lîra
Band V, Spalte 1364
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lîraAWB f. ōn-St., bei O, NBo, NMC, Nm,
Nps, Npw und in Gl. 3,411,22 (um 1175,
alem.); 4,345,33 (wohl 11. Jh., obd.): Leier,
Lyra, Laute; chelys, lyra, testudo
Var.: lir-,
liera. Das ahd. Wort ist aus lat. lyra f.
Lyra, Laute entlehnt. Mhd. lîre sw.f.
Leier, im 14. Jh. geht der Ausdruck auf die
Drehleier über, deren Saiten mit einer Kur-
bel zum Klingen gebracht werden. Unter hu-
manistischem Einfluss wird die Bezeichnung
dann wieder für das antike Instrument ver-
wendet, während das weiterentwickelte me-
chanische Instrument als Leierkasten m. be-
zeichnet wird, frühnhd. leier f. Leier, Win-
de, Spannzeug für die Armbrust
, in Wen-
dungen wie auf solcher leier machen auf
altbekannte Weise vorgehen
, nhd. Leier f.
Lyra, Sternbild des nördlichen Himmels,
ugs. Kurbel, ugs. auch in Wendungen wie
eine alte Leier längst Bekanntes, immer die
alte Leier immer dasselbe (in Anlehnung
an den geringen Tonumfang und die sich
ständig wiederholenden Melodien der Dreh-
leier).

Ahd. Wb. 5, 1168 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 729; Schützeichel⁷ 204; Starck-
Wells 379; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 116;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 36. 855; Seebold,
ChWdW9 531; Graff 2, 244; Lexer 1, 1935; Frühnhd.
Wb. 9, 863 ff.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 101 (chelys).
385 (lyra); Dt. Wb. 12, 682 ff.; Kluge²¹ 433; Kluge²⁵
s. v. Leier; Pfeifer, Et. Wb.² 787. Heyne 18991908:
4, 114 Anm. 40; Kretschmer [1918] 1969: 324 f. (zur
Verbreitung des Komp. Leierkasten); Steger 1971:
3844. 7277 und passim; Relleke 1980: 8890. 197
200; DRW 8, 1162; Röhrich 2003: 2, 951 f.

Gleichfalls aus dem Lat. sind entlehnt:
mndd. līre f. Leier, Drehleier, in der Wen-
dung nā sīner līren dansen nach seiner Pfei-
fe tanzen
; spätmndl. liere, nndl. lier f. Sai-
teninstrument
; nwestfries. lier Saiteninstru-
ment
. Me. līre, lira, ne. lyre Lyra stammen
aus frz. lyre, afrz. lire. Die nordgerm. Wör-
ter nisl. líru-kassi, ält. ndän., ndän. lire,
aschwed. lire, nschwed. lira, lyra sind aus
dem Mndd. übernommen.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 830; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 702; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 566; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 386; Vries,
Ndls. et. wb. 399; Et. wb. Ndl. Ke-R 226; Fryske wb.
12, 272; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 119 (liere); ME
Dict. s. v. līre; OED² s. v. lyre; Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. 647; Nielsen, Dansk et. ordb. 263; Ordb. o. d.
danske sprog 12, 993 ff.; Hellquist, Svensk et. ordb.³
578. 600 f.; Svenska akad. ordb. s. vv. lira subst.², lyra
subst.⁴.

Lat. lyra f. selbst ist aus gr. λύρα, ion. λύρη f.
Lyra, Leier, einem kulturell-technischen
Lehnwort aus dem Mittelmeergebiet, über-
nommen. In den rom. Sprachen erscheint es
als afrz. leyre f. Saiteninstrument, mfrz.,
nfrz. lyre Saiteninstrument, Sternbild des
nördlichen Himmels
.

Im antiken Griechenland galt Hermes als der Erfinder
der Lyra. Der Schallkörper des 7- oder 4-saitigen
Instruments bestand urspr. aus einer Schildkröten-
schale oder einem mit Schildplatt verziertem Holz-
körper (daher auch die Bezeichnungen gr. χέλυς f.
Schildkröte, lat. testudo f. dss. für Leier).

Walde-Pokorny 2, 406; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 146;
Chantraine, Dict. ét. gr. 651; Beekes, Et. dict. of Gr.
1, 879; Wartburg, Frz. et. Wb. 5, 483. KP 3, 828 f.

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