pelzôn
Band I, Spalte 537
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pelzôn [-ts-] sw. v. II pfropfen, pflanzen, in-
serere, inmittere, conserere
(nur in obd. Gl. seit
dem 11. Jh.); mhd. belzen, pelzen, pfelzen; nhd.
(mdartl.) pelzen, belzen (oberösterr. u. salzburg.
pfelzen).

Starck-Wells 458; Graff III, 114. 336 f.; Schade 49;
Lexer I, 176; II, 236; Benecke I, 103; Dt. Wb. VII,
1536; Kluge²¹ 538; Raven, Schw. Verben d. Ahd. II,
113. Schweiz. Id. IV, 1225; Martin-Lienhart, Wb. d.
els. Mdaa. II, 42; Ochs, Bad. Wb. I, 144; Fischer,
Schwäb. Wb. I, 840; Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 285;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 389 f.; Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. II, 979 ff.; Schöpf, Tirol. Id.
492; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 59; Christmann,
Pfälz. Wb. I, 690; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. I, 687
(veraltet); Müller-Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa.
85; Mitzka, Schles. Wb. II, 978; Frischbier, Preuß. Wb.
I, 69; Ziesemer, Preuß. Wb. I, 520.

Das Wort ist aus (süd-)gallorom. *impeltare
pfropfen entlehnt vgl. aprov. empeltar, em-
peutar , das wohl von lat. pelta kleiner leichter
Schild
(< gr. πέλτη dss.) abgeleitet ist, denn
eine Art des Okulierens besteht darin, daß man
schildförmig vom Edelreis getrennte Augen auf
den Wildling überträgt.

Diese zuerst von L. Spitzer, Teuthonista 4 (192728),
184 vorgeschlagene Etymologie von *impeltare wurde
von Meyer-Lübke, Volkstum u. Kultur d. Rom. 3
(1930), 12 ff. und Rom. et. Wb.³ Nr. 4300 abgelehnt
aber von Wartburg, Frz. et. Wb. IV, 583 verteidigt;
vgl. auch Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 362. Zu
anderen etym. Versuchen s. Meyer-Lübke, a.a.O.:
Kreuzung von *imputare pfropfen mit impellere hin-
eintreiben
oder unmittelbar aus *impellitare (nach J.
Brüch, Zffrz. Spr. 50 [1927], 344); Diez, Et. Wb. d.
rom. Spr.⁵ 568: von lat. pellis oder aprov. peleta, Di-
min. zu pellis, also eigentl. *em-peletar in die Rinde
einsenken; ähnlich Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4764.
Abzulehnen Lessiak, Dt. Konsonantismus 172 ff.: das
dt. Wort sei unmittelbar mit Pelz und mdartl. pelzen
den Pelz abziehen, enthäuten usw. oder mit obd.
mdartl. belzen stoßen, schlagen, werfen zu verknüp-
fen.

Den Konsonantismus des dt. Wortes: anl. mei-
stens unverschobenes p, b, inl. verschobenes z,
hat man auf verschiedene Weisen zu erklären
versucht:

1. Die Entlehnung fand mitten in der 2. Lautverschie-
bung statt; die Labiale waren schon verschoben, die
Dentale noch nicht (Baesecke, Einf. in d. Ahd. 93; die
Reihenfolge ist wohl verkehrt, und Baesecke hat spä-
ter [IF 54 (1936), 70] seine Behauptung zurückge-
nommen). 2. Das Wort, das nach der 2. Lautverschie-
bung als *peltôn entlehnt wurde, hat sich an das von
ahd. pelliz Pelz abgeleitete Verb *pell(i)zôn später
pelzen, s. u.) angelehnt (H. Schuchardt, ZMF 20
[195152], 8 ff. [bes. 15 ff.]). 3. Frings, Germania Ro-
mana I², 194 f. scheint das Wort für eine von der
Lautverschiebung unabhängige Verdeutschung eines
Fremdwortes bei der Germanisierung der im dt. Ge-
biet wohnenden Römer zu halten.

Die oberösterr. Variante pfelzen hält Frings (a.a.O.,
190) für eine jüngere, durch Weiterentlehnung in-
nerhalb des Süddeutschen
entstandene Form; dage-
gen ist sie für Kranzmayer, Zf. Ostforschung 10
(1961), 143 die urspr. Form, die vor der 2. Lautver-
schiebung entlehnt und dann im Hauptteil des Gebie-
tes zu pelzôn dissimiliert wurde.

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