lulli, lolli
Volume V, Column 1505
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lulliAWB, lolliAWB n. ja-St., MF und Gl. 1,
720,25 (13. Jh.). 27 (12. Jh., bair.); 3,50,34
(2. Hälfte des 13. Jh.s); 4,294,7 (14. Jh.,
obd.): Taumel-Loch, Lolch; lolium, ziza-
nia
(Lolium temulentum L.) Var.: akk.
sg. llch. Das Wort ist aus lat. lolium n.
Lolch, Schwindelhafer, Trespe entlehnt,
wobei ahd. -ll- Ergebnis der westgerm.
Konsonantengemination ist. Bei den ahd./
mhd. Formen lulih, lullicha mit -h, -ch-, die
in mhd. lulche usw. fortleben, handelt es sich
wohl um Ableitungen mit dem Fortsetzer des
Suff. urgerm. *-ika-. Mhd. lulche, lulch m.
dss., frühnhd. lolch m. dss., nhd. Lolch m.
Gras mit vielen Blüten und kleinen Ähren in
zwei Zeilen, Raygras
. Nhd. mdartl. schweiz.
lüllen f., tirol. löll f. Lolch sind entweder
durch Assimilation von -lch- > -ll- entstan-
den (vgl. schweiz. zwilch : zwillen) oder ge-
hen auf die ahd. Form zurück.

Ahd. Wb. 5, 1406; Splett, Ahd. Wb. 1, 571; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 736. 744; Schützeichel⁷ 206. 209;
Starck-Wells 383. 389 (mhd. lullich). XLIV (mhd.
lulche); Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 147. 189;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 160. 486. 500. 610;
Graff 2, 209; Lexer 1, 1981 Frühnhd. Wb. 9, 1340;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 335 (lolium); Dt. Wb. 12,
1143; Kluge²¹ 446; Kluge²⁵ s. v. Lolch. Hirt 1921:
196. Marzell [194358] 2000: 2, 1361 f.; Genaust
1996: 347 f. Krahe-Meid 1969: 3, § 153. Schweiz.
Id. 3, 1263; Schöpf, Tirol. Id. 396; Schatz, Wb. d.
tirol. Mdaa. 1, 394.

In den germ. Sprachen erscheint das lat.
Lehnwort nur noch in mndl. lolic m., nndl.
lolik f. Lolch, das gleichfalls mit dem öf-
ters in Pflanzenbez. vorkommenden Suffix
urgerm. *-ika- gebildet ist.

Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 744 f.

Das Wort wurde auch ins Slaw. übernom-
men und erscheint dort zur Bez. verschie-
dener Pflanzen als atschech. l’ulek, tschech.
lilek, slowak. l’ul’ok Nachtschatten, Auber-
gine
(durch mhd. Vermittlung), poln. lulek
Bilsenkraut, slowen. ljlj Dachtrespe, lj-
ljka Lolch, serb., kroat. l(j)lj Taumel-
loch
.

Bereits in lat. Zeit entwickelt sich aus lolium
eine Var. jolium, die in Gl. begegnet. Beide
Formen sind in den rom. Sprachen fortge-
setzt: afrz. lueil, italien. loglio, log. lodzu
und prov. juelh, span. joyo, port. joio, tosk.
gioglio, katal. jull Lolch.

Das lat. Wort hat keine Etymologie. Eine
Verbindung mit der Sippe um ved. 3.sg.perf.
lelya zittert ist nicht möglich, da die ai.
Gruppe zu got. reiran zittern gestellt und
auf eine Wz. uridg. *reH- zurückzuführen
ist (ausführlich dazu J. Narten, Sprache 27
[1981], 121).

Wegen seiner schon im Altertum bekann-
ten giftigen Samen wurde die Pflanze auch
als lolium īnfēlīx Unglückslolch bezeich-
net.

Walde-Pokorny 2, 376 f.; Pokorny 650 f.; Mayrhofer,
KEWA 3, 112; ders., EWAia 2, 480; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 1, 819; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 365;
de Vaan, Et. dict. of Lat. 348; Thes. ling. lat. 7, 2,
1613 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 5680; Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 5112; Wartburg, Frz. et.
Wb. 5, 400 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 758 f.; Bezlaj,
Et. slov. slov. jez. 2, 146; Snoj, Slov. et. slov.² 361.
Newerkla 2011: 191.

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