entilmeriAWB m. ja-St., nur Notker, Ps.gl.: ‚das
die Erde umgebende große Meer, oceanus‘. —
Mhd. endelmer st. n. ‚Ozean‘. Das Wort gilt als
Zusammensetzung aus einer Ableitung von
dem Subst. enti ‚Ende‘ und meri ‚Meer‘
(s. d. d.), wobei für die Wortbildung des Vor-
derglieds auf Wörter wie ahd. bendel ‚Band,
Brusttuch‘ (s. d.) und mhd. hebel ‚Hebel‘ ver-
wiesen wird. Weder ein Diminutiv noch ein
Nomen agentis kommt jedoch für entil- in Fra-
ge, denn ebensowenig wie entil- ein Verbal-
stamm zugrundeliegt, ist eine ursprüngliche
Bedeutung ‚kleines Ende‘ für entil- in entilmeri
sinnvoll. Eher ist ahd. entil- als Adj. zu bestim-
men, das im Ahd. aber nur als Superlativ enti-
losta ‚äußerster, letzter‘ erscheint (→ entil).
entil- wäre dabei eine von einem Subst. (enti)
abgeleitete Adjektivbildung mit der Bedeutung
‚am Ende, außen befindlich‘; vgl. von Substan-
tiven abgeleitete Adjektive mit l-Suffix wie
ahd. wortal, zungal ‚geschwätzig‘ (wort, zun-
ga) (Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III
§ 87, 3b). Dem Kompositum entilmeri, eigtl.
‚außen befindliches Meer‘, läge in diesem Fall
die auch für ahd. wentilmeri, eigtl. ‚sich um
das Land herumwindendes Meer‘, geltende
Vorstellung zugrunde, daß nämlich das Meer
das Land umgibt (dazu Lühr, Stud. z. Hilde-
brandlied 613 f.). Jedenfalls sind ahd. wentil-
meri und entilmeri Reimwörter.
Ahd. Wb. III, 308 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 183. 613;
Schützeichel⁴ 102; Starck-Wells 127. 842 (entil);
Graff II, 820; Schade 137; Lexer I, 551; Benecke II,
137; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 391 (occianum); Dt.
Wb. III, 457; Grimm, Dt. Myth.⁴ I, 311 (doch ver-
fehlt: endel entspreche dem zweiten Bestandteil von
ahd. Orentil, ae. Earendel, aisl. Aurvandill — die Vor-
form lautet *Auza-wandila-; s. Vries, Anord. et. Wb.²
20 f.). 499; III, 171; H. Hoefer, Germania 14 (1869),
208.