bissîn
Volume II, Column 121
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bissînAWB adj. aus Flachs gesponnen, nur ein-
mal bei Notker, M. Cap. 786, 1/2, neben dem
lat. Substantiv bissus: ûzer bíssinemo gárne ...
târ dér fláhs uuáhset. tér bissus héizet = ex ne-
tibus . i. filis candentis byssi. Mhd. ist das Adj.
bissîn nicht belegt, dafür des öfteren das Subst.
bisse sw. m. ein feines Gewebe, Byssus; im
Nhd. wird es durch aus Byssus umschrieben,
wie oft im Falle von ehemaligen Stoffadj. auf
-în.

Ahd. Wb. I, 1128; Splett, Ahd. Wb. I, 1211; Schütz-
eichel⁴ 77; Graff III, 218; Schade 69; Lexer I, 285
(nur bisse); Benecke I, 168 (desgl.); Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 75 (s. v. bissinus, aber ahd. bissîn adj. ist
nicht verzeichnet).

Das ahd. Adj. ist eine Ableit. auf -în¹ (s. d.), wo-
bei kaum zu entscheiden sein wird, ob sie mit
oder ohne Anlehnung an die im Lat. durchaus
geläufige Ableit. auf -ino- (mit kurzem -i-) bys-
sinus (gr. βύσσινος schon bei Herodot II, 86)
von lat. byssus m., auch fem. (gelegentlich bys-
sum), entstanden ist.

Frisk, Gr. et. Wb. I, 278; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 138;
Chantraine, Dict. ét. gr. 202; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 79; Thes. ling. lat. II, 2666 f.; Mittellat. Wb. I,
1636 f.; Du Cange I, 831.

Sicher ist, daß das lat. Subst. byssus über gr.
βύσσος mit der Bed. feine, hellfarbige Lein-
wand, auch Seide
aus dem Orient in den We-
sten gewandert ist; den Griechen dürfte das
Wort, vielleicht aus dem Ägyptischen, durch die
Phönizier vermittelt worden sein; ein Reflex im
Hebräischen des Alten Testaments ist būs Hese-
kiel 27, 16.

Vgl. die kritische Übersicht bei Masson, Emprunts sé-
mitiques en grec 20 ff.; Lewy, Semit. Fremdwörter
125 f.; Muss-Arnolt, Semit. Words 80; W. Spielberg,
Zfvgl.Spr. 41 (1907), 127 ff. Vgl. auch Pauly-Wisso-
wa, Realenzykl. I, 1108 ff. (von Olck).

Wie zu erwarten, haben sich lat. byssus und das
Adj. byssinus auch im Romanischen eingebür-
gert, daher aprov. bis, mfrz. bisse sowie bissin
adj. aus Byssus; ja, vieles spricht dafür, daß
das in mhd. Texten nicht seltene Subst. bisse
eine zweite, höfische Entlehnung des Wortes
repräsentiert. So erklären sich wohl auch mndl.
bis(se) sowie bissijn, bissen; me. bīs, auch bise,
bisse; ne. byssus ist eine Neuentlehnung aus dem
Lat. Im Anord. begegnet das Wort einmal als
bissa (wohl auf eine Pluralform von lat. byssum
zurückgehend), während es sonst in lat. Form
(und lat. flektiert) erscheint.

Wartburg, Frz. et. Wb. I, 669 (byssus); Verdam, Mndl.
handwb. 99 f.; ME Dict. AB, 887; OED² II, 738;
Cleasby-Vigfusson, Icel.-Engl. Dict. 63. Vgl. auch
Suolahti, Frz. Einfluß im 13. Jh. VIII, 67; X, 95; Falk,
Awestnord. Kleiderkunde 64.

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