lîhtidaAWB f. ō-St., im Abr (1,202,23 [Kb])
und bei O: ‚Leichtigkeit, Erleichterung; lena
[lenis]‘ (zur Glossierung vgl. Splett 1976:
283). Adjektivabstraktum mit dem Fortsetzer
des Suffixes urgerm. *-iþō-. S. lîht(i), -ida. —
lîhtigernAWB adj., Gl. 2,231,60 (in 2 Hss., 2.
Hälfte und Ende des 9. Jh.s, beide bair.):
‚sanftmütig, nachsichtig; lenis‘. Possessiv-
komp. mit adj. VG und HG. S. lîht(i), gern. —
lîhtigernîAWB f. īn-St., Gl. 2,228,33 (in 2 Hss.,
2. Hälfte und Ende des 9. Jh.s, beide bair.)
und BGB III: ‚Milde, Leichtfertigkeit; leni-
tas‘. Deadj. Abstraktum. S. lîhtigern. — lîh-
tirônAWB sw.v. II, NBo, Gl. 3,245,5 (Ende des
12. Jh.s) und Gl. in Basel, B IX 31 (2. Hälfte
des 15. Jh.s; vgl. Stricker 1989: 322 Nr.
306b): ‚erleichtern; levigare, relevare‘ (mhd.
lîhtern, frühnhd. leichtern ‚leichter machen,
lichten [vom Anker]‘, nhd. fachspr. leichtern
‚ein Schiff teilweise entladen‘). Ableitung
vom Kompar. des Adj. lîht(i) (s. d.). — irlîh-
tirônAWB Gl. 3,278,65 (Anfang des 12. Jh.s). 66
(in 2 Hss., Mitte des 12. Jh.s und 13./14. Jh.):
‚erleichtern; levigare‘ (mhd. erlîhteren, nhd.
erleichtern). — lîhtknehtAWB m. a-St., Gl. 2,610,
47 (Mitte des 11. Jh.s): ‚gemeiner Soldat;
miles gregarius‘. Determinativkomp. mit
adj. VG und subst. HG (zur Verwendung des
VG vgl. nhd. Leichtmatrose ‚Matrose im
Rang zwischen Schiffsjunge und Vollma-
trose‘). S. lîht(i), kneht. — lîhtlîhAWB adj., im Abr
(1,184,31 [Kb, Ra]) und in NBo: ‚unbedeu-
tend, nichtig; infimus, levis‘ (mhd. lîhtelich,
nhd. veralt. leichtlich; as. līhtlīk ‚leicht‘
[Hel], mndd. lichtlīk ‚leicht, leicht ertrag-
bar‘; mndl. lichtelijc ‚leicht, nicht beschwer-
lich‘; afries. lichtelik ‚geringfügig, unbedeu-
tend‘; ae. lēohtlīc ‚leicht, hinfällig‘; aisl. létt-
ligr ‚freundlich, munter‘). Deadj. Bildung
(vgl. Schmid 1998: 296f. 474 f.). S. lîht(i),
-lîh. — lîhtlîchoAWB adv., im Abr (1,48,5. 126,
10 [Pa, Kb]): ‚mit Leichtigkeit‘ (mhd. lîh-
telîche, nhd. veralt. leichtlich, ält. nhd. auch
leichtlichen; frühmndl. lichtelike ‚leicht,
leichtfertig‘ [a. 1240], mndl. lichtelike[n]
‚auf leichte Weise‘; afries. lichtelike, licht-
like ‚leicht‘; ae. lēohtlīce ‚auf leichte Weise,
leichtfertig, einfach‘; aisl. léttliga ‚auf an-
genehme Weise, bereitwillig, mit Leichtig-
keit‘). S. lîhtlîh. — lîhtmuotîAWB f. īn-St., in Gl.
seit dem 10. Jh.: ‚Leichtigkeit, Unbeschwert-
heit, Kleinmut, Leichtfertigkeit; instabilitas
mentis, levitas, pusillanimitas‘ (mhd. lîht-
müete, nhd. Leichtmut). Ableitung zu einem
ahd. nicht belegten adj. Possessivkomp.
*lîhtmuot (vgl. ae. lēohtmōd). S. lîht, muot. —
lîhtmuotîgAWB adj., nur NBo: ‚leichtfertig,
wankelmütig; levis‘ (mhd. lîhtmüetec, nhd.
leichtmütig; mndl. lichtmoedich ‚leichtsin-
nig‘). Adj. Possessivkomp. mit dem Fort-
setzer des Adj.suffixes urgerm. *-a-. S. -îg.
— lîhtoAWB adv., im Abr (1,223,26 [Kb, Ra]), in
Sam (1,49,5), Gl. 2,446,17 (Hs. 10. Jh., Zeit
des Gl.eintrags unbekannt), Gl. in Würzburg,
M.p.th.f. 67 (9. Jh., ostfrk.), NBo, NMC, Ni,
Nps, Npw und WH: ‚mühelos, mit Leich-
tigkeit, auf sanfte Weise; facile, leniter, le-
viter, neque labor‘ (mhd. lîht[e], nhd. leicht;
as. līhto ‚sanft; leniter‘ in Gl. 2,585,43 =
WaD 99, 9 [10. Jh.], mndd. lichte ‚leicht-
gewichtig, vielleicht, möglicherweise, wahr-
scheinlich‘; andfrk. līhto ‚leicht‘ [a. 1100],
frühmndl. lichte ‚leicht, mühelos, voreilig‘,
mndl. lichte, luchte ‚auf leichte Weise, ver-
mutlich‘; afries. licht[e], lecht ‚leicht, viel-
leicht, ohne Schwierigkeiten‘; ae. lēohte
‚leicht, sanft‘). S. lîht(i). — lîhtwerbit adj.,
nur im Abr (1,182,25 [Kb]): ‚unbeständig,
leichtsinnig; levis‘. Das Adj. ist aus lîht(i)
(s. d.) und dem Part.Prät. des sw.v. I werben
(s. d.) komponiert (zur Stelle im Abr vgl.
Splett 1976: 257). — lîhzeichanAWB n. a-St., Gl.
1,292,5 (in 2 Hss., beide Anfang des 9. Jh.s,
alem.): ‚Körpermal, Tätowierung; stigma‘
(mhd. lîchzeichen ‚Zeichen, das als Beweis
für die Tötung eines Verwandten gilt‘, früh-
nhd. leichzeichen ‚symbolisch aufgestellter
Sarg bei der Jahrtagsfeier zur Erinnerung an
den Verstorbenen, Teil des Körpers oder ei-
nes Kleidungsstücks eines Erschlagenen als
gerichtliches Beweismittel‘; mndd. līktēi-
ken ‚Narbe, Wundmal, Merkmal, Kennzei-
chen‘; frühmndl. lijctekin ‚Narbe, sichtbarer
Beweis‘ [a. 1240], mndl. lijctekijn, lit[t]ekin,
lijcteekijn ‚Zeichen, sichtbarer Beweis, Kenn-
zeichen, Vorzeichen‘). Determinativkomp.
mit subst. VG und HG. S. lîh, zeichan. —
Ahd. Wb. 5, 990 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 299.
468. 539. 543. 641. 643 1095. 1176; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 618. 724 f.; Schützeichel⁷
201 f.; Starck-Wells 376; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 6, 90 f.