lâh
Band V, Spalte 972
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lâh m. a-St., lâcha¹ f. ōn-St., in Ur-
kunden (1. Beleg von 770 mit lat. Endung
lachus; vgl. DRW 8, 237), seit dem 11. Jh.
in Gl.: Grenzzeichen; botinus, butina, sig-
num
Var.: lac. Mhd. lâche sw.f.
Grenzzeichen, Einschnitt, Kerbe in einem
Grenzstein oder Grenzbaum
, daneben lâ-
chene sw.f. dss., frühnhd. f./n. lache
Grenzzeichen, Grenze, Kerbe, ält. nhd. la-
che f. dss., nhd. fachspr. Lache ringförmi-
ger Einschnitt an Nadelbäumen zur Harzge-
winnung
, nhd. mdartl. schweiz. lāch, lāg m.
Einschnitt, Grenzzaun, Grenzgraben, Gren-
ze
, lāch n. Lichtung entlang der Grenzli-
nie, Grenzstreifen
, bad. lach(e) m., verein-
zelt f./n. Grenzstein, Grenzmarke, Scheid-
graben auf Wiesen, Grenze
, übertr. Pfos-
ten, Schwarzbrot in Stollenform
, schwäb.
lache f./n. Grenzzeichen, Einschnitt in Holz
oder Stein, Grenze, Marke, Grenzscheide
,
als FlurN (z.B. hoo looche), rhein. lach n.
Grenzbaum, Grenzstein, alter Baumstumpf,
pfälz. lache f., lach n. Markierungsstrich am
Boden, Grenze, Grenzpfad, Grenzmarkie-
rung
, auch als FlurN (Am Looch), südhess.
lach n. Grenze, Gemarkungsgrenze, thür.
lach m./n. Grenzstein, Grenzrain zwischen
Feldstücken, Grenze
; osächs. lachd m./f./n.
(mit unorganischem Dental nach Frikativ;
vgl. nhd. Dornicht < mhd. dornach) (Flur-)
Grenze, Grenzzeichen, Weg an der Flurgren-
ze
, heute nur als FlurN erhalten.

Ahd. Wb. 5, 588 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 508; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 700; Schützeichel⁷ 191; Starck-Wells
358. 825. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 5,
447 (mit Einordnung von lâcha¹ unter lacha Morast,
Sumpf
); Graff 2, 100 f.; Lexer 1, 1807 f.; 3, Nachtr.
289; Frühnhd. Wb. 9, 12 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
79 (botinus, butina); Dt. Wb. 12, 14; Kluge²¹ 417;
Kluge²⁴ s. v. Lache². Müller-Frings 196668: 2,
297 f.; J. Knobloch, Mu 88 (1978), 260; ders.,
Sprachw 5 (1980), 176 f. Schweiz. Id. 3, 998 ff.;
Ochs, Bad. Wb. 3, 343 (Lache²); Fischer, Schwäb.
Wb. 4, 904 f.; Müller, Rhein. Wb. 5, 9 f.; Christmann,
Pfälz. Wb. 4, 721; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 4, 74;
Vilmar, Id. von Kurhessen 252 (lochstein Grenz-
stein
); Spangenberg, Thür. Wb. 4, 8; Frings-Große,
Wb. d. obersächs. Mdaa. 3, 2. Grimm [1899] 1992:
2, 72 f.

Ahd. lâh hat keine Entsprechungen in an-
deren agerm. Sprachen. Der Beleg lach in
Gl. 2,354,28 = WaD 83, 23 (Karlsruhe, St.
Peter 87, 11. Jh.) ist nicht as., sondern ahd.

Für den m. a-St. lâh ist eine Vorform ur-
germ. *lē¹k-a- zu erschließen, für den f. ōn-
St. lâcha urgerm. *lē¹k-ōn-, der wahrschein-
lich eine alte Kollektivbildung fortsetzt. Zu-
grunde liegt eine Wz. urgerm. *lē¹k- Gren-
ze
.

Tiefenbach, As. Handwb. 229; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 83. 203 (lāch ahd.). Bergmann-Stricker,
Katalog Nr. 324.

Urgerm. *lē¹ka-/-ōn- kann auf eine vorur-
germ. Vorform *leh₁()o-, Koll. -ah₂- oder
*sleh₁()o-, Koll. -ah₂- mit s-mobile zurück-
gehen. Für das s-mobile-haltige Rekonstrukt
finden sich Fortsetzer in außergerm. Spra-
chen. Am nächsten steht dem ahd. Wort osk.
slaagí- Grenze < uridg. *sh₁()i- mit Ver-
allgemeinerung der Ablautstufe aus den sw.
Kasus. Zugrunde liegt ein urspr. protero-
dynamisches Paradigma nom.sg. *sléh₁()-i-
s, gen.sg. *sh₁()-é-s. Aus dem Gr. stellen
sich das Adj. ληκτικός endigend und das ti-
Abstraktum λῆξις f. das Aufhören, Ende <
uridg. *(s)léh₁()-ti- mit Hochstufe hierher,
die vom primären Verb λήγω höre auf, en-
de
< uridg. *(s)léh₁()-e/o- abgeleitet sind
(vgl. B. D. Joseph, Glotta 60 [1982], 112
115).

Der Ansatz eines s-mobile im Gr. ist wegen ἄ-λληκτος
unaufhörlich u. a. (vgl. Schwyzer, Gr. Gramm.² 1,
310. 414) wahrscheinlich.

Die von Seebold (vgl. Kluge²⁵ a. a. O.) ver-
mutete Verbindung von ahd. lâh usw. mit ai.
lákman- n. Marke (zur Kennzeichnung des
Viehs), Mal
, laka- n. Marke, Kennzei-
chen, Merkmal, Ziel
scheidet wegen des un-
terschiedlichen Wurzelvokals aus. Ai. -a-
setzt uridg. *-e-, *-a- oder *-o- fort, während
urgerm. *-ē¹- auf uridg. *-eh₁- zurückgeht.
Wahrscheinlich gehören ai. lákman- und
laka- (eigtl. worauf man achtet, woran man
etw. erkennt
) zu den l-Formen von ai. rak-
schützen, auf etw. achten < uridg. *h₂leks-,
das auch in gr. ἀλέξω wehre ab fortgesetzt
ist (vgl. LIV² 278).

Walde-Pokorny 2, 712; Pokorny 959; LIV² 565;
Mayrhofer, KEWA 3, 83 f.; ders., EWAia 2, 472;
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 113 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.
635 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 954 f.; Untermann,
Wb. d. Osk.-Umbr. 686 f. S. Ziegler, in Neri-Ziegler
2012: 101 f.

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