lîstera
Band V, Spalte 1379
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lîsteraAWB f. ō(n)-St., seit dem 11./12. Jh.
in Gl.: Singdrossel; sepicecula (turdus mu-
sicus) Var.: -tir-, -tr-. Mhd. lîster ein
Vogel
(Ansatz mit -î- wegen der Fortsetzer
mit Diphthong), frühnhd. leister Singdros-
sel
oder Specht, nhd. mdartl. rhein. leister
f. Singdrossel, auch Misteldrossel, westf.
līster m. Singdrossel, ndsächs. līster; vgl.
luxem. leister Elster.

Ahd. Wb. 5, 1178; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 730; Schützeichel⁷ 204; Starck-Wells
380. XLIV. 825; Schützeichel, Glossenwortschatz 6,
121; Graff 2, 293; Lexer 1, 1937 (Ansatz lister);
Frühnhd. Wb. 9, 928 f. (leister³); Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 527 (sepicecula). Suolahti [1909] 2000:
68. 195. Müller, Rhein. Wb. 5, 377 f.; LLU 1, 266;
Woeste, Wb. d. westf. Mda. 162; Jungandreas,
Ndsächs. Wb. 8, 2, 247.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndl. lijstere, li(j)stre f., nndl. lijster Sing-
vogel aus der Familie der Turdidae
; nwest-
fries. lyster, klyster: < urgerm. *lχstrō- oder
*le(χ)strō- (vgl. agalstra, vielleicht mit
Suff. *-istrijō-; Meid 1969: 3, § 140).

Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 642; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 389; Suppl. 101; Vries, Ndls. et. wb. 402;
Et. wb. Ndl. Ke-R 233; Fryske wb. 12, 333 f.; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 64. 124.

Die weitere Etymologie ist ungeklärt. Bis-
her wurden zwei Vorschläge unterbreitet, die
beide nicht überzeugen können:

1. Nach allgemeiner Auffassung handelt es
sich bei dem Wort um eine Ableitung von
der Wz. uridg. *le()- springen (vgl. npers.
ā-līz- springen < uridg. *()-e/o-; got.
laikan hüpfen, springen und Verwandte <
uridg. *lé-lo()/li()-; s. leih Gesang) und
setzt somit uridg. *le()-streh₂- (> *lei[]-
streh₂- > urgerm. *leχstrō-) fort. Jedoch ist
das Hüpfen sicher nicht das charakteris-
tische Merkmal der Singdrossel. Man müsste
daher, wenn man diese Verbindung aufrecht-
erhalten will, von einer Bed. singen aus-
gehen, wie sie auch in leih (s. d.) vorliegt,
dort jedoch sekundär zu sein scheint.

2. Nach Petersson 1923: 4 ist das Wort da-
gegen mit gr. λιγύς hell-, lauttönend, hell-
klingend, -schwirrend
(neben λιγυρός) zu
verbinden. Das würde zwar semantisch pas-
sen, aber das gr. Wort selbst ist ebenfalls oh-
ne weitere Etymologie.

Vielleicht ist nicht ganz auszuschließen, dass
ein vormaliges Wort entweder durch Formen
von agalstra Elster (s. d.), wie agaleistra,
beeinflusst worden ist oder ahd. lîstera gar
eine Kürzung dieses Wortes darstellt (zu
einer solchen Kürzung vgl. luxem. [ugs.]
leister Elster [s. o.]).

Walde-Pokorny 2, 399; Pokorny 667 f.; LIV² 405;
Cheung, Et. dict. of Iran. verb 311; Horn, Grdr. d.
npers. Et. 11; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 121 f.; Chantraine,
Dict. ét. gr. 639 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 861.

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