*brimissaAWB, primissa f. ō-St., nur Gl. 4, 225, 6
(9. Jh., bair.); 3, 453, 5 (-isa; 11. Jh., obd.):
‚Bremse, oestrum, asilus (Hs.: ascila)‘ (Tabanus
L.). Das Wort, dessen zwei älteste Belege mit
ihren anl. p- es als einstmals auch in Ober-
deutschland bodenständig erweisen, ist im spä-
teren Mittelalter nur noch in mittel- und nie-
derdeutschen Varianten wie bremse, bremese,
bremsche (Köln 1507), auch mit ndd. Rundung
nach Labial (neben r): bröm(e)se, brom(e)se,
bezeugt (s. Lasch, Mndd. Gr. § 170, 1). Wäh-
rend Luther noch s-loses bremen pl. gebraucht
(→ brema²) und selbst Adelung (1774—86) und
Campe (1801) noch keine s-Formen verzeich-
nen, finden sich seit G. Henischs Teutsche
Sprach und Weiszheit (Augsburg, 1616) Bremse
zusammen mit Brem(m)e nebeneinander regi-
striert. In der dt. Hochsprache der Gegenwart
ist das im ndd. Raum vorwiegende Bremse
durchgedrungen, aber die obd. und md. Mdaa.
verbleiben weiterhin meist bei den s-losen For-
men. — Die Formen mit Stammvokal -e- sind
wohl durch Kontamination mit dem s-losen
brema², bremo sowie dem Verb breman ent-
standen.
Ahd. Wb. I, 1383; Splett, Ahd. Wb. I, 101; Starck-
Wells 77; Graff III, 304; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 353; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
43 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 54 (asilus). 393 (oe-
strum); Dietz, Wb. z. Luthers dt. Schriften 344; Götze,
Frühnhd. Gl.⁶ 40 (bremis); Dt. Wb. II, 363; Weigand,
Dt. Wb.⁵ I, 284; Kluge²¹ 98 f.; Kluge²² 104; Pfeifer,
Et. Wb. 212.
Auf außerdt. Gebiet zeigt sich die s-Form in
mndl. breemse, bremse, nndl. brems; nfries.
brims; die oft zitierte ae. Form brimse hat sich
als Ghostword erwiesen (so Kärre, Nomina
agentis 41), me. brimse f. dürfte skand. Ur-
sprungs sein; aisl. brims, daher wohl nnorw.
dial. sowie aschwed. brims, ält. dän. brimse,
während neuskand. Varianten mit Stammvokal
-o-, -ö-, -e-, -ä- meist auf mndd. Entlehnung
zurückgeführt werden.
Fick III (Germ.)⁴ 279 f.; Verdam, Mndl. handwb. 116;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 92; Vries, Ndls. et. wb.
86; Dijkstra, Friesch Wb. I, 236 f.; Bosworth-Toller,
AS Dict. 132; Suppl. 106; Suppl. II, 12; ME Dict. A—
B, 1148; OED² II, 553 (brimse nur dial., veraltet seit
16. Jh.); Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog I, 187;
Torp, Nynorsk et. ordb. 41; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 101; Svenska akad. ordb. B-4281.
Die Übersicht der dt. und germ. Varianten führt
auf eine gemeinsame Grundform *rem-is-jō
zurück, die sich von der idg. Wz. *bhrem-
‚brummen, summen, surren‘ (→ breman) herlei-
tet; die Ableit.silbe -is-, erweitert durch -jō-
und deshalb mit geminiertem -s- im Westgerm.
(→ -issa), dient häufig zur Bezeichnung von
weiblichen Lebewesen oder Tieren (s. Brug-
mann, Grdr.² II, 1, 547; Kluge, Nom. Stamm-
bildung³ § 46. 85; Wilmanns, Dt. Gr. II § 252, 1
und 3. Vgl. auch O. Paul, WuS 20 [1939], 36 f.).
S. auch brema².