brunna
Band II, Spalte 379
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brunnaAWB f. jō- und jōn-St., Gl., Hildebr.,
Otfrid; auch prunnîAWB f. īn-St., nur in Gl.:
(Brust-)Harnisch, Panzer, lorica, thorax
Var.: prunna, brunia, prunia. Mhd. brünne,
brünje, bes. häufig in den Heldenepen, wäh-
rend in der höfischen Dichtung meistens hals-
berc vorkommt (vgl. San-Marte [d. h.
A. Schultz], Zur Waffenkunde d. ält. dt. Mittel-
alters [Quedlinburg, 1867] 28 ff.; Schultz, Das
höfische Leben II, 30 ff.; Maurer-Rupp, Dt.
Wortgesch. 231). Als die Sache außer Gebrauch
kam, ist auch das Wort ausgestorben; erst im
19. Jh. wurde es von den Dichtern der Roman-
tik wiederbelebt: nhd. Brünne.

Ahd. Wb. I, 1437 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 110; Schütz-
eichel⁴ 82; Starck-Wells 80; Graff III, 312; Schade 87;
Lexer I, 366; Benecke I, 270; Dt. Wb. II, 435; Trüb-
ners Dt. Wb. I, 446; Weigand, Dt. Wb.⁵ I, 296; Klu-
ge²¹ 104 f.; Kluge²² 109; Pfeifer, Et. Wb. 222. Vgl.
auch E. Maschke, ZfdPh. 51 (1926), 168 ff.; Lühr,
Stud. z. Hildebrandlied 700.

Das Wort hat Entsprechungen in fast allen alt-
germ. Dialekten: as. nur brung akk.sg. thoraca
(Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 113, 24. 175),
mndd. brönje, brönni(g)e, brünne, brünny(g)e;
mndl. bronie; ae. byrne (mit Metathese wie in
bersten < *brestan), auch -brynige in healsbryni-
ge (aus dem Aisl.?), me. brinie, brunie (aus dem
Skand. entlehnt nach Björkman, Scand. Loan-
words 183 f.), ne. byrnie (schott. Var. von me.
brinie, brunie); aisl. aschwed. brynja, ndän.
nnorw. brynje, nschwed. brynja; got. brunjō
(nur dat. sg. brunjon); langob. in dem PN Bru-
nipert(us) (Bruckner, Spr. d. Langob. 239; zu
anderen germ. Namen mit dem Bestandteil
*brunj- wie anord. Brynhildr, westgot. Bruni-
childe usw. vgl. Naumann, Anord. Namenstu-
dien 29; Förstemann, Adt. Namenbuch2-3 I,
338 ff.; Reichert, Lexikon d. altgerm. Namen I,
150 ff.; II, 487).

Fick III (Germ.)⁴ 282; Holthausen, As. Wb. 10;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 353. 359;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 432; Verdam, Mndl.
handwb. 118; Holthausen, Ae. et. Wb. 37. 41; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 140; Suppl. 114. 522; ME Dict.
AB, 1179; OED² I, 557. 606. 736; Oxf. Dict. of Engl.
Et. 132; Vries, Anord. et. Wb.² 62; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 637; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 28;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 110; Torp, Nynorsk
et. ordb. 46; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 105; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 107 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict.
B-104.

Das germ. Wort ist wohl sehr früh aus dem Kelt.
entlehnt, und zwar aus einem gall. Wort, das
mit air. bruinne m. Brust (< urkelt. *brun-
nio-, idg. *bhrus-no-; brust) verwandt war.
Wie nhd. Panzer < afrz. pancier Rüstung für
den Leib
auf lat. pantex Wanst beruht (Klu-
ge²¹ 529), so bedeutete germ. *runjō- Brust-
schutz
, wobei das ursprl. Material, aus dem
diese Rüstung bestand, nicht näher bestimmt
wird. Die Kelten haben ohne Zweifel eiserne
Ringpanzer gekannt ja, Varro (11627
v. Chr.) bezeichnet den Kettenpanzer als galli-
sche Erfindung (vgl. Maschke, a. a. O. 171), und
zur La-Tène-Zeit (2. Hälfte des letzten vor-
christl. Jahrtausends) in Europa hatten die kelt.
Handwerker bes. in der Bearbeitung des Eisens
eine führende Stellung inne. Die Germanen ha-
ben den Gebrauch eines Brustschutzes von den
Kelten gelernt, aber woraus dieser bei ihnen ge-
fertigt war, ob ursprl. aus Leder oder Fell und
erst später aus Eisen, oder von Anfang an aus
Eisenringen, läßt sich nicht sicher entscheiden
(vgl. Maschke, a. a. O.; Stender-Petersen, Slav.-
germ. Lehnw. 224 ff.).

Aus dem Germ. entlehnt sind mlat. brunia, afrz.
mfrz. broigne, aprov. bronha Brustharnisch;
auch aksl. brъa (nur Pl. belegt), aruss. brъnja,
nruss. bronja, bron’, apoln. brnia, tschech. brně
pl. Brustharnisch, Panzer; apreuß. brunyos,
lett. brun̨̄as dss. sind entweder germ. oder slav.
Lehnwörter.

Germ. *runjō- gehört kaum zu germ. *rūn- (mit
langem ū) braun; glänzend (bes. von Waffen),
brûn (so M. Szadrowsky, Germ.-rom. Monatsschr. 31
[1943], 273; ähnlich schon J. Grimm, Dt. Wb. II, 435,
der aber beide Wörter zu brinnen [ brinnan] stellte).
Zu anderen verfehlten Versuchen, das Wort als germ.
Erbwort zu erklären, s. Feist, a. a. O., Vries, a. a. O.

Walde-Pokorny II, 197; Pokorny 170 f.; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. B-104 f.; Hoops Reallex.¹ III,
394 f.; Schrader, Reallex. d. idg. Alt.² II, 151 f.; Mittel-
lat. Wb. I, 1590 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1599;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1339; Wartburg,
Frz. et. Wb. I, 572; XV, 1, 310; Sadnik-Aitzetmüller,
Handwb. z. d. aksl. Texten 14. 219; dies., Vgl. Wb. d.
slav. Spr. Nr. 344; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 38;
Berneker, Slav. et. Wb. I, 90; Vasmer, Russ. et. Wb. I,
126; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 340.

S. auch brust.

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