnordfries. XXXII; Holthausen,
Ae. et. Wb. 57; Bosworth-Toller, AS Dict. 166. 175;
Suppl. 132. 136; ME Dict. s. v. cuppe n.; OED² s. v.
cup n.; Vries, Anord. et. Wb.² 326; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 314; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2,
330; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 160; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 564 f.; Magnússon, sl.
Orðsb. 495; Nielsen, Dansk et. ordb. 234; Ordb. o. d.
danske sprog 11, 79 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb.
307 f.; NOB s. v. kopp; Hellquist, Svensk et. ordb.³
497; Svenska akad. ordb. s. v. kopp subst.¹; Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 311; Lehmann, Gothic Et. Dict. K-20;
Stearns, Crimean Gothic 141 f. Walde-Pokorny 1,
561 f.; Pokorny 396. Lühr 1988: 275 f.

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