leffur
Band V, Spalte 1103
Symbol XML-Datei TEI Symbol PDF-Datei PDF Zitat-Symbol Zitieren

leffur m. a-St., in Gl. 3,3,65 (Voc).
353,55 (Wien, Cod. 901, spätes 12. Jh.) und
im T: Lippe; labium, labrum Var.: lefr.
Bis auf Gl. 3,353,55 lefr sind nur Formen
des Pl. belegt. Vielleicht handelt es sich, wie
auch die Bed. nahelegt, um ein urspr. Plurale-
tantum. Nhd. mdartl. lothr. leffer f. Lip-
pe
, luxem. lèffer, löffer f., rhein. liffer, lif-
fert, löffer f.; vgl. auch schweiz. läff n. (wohl
neugebildeter Sg. zum Pl. läffer) Lippe,
Maul des Rindes, Schnauze des Schweins
,
schwäb. leffe f. Maul.

Ahd. Wb. 5, 715 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 521; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 709; Schützeichel⁷ 194; Starck-
Wells 364; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 10;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 254. 927; Seebold,
ChWdW8 187; ders., ChWdW9 502; Graff 2, 205 f.;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 363 (labium¹); Kluge²¹ 430
(s. v. Lefze); Kluge²⁵ s. v. Lefze; Pfeifer, Et. Wb.² 805
(s. v. Lippe). Schweiz. Id. 3, 1110; Stalder, Versuch
eines schweiz. Id. 2, 152; Fischer, Schwäb. Wb. 4,
1095; Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 1, 332; WLM
1, 264; Müller, Rhein. Wb. 5, 469. 528.

In den anderen germ. Sprachen entspre-
chen nur: andfrk. lepora m.pl. Lippen; la-
bia
(in Pw), mndl. leper m. Lippe: < west-
germ. *lepa/ura-. Der Ansatz der westgerm.
Form kann nicht sicher erfolgen, da das -u-
nach N. Wagner, HS 110 (1997), 164 auch
aus einem sekundären Lautwandel vor -r-
entstanden sein kann (was aus der ebd. zitier-
ten Stelle bei Schatz 1927: §§ 98101 so
aber nicht hervorgeht; bei Braune-Reiffen-
stein 2004: § 64 wird dieser lautliche Vor-
gang nicht erwähnt), der teilweise im Ahd.,
im As. und Andfrk. stattgefunden hätte. Eben-
so denkbar bleibt die Annahme eines Wech-
sels des Suff. bzw. des Suff.vokals (am ehes-
ten in Analogie zu Erscheinungen bei n-St.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 362; ONW s. v. lepor; Verwijs-Ver-
dam, Mndl. wb. 4, 381; Et. wb. Ndl. Ke-R 241 (s. v.
lip).

Westgerm. *lepa/ura- ist, wie auch ahd. lefs
Lippe, Rand (s. d.), wohl eine Umbildung
eines alten n. *es/os-Stammes, der die urspr.
Deklination aufgegeben hat und ins m. Ge-
nus übergetreten ist. Anzusetzen ist urspr.
ein Paradigma uridg. nom.akk.sg. *léb-os-Ø
> urgerm. *lepaz, gen.sg. *leb-és-os >
urgerm. *lepisaz, nom.pl. *léb-ōs < *léb-os-
h₂. Die Art der Umgestaltung bleibt indes
unklar. Der Ansatz eines sekundär erweiter-
ten us-Stamms ist ebenso wenig wahrschein-
lich wie die Annahme eines Suff. *-oso-. Am
ehesten dürfte eine sekundäre Thematisie-
rung des s-St. vorliegen, also etwa *leb-os- +
*-o- > *lepara-.

Weiteres zur Etym. s. lefs.

Walde-Pokorny 2, 384; Pokorny 656.

S. lefs.

Information

Band V, Spalte 1103

Zur Druckfassung
Zitat-Symbol Zitieren
Symbol XML-Datei Download (TEI)
Symbol PDF-Datei Download (PDF)

Lemma:
Referenziert in: