bretônAWB sw. v. II, nur Hildebr. (Steinmeyer,
Spr.denkm. 7, 54 breton mit sinu billiu): ‚nie-
derschlagen‘. Das Wort kommt weder mhd.
noch nhd. vor.
Ahd. Wb. I, 1374; Splett, Ahd. Wb. I, 102; Schütz-
eichel⁴ 80; Graff III, 296; Raven, Schw. Verben d.
Ahd. II, 22. S. auch Lühr, Stud. z. Hildebrandlied
658 ff. mit Lit.
Die Etymologie ist umstritten. Man hat einer-
seits ae. (a)brēotan ‚(zer)brechen, töten‘ vergli-
chen, da dieses Verb in Redewendungen vor-
kommt, die dem ahd. Beleg ganz ähnlich sind;
vgl. billum abreotan ‚mit Schwertern töten‘
(Exodus 199), sweordum abrotene ‚mit Schwer-
tern getötet‘ (Paris Psalter 77, 64). Lautlich ent-
spricht ae. -breotan dem ahd. Wort aber nicht,
es sei denn, daß breton -e- (irrtümlich?) für -eo-
(wie in detrihhe, Hildebr. 23) und -on für -an
hat (das -t- ließe sich dagegen, wie auch sonst
im Hildebr., als as. Umsetzung von ahd. -z- er-
klären); → bruzzî.
Andererseits wird ahd. bretôn mit ae. (a)bre(o)d-
wian ‚niederstrecken, töten‘ gleichgesetzt, bei-
des aus urgerm. *ređwōjan-. Diese Verknüp-
fung ist wohl vorzuziehen, denn in diesem Fall
stimmen sowohl Form als auch Bed. überein:
nur hat urgerm. *ređwōjan- keine sichere Ety-
mologie. Nach Lühr, a. a. O. ist es viell. eine De-
nominativbildung auf *-ōi̯e- von einem wa-
Stamm *ređwa- ‚schneidende Waffe‘, zur idg.
Wz. *bherdh-/ *bhredh- (Pokorny 138 *bher-
edh-) ‚schneiden‘ und mit ahd. bret (s. d.) ver-
wandt. Der einzige Nachteil dieser Etymologie
ist die Tatsache, daß idg. *bheredh- sehr
schwach vertreten ist und daß nur gr. πέρθω und
πορθέω ‚zerstören‘ einen direkten Beweis für
eine Bed. ‚schneiden‘ oder Ähnliches bieten; im
Germ. kommt sonst nur die Bed. ‚Brett‘ vor
(‚was [aus einem Stamm] geschnitten ist‘?).
Dagegen sieht A. Bammesberger, GL 25 (1985),
4 ff. in der urgerm. Grundform *ređwa- eine
Bildung mit idg. -tu̯o- zur Wz. *bhrēi̯ : *bhr-
(Pokorny 166 f.; vgl. lat. fricāre ‚reiben‘ und bes.
aksl. britva ‚Rasiermesser‘, ebenfalls eine -tu̯o-
Ableitung, aber mit ursprl. langem -ī-). Gegen
diese Etymologie spricht nur der fragliche Wan-
del von i > e vor a (idg. *bhritu̯ó- > germ.
*ređwa-), der zwar gelegentlich in den einzel-
nen germ. Sprachen vorkommt, aber keineswegs
als germ. Lautgesetz gelten kann (vgl. A. L.
Lloyd, Lang. 62 [1966], 738 ff.).
Sehr unwahrscheinlich ist die Verknüpfung von ahd.
bretôn mit ahd. breta ‚flache Hand‘ (s. d.): bretôn be-
deute ‚flach machen‘ (K. Lachmann, Abh. d. Akad. d.
Wiss. z. Berlin 1833, 30 f.; vgl. Lühr, a. a. O. 658.).