lotar
Band V, Spalte 1452
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lotar adj., im Abr (1,70,17 [Pa, Kb])
und Gl. 1,299,8 (wohl 12. Jh., alem.): nich-
tig, unnütz; cassus
, lotariu sprâcha nichti-
ge Rede; nenia, vanitas
. Mhd. loter, lotter
adj. locker, leichtsinnig, leichtfertig (mit
Geminate -tt-, da Dehnung des Kurzvok.
-o- unterblieben ist), frühnhd. lotter adj. lo-
cker, nicht gespannt [von Tuch, Seilen o. ä.],
bröckelnd
, nhd. mdartl. els., bad., schwäb.,
bair., pfälz., hess.-nassau., hess., thür., schles.,
siebenbürg.-sächs. lotter locker, lose, rhein.
lotter, lodder dss., lothr. lodder dss., nhd.
hochspr. Lotter- nur in Komp. (vgl. Lotter-
bett, Lotterleben).

Ahd. Wb. 5, 1302; Splett, Ahd. Wb. 1, 564; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 738; Schützeichel⁷ 207; Starck-Wells
385; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 161 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 253. 747. 863; Seebold,
ChWdW8 198; Graff 2, 204; Lexer 1, 1962; Frühnhd.
Wb. 9, 1416; Dt. Wb. 12, 1210; Kluge²¹ 447 (Lotter-);
Kluge²⁵ s. v. lottern; Pfeifer, Et. Wb.² 814 (s. v. lot-
tern). Paul 2007: § L 71. Martin-Lienhart, Wb.
d. els. Mdaa. 1, 625; Ochs, Bad. Wb. 3, 492; Fi-
scher, Schwäb. Wb. 4, 1307; Schmeller, Bayer. Wb.²
1, 1540; Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 1, 342;
Müller, Rhein. Wb. 5, 519 f. 564; Christmann, Pfälz.
Wb. 4, 1040; Kehrein, Volksspr. u. Wb. von Nassau
267; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 4, 400 f.; Vilmar,
Id. von Kurhessen 254; Berthold, Hessen-nassau.
Volkswb. 2, 172; Spangenberg, Thür. Wb. 4, 334;
Mitzka, Schles. Wb. 2, 822; Schullerus, Siebenbürg.-
sächs. Wb. 6, 183.

Das ahd. Adj. hat lediglich in mndl., me. lod-
der leichtsinnig, ungebunden, wollüstig ei-
ne Entsprechung und führt auf urgerm. *lu-
đra- nichtig, unnütz zurück.

Daneben steht eine nah verwandte Bildung
mit Dehnstufe und a-Suffix urgerm. *lū-
þria- verwahrlost, die in ae. lþre, me.
lither(e), ne. lither böse, schlecht, gemein
begegnet.

Die beiden Bildungen sind wohl mit ahd.
ldara, lodara Windel (s. d.) zusammenzu-
bringen, wozu auch noch ahd. lodo Um-
hang
(s. d.) zu stellen ist. In diesem Fall
müsste ein semantischer Wandel von schlaff
herabhängend
(s. u.) über locker und un-
gebunden
zu leichtsinnig eingetreten sein.

Fick 3 (Germ.)⁴ 374 f.; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 386 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4,
697 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 652; Suppl. 625;
ME Dict. s. vv. lither(e) adj., loddere n.¹; OED² s. vv.
lither adj. and adv., ˈlodder adj. Wesche 1940: 64.

Urgerm. *luđra- hat keine sicheren Ver-
gleichsmöglichkeiten. In der Regel wird das
Wort auf vorurgerm. *(s)lut-ró- zurückge-
führt, eine Adj.ableitung von einer Wurzel
vorurgerm. *(s)let- schlaff herabhängen.
Diese liegt vielleicht auch in russ. lytát’ sich
herumtreiben, umherschlenzen
und bulg.
lútam se schweife umher, slowen., serb.,
kroat. lútati schlendern vor.

Dagegen ist mir. lot Hure wohl ein Lehn-
wort aus dem Germ. (vgl. aisl. lodda Frau,
lydda faules Weib).

Semantisch wenig wahrscheinlich ist (trotz
der Bed. von aisl. loðinn zottig) die u. a.
von Et. wb. Ndl. Ke-R 270 vorgeschlagene
Anbindung an die unter liuti Leute (s. d.)
behandelte Wortsippe.

Walde-Pokorny 2, 708 ff.; Pokorny 962 f.; Trubaëv,
t. slov. slav. jaz. 16, 211 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez.
2, 157; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 76; ders., t. slov. russ.
jaz. 2, 542; Fick 2 (Kelt.)⁴ 257; Dict. of Irish L-214.

S. lodo.

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