luogên
Band V, Spalte 1520
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luogênAWB sw.v. III, Gl. 1,409,42. 620,
34; 2,309,38 (alle Ende des 8./Anfang des
9. Jh.s, alem.), in der Sam (1,159,38) und
weiteren Gl., bei O: erblicken, blicken, schau-
en, hervortreten, hervorragen, hervorschau-
en; aspicere, exstare, inspicere, intuēri, pro-
dire, prominēre, prospicere
Var.: -ua-,
-ue-, -u-. Mhd. luogen, md. lûgen,
luochen sw.v. aufmerksam sehen, schauen,
hervorblicken, emporragen
, frühnhd. lugen
sw.v. mit den Augen wahrnehmen, blicken,
schauen, aufpassen, prüfen, kontrollieren,
Ausschau halten nach, betrachten
, dem ende
nicht lugen nicht auf das Ende achten,
seiner schanze lugen auf seinen Vorteil
achten
, jmdm. unter die augen lugen jmdn.
scharf beobachten
, nhd. lugen sw.v. auf-
merksam schauen, spähend blicken, hervor-
gucken
. Im 17. Jh. ist das urspr. vorwiegend
im Süden gebrauchte Wort nahezu ver-
schwunden; durch Schiller u. a. wird es kurz
nach 1800 wieder aufgenommen.

Ahd. Wb. 5, 1413 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 572; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 744 f.; Schützeichel⁷ 210; Starck-
Wells 389; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 193;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 296 (II). 895; See-
bold, ChWdW8 200; ders., ChWdW9 545; Graff 2,
128 f.; Lexer 1, 1987; 3, Nachtr. 305; Frühnhd. Wb. 9,
1453 ff.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 352 (intuēri). 533
(prospicere); Dt. Wb. 12, 1270 ff.; Kluge²¹ 449; Klu-
ge²⁵ s. v. lugen; Pfeifer, Et. Wb.² 816. Raven 1963
67: 2, 240; Kretschmer [1918] 1969: 457.

Das sw. Verb ist nur im Westgerm. bezeugt,
genaue Entsprechungen gibt es für das ahd.
Wort nicht. Während ahd. luogên auf eine
Vorform *lōēe/a- zurückgeht, bedarf der
stimmlose Guttural in den sw.v. II as. lōkon
schauen (Gen); run. andd. lokom ich sehe
(Weser-Knochen 4990; vgl. Pieper 1989: 42.
154), mndl. loeken aufmerksam schauen,
spähen
; ae. lōcian blicken, starren, be-
obachten, gehören
, me. lōken, loke, locon,
lokie(n) dss., ne. look blicken, schauen,
hinsehen, scheinen, aussehen
< westgerm.
*lōkōe/a- einer Erklärung. Am ehesten ist
hier mit dem Eintreten von Kluges Gesetz zu
rechnen, wonach urgerm. *-n-´ (3.pl.) >
*-- > *-gg- > -kk-, wobei die Geminate
nach Langvokal vereinfacht wurde. Eine Er-
klärung als expressive Geminate scheidet
aus, da dann -gg- zu erwarten wäre.

Fick 3 (Germ.)⁴ 370; Tiefenbach, As. Handwb. 249;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 349; Berr, Et. Gl. to Hel. 255;
Holthausen, Ae. et. Wb. 205; Bosworth-Toller, AS
Dict. 645; Suppl. 620; Suppl. 2, 46; ME Dict. s. v.
lōken v.²; OED² s. v. look v. Bailey 1997: 1, 358.

Urgerm. *lōēe/a- ist aus semantischen
Gründen wohl unmittelbar mit toch. AB läk-
sehen zu vergleichen. Das toch. Verb kann
dann nicht zur Verbalwz. uridg. *lek- hell
werden
(so noch Hackstein 1995: 250 f.)
gestellt werden. Da jedoch für das Germ. als
älteste Lautung von *-- auszugehen ist (das
ahd. -g- ist wohl kaum als volksetymo-
logische Übernahme nach ahd. luog, luoga
Versteck Höhle zu erklären [so als Vor-
schlag bei Walde-Pokorny 2, 381]), können
die Verben auch nicht mit der uridg. Ver-
balwz. *le- sammeln, auflesen verbunden
werden; es wäre dabei von einer Bed. mit
den Augen sammeln
auszugehen (vgl. dazu
LIV² 397). Aus demselben Grund sind die
Verben auch von gr. λογάδες Augäpfel, Au-
gen
zu trennen. Somit ist eine Verbalwz. ur-
idg. *legh/h- sehen anzunehmen, die sonst
offenbar nicht weiter bezeugt ist.

Walde-Pokorny 2, 381; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 132f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 645; Beekes, Et. dict. of
Gr. 1, 868; Windekens, Lex. ét. tokh. 258; Adams,
Dict. of Toch. B 549 f. P. P. Anreiter, IF 92 (1987),
100106.

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