dôsen sw. v. I, nur Notker: ‚zugrunde rich-
ten, vernichten‘. — Mhd. dœsen, tœsen sw. v.
‚zerstreuen, zerstören‘, nhd. dial. schweiz. tȫ-
sen ‚vernichten, zerstören, überwinden‘. Das
Verb fehlt in der Schriftsprache. Anderer Her-
kunft ist nhd. dösen, das im 19. Jh. aus nndd.
dösen ‚gedankenlos sein‘ (davon zu trennen:
mhd., frühnhd. dôsen ‚sich still verhalten,
schlummern‘; → tusîg ‚stumpfsinnig, töricht‘)
ins Hd. übernommen wurde.
Splett, Ahd. Wb. I, 147; Schützeichel⁴ 92; Schade
108; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 30; Lexer I,
454 f.; Benecke I, 386; Dt. Wb.² VI, 1292; Pfeifer, Et.
Wb. 301 (zu dösen). — Schweiz. Id. XIII, 1810.
Das nur auf das Hd. beschränkte Verb beruht
auf einem neben urgerm. *þōsōn- ‚tosen‘ stehen-
den jan-Verb *þōsijan-. Von den verwandten
Bildungen vergleichen sich bedeutungsmäßig am
ehesten ae. ðysse f. in mægenðysse ‚Gewalt‘ und
anord. þjóstr m. ‚Zorn, Heftigkeit, Gewalt‘,
þeysa ‚vorwärtstreiben‘, þysja ‚stürzen, stür-
men, treiben‘. Sofern die Herleitung von der
Wz. uridg. *dheu̯s- ‚stieben‘ (mit sekundärem
*þ im Germ.; → dôsôn) zu Recht besteht und
eine Bedeutungsentwicklung von ‚stieben ma-
chen‘ → ‚zerstreuen‘ → ‚zerstören‘ anzunehmen
ist, stellen sich bedeutungsmäßig gr. θω, θυίω
‚stürme einher, brause, stürme, tobe‘ (wenn <
*θύσ-i̯ω) und lat. furō ‚stürme einher, bin in wil-
der Bewegung‘ (wenn < *dhusō) hierher.
S. auch dôsôn.