bartAWB, part m. a-St. ‚Bart, barba‘. Auch mhd.
noch bart st. m., pl. berte. Nhd. Bart [a:], Bärte.
Ahd. Wb. I, 827; Schützeichel³ 13; Starck-Wells 43;
Graff III, 211; Schade 42; Lexer I, 131 f.; Benecke I,
89 f.; Dt. Wb. I, 1141 ff.; Kluge²¹ 54.
Ahd. bart hat vollzählige Entsprechungen im
Westgerm.: as. unbardhaht ‚bartlos, impubis‘
(Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 113, 7), mndd.
bārt (-d-); mndl. baert (-d-), nndl. baard; a-
fries. berd, bird, nostfries. bārd; ae. beard (mit
Brechungs-ea- vor r + Kons.), me. bērd, auch
beard(e), bærd, bard, beord, ne. beard; langob. ist
das Wort schon früh im EN Langobardi ‚Lang-
bärte‘ bezeugt (s. Schönfeld, Wb. d. agerm. PN
150 ff.) wie auch in PN: Acupardus, Îsenbardo
u. a. (Bruckner, Spr. d. Langob. 232); im Skand.,
soweit nicht aus dem Ndd. entlehnt, scheint es
durch ein anderes Wort verdrängt, aisl. skegg
n., nnorw. skjegg, ndän. skæg, nschwed. skägg,
doch begegnet daneben gelegentlich ein spät-
anord. barð n., in dem manche ein mndd. Lehn-
wort erblicken, wenn man nicht mit Rücksicht
auf das aus dem Nordgerm. adoptierte finn.
parta (s. Thomsen, Einfluß d. germ. Spr. 161 f.)
oder lapp. parta (s. Quigstad, Nord. Lehnw. im
Lapp. 103) darin eine einheimische Reliktform
sehen will; vgl. auch PN und Beinamen wie
Hárbarðr, Langbarðr (keineswegs auf den Stam-
mesnamen der Langobarden beschränkt) usw.;
im übrigen bedeutet anord. barð n. appellati-
visch meist ‚Rand, Kante, Schiffsbug‘. Auch für
Got. ist die ehemalige Existenz des Wortes nur
aus krimgot. bars = ‚barba‘ zu erschließen: das
Fehlen des Dentals vor ausl. -s mag ein Druck-
fehler sein für -t (in *bart), da das Wort nicht
notwendigerweise im Nom. Sg. bezeugt ist (so
Stearns), oder es mag auf ungenauer Ausspra-
che des Gewährsmanns beruhen (so R. Much,
IF [Anz.] 9 [1898], 197), oder aber, wie im Falle
von krimgot. baar für *barn ‚Kind‘ (s. d.), als re-
gelmäßiger lautlicher Schwund in der Kons.-
gruppe germ. *-rđ- zu erklären sein (so E.
Hamp, JEGP 72 [1973], 60 f.). S. Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 82; Stearns, Crimean Gothic
130. Ungeklärt ist, wie sich dazu und zu einem
bibelgot. *bards das bei Isid. Etym. XIX, 23
überlieferte cinnibar (Hss. auch cinnabar), d. i.
*kinnu-bards ‚Kinnbart‘ verhält, vgl. J. Sofer,
Glotta 16 (1928), 18 f.
Fick III (Germ.)⁴ 262; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 149; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
154; Verdam, Mndl. handwb. 50; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 26; Vries, Ndls. et. wb. 24 f.; Holthausen,
Afries. Wb. 6; Richthofen, Afries. Wb. 623; Doorn-
kaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 101 f.; Siebs, Z.
Gesch. d. engl.-fries. Spr. 51; Holthausen, Ae. et. Wb.
17; Bosworth-Toller, AS Dict. 72; Suppl. 65; ME
Dict. A—B, 737 f.; OED I, 734; Vries, Anord. et. Wb.²
26; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 616; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 11; Fritzner, Ordb. over d. g. norske
sprog I, 113 f.; Cleasby-Vigfusson, Icel.-Engl. Dict. 51;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 52; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 30 f.
Diese für die germ. Einzelsprachen bezeugten
oder zu erschließenden Formen führen auf ei-
nen ursprl. m. (oder n.) a-St. *barđa- zurück,
dem sich im Lat. und Illyr. sowie im Slav.-Balt.
verwandte Bildungen an die Seite stellen. So lat.
barba, statt des lautgerechten *farba mit regres-
siver Assimilation des anl. f- an das inl. -b- (<
idg. *-dh-) der zweiten Silbe (s. F. Solmsen,
Zfvgl. Spr. 34 [1897], 21 Anm. 1; A. Meillet,
MSLP 13 [1905/06], 215). Die weittragenden
Schlüsse, die man aus einem sehr späten italien.
farfecchie ‚Schnurrbart‘ für nicht dokumentierte
osk.-umbr. Formen gezogen hat, halten einem
genaueren Zusehen nicht stand, s. H. Schu-
chardt, Zfrom. Ph. 34 (1910), 216.
Aus dem Illyrischen hat H. Krahe, Glotta 22
(1933/34), 125 ff. und Würzb. Jahrb. I (1946),
178 ff., zwei hierher gehörige Eigennamen mit
allerdings stark latinisierter Lautgestalt beige-
bracht: Barbarúta ‚Barbarossa‘ und Scenobarbus
(streng illyr. wäre -d- zu erwarten für idg. -dh-,
vgl. Σκενό-βαρδος bei Dio Cassius LV, 33, 2).
Im Slav. resultiert mit r-Metathese aksl. brada
= γένειον; russ. (mit Vollvokalismus) borodá;
poln. broda; serbo-kroat. bráda; im Balt. sind
neben Formen wie lett. brda, apreuß. bordus
(Elb. Voc. 101: wohl zu den u-St. übergegan-
gen) Bildungen mit eingeschobenem Sibilanten
getreten wie lit. barzdà f. ‚Bart, Kinn‘, lett. dial.
auch bãrzda, — die letzteren pflegt man durch
ein Nebeneinander (s. Persson, Beitr. z. idg.
Wortf. 24 f.) oder eine Kontamination von
*bhor-dh- und *bhor-z-dh- (letzteres zur Sippe
*bhores-: *bhares- ‚emporragen‘, wie in ahd.
borst[a], burst[a], s. d.) zu erklären (anders
und nicht ohne Zweifel A. Walde, Zfvgl. Spr. 34
[1897], 507; wieder anders J. Endzelin, BB 27
[1902], 330). So geht auch ahd. bart <
*bhar-dh- letzten Endes auf die Wz. *bhar-:
*bhor-: *bh- ‚hervorstehen, eine Spitze oder
scharfe Kante bilden‘ zurück (Walde-Pokorny
II, 262 ff.).
Dagegen sind die immer wieder erwogenen Entleh-
nungen des Wortes aus dem Germ. ins Lat. und Slav.
(s. H. Pedersen, IF 5 [1895], 72, Falk-Torp a.a.O.)
oder umgekehrt aus dem Slav. ins Deutsche (so J. J.
Mikkola, Ält. Berührungen zw. Ostseefinnen u. Russen
[Helsinki, 1938] 52; dagegen M. Vasmer, Zfslav. Ph.
15 [1938], 453) allesamt sehr schwach begründet.
Walde-Pokorny II, 135; Pokorny 110; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 96; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
66; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 27; Berneker, Slav. et.
Wb. I, 72 f.; Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 19; Sad-
nik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 296; Vas-
mer, Russ. et. Wb. I, 109; Fraenkel, Lit. et. Wb. 36;
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 273; Traut-
mann, Apreuß. Spr.denkm. 313.