lerkenAWB sw.v. I, in Gl. 2,679,20 (Schlett-
stadt, Ms. 7, 1. Viertel des 12. Jh.s, alem.):
‚an etw. hängen, festhängen; herere [= hae-
rere]‘ 〈Var.: nur 3.pl.präs. lerchint〉. Die
alem./obd. Graphie 〈-ch-〉 ist Ausdruck
der Affrikata -kχ-. Nur im Frk. bleibt un-
verschobenes k nach r (auch nach l, n) be-
wahrt (Braune-Reiffenstein 2004: § 144 und
Anm. 4).
Ahd. Wb. 5, 842; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 717; Schützeichel⁷ 198; Starck-Wells
370; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 57; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 849. — Raven 1963—67: 1, 109;
Riecke 1996: 607.
Das Hapaxlegomenon ahd. lerken setzt wohl
eine Kausativbildung (vielleicht mit intensiv-
iterativer Bed.) urgerm. *larkei̯e/a- zu einem
einzelsprachlich nicht belegten st.v. III ur-
germ. *lerke/a- fort. *larkei̯e/a- hätte so ei-
gentlich ‚anhaften machen‘ bedeutet, wobei
‚kleben‘ dann den Nachzustand dieser Hand-
lung bezeichnet. Eine denominale Ableitung
ist aufgrund der Beleglage und der fehlenden
Anschlussmöglichkeiten weniger wahrschein-
lich.
Möglicherweise ist tiefstufiges urgerm. *lur-
ka- m. ‚Kröte‘, das in ndd. lork m. ‚Kröte‘,
nhd. mdartl. thür. lorch m. ‚Kröte, Frosch‘,
übertr. ‚kleines (auch unartiges) Kind‘ (Span-
genberg, Thür. Wb. 4, 317), nhd. Lurch m.
‚Amphibie‘ hierher gehörig. Davon abgelei-
tet ist urgerm. *lurkōi̯e/a- sw.v. II, das in ne.
lurk ‚langsam, schleppend gehen, herumtrö-
deln‘ und nnorw. lurka ‚vorsichtig, langsam
gehen‘ fortgesetzt ist (zu thür. lorch und sei-
nen Verwandten vgl. ausführlich S. Ziegler,
in Neri-Ziegler 2012: 151—155).
Die Kröte ist u. a. durch ihre langsame und
schleppende Fortbewegung charakterisiert.
Über dieses prototyp. Merkmal lässt sich ur-
germ. *lurka- mit dem sw.v. I *larkei̯e/a-
‚festhängen, kleben‘ verbinden, die Bewegun-
gen der Kröte erwecken den Anschein als blie-
be sie mehr oder weniger am Boden haften.
Riecke 1996: 607 erwägt eine Verbindung von ahd.
lerken mit aisl. lerka sw.v. II ‚quälen, zusammenbin-
den‘ und den Subst. lurkr m. ‚Knüttel, Prügel‘, nisl.
lurkur ‚dss.‘, fär. lurkur ‚großer Dorsch‘, nnorw. lurk
‚Knüttel, grobe Person‘, aschwed. lurker, nschwed.
dial. lurk(er) ‚Grobian‘, adän. lyrk ‚Knüttel‘, die auf-
grund der unterschiedlichen Bed. nicht wahrschein-
lich ist.
Vries, Anord. et. Wb.² 368 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
760; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 571;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 186; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 666; Magnússon, Ísl. Orðsb. 586;
Ordb. o. d. danske sprog 13, 119; Torp, Nynorsk et.
ordb. 398 (lurk m.¹); NOB s. v. lurk; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 597; Svenska akad. ordb. s. v. lurk.
Das Kausativum urgerm. *lark-ei̯e/a- < vor-
urgerm. *lorg-éi̯e/o- oder *lorĝ-éi̯e/o- bleibt
ohne außergerm. Anschlussmöglichkeit. Auch
urgerm. *lurk-a- kann nicht ins Uridg. trans-
poniert werden, da eine Vorform uridg. *lg-
o- oder *lĝ-o- mit den Regeln der uridg.
Wz.- und Lautstruktur (vgl. LIV² 5—7) nicht
vereinbar ist. Eine Verbindung mit arm. lerk
‚kahl, glatt‘ und air. lerg f. ‚Abhang‘ schei-
det aufgrund der nicht zu vereinbarenden Bed.
aus (vgl. dazu S. Ziegler, a. a. O. 151. 155).
Man könnte bei dem ahd. Wort aber auch an
eine lautmalende Bildung denken, die in das
germ. reguläre ablautende Wortbildungs-
system eingegliedert wurde. Vergleichbar
sind dann mdartl. Bildungen wie schweiz.
schlurggen, schlürggen, els. schlurgen, schlur-
chen, schwäb. schlurgen, südhess. schlurken,
frk. schlurchen ‚mit den Füßen schlurfen‘,
die auf eine Wz. westgerm. *slur- (mit s-
mobile?) mit unterschiedlichen Erweiterun-
gen zurückgehen, hier mit *-k- (daneben
pfälz., südhess., osächs., schles. schlurksen
‚geräuschvoll, schlürfend gehen‘; vgl. auch
nhd. schlürfen, mndd., mndl. slorpen ‚schlür-
fen‘ mit Labialerweiterung). In diesem Falle
wäre für ahd. lerken eine Segmentierung <
urgerm. *lar-k-ei̯e/a- vorzunehmen.
Walde-Pokorny 2, 439; Pokorny 679; Martirosyan, Et.
dict. of Arm. 308. 714. — Schweiz. Id. 9, 649; Stalder,
Versuch eines schweiz. Id. 2, 324; Martin-Lienhart,
Wb. d. els. Mdaa. 2, 473; Fischer, Schwäb. Wb. 5,
963; Müller, Rhein. Wb. 7, 1412; Christmann, Pfälz.
Wb. 5, 1130; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. Lief. 18,
486 f.; Wb. Unterfrk. 226; Frings-Große, Wb. d. ober-
sächs. Mdaa. 4, 99; Mitzka, Schles. Wb. 3, 1218.