fîênAWB sw. v. III, in Gl. und Bened.regel, nur
im 8. und 9. Jh. belegt (alem.): ‚hassen, verab-
scheuen, ablehnen, detestari, exosus‘. In Gl.
1, 121, 10 Kb fiendi ‚odiosus‘ ist das lat. Adj.
mit dem Part. Präs. übersetzt.
Ahd. Wb. III, 801 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 228; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 261; Schützeichel⁵ 133; Starck-Wells
150. 808; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 150;
Seebold, ChWdW8 126; Graff III, 380; Schade 192;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 190 (detestari). 241 (exo-
sus). 446 (odiosus); Raven, Schw. Verben d. Ahd. II,
213; Splett, Abrogans-Studien 185.
Wie ahd. fîên flektieren auch mndd. vīen sw. v.
‚hassen, feind sein‘ und got. fijan ‚hassen, μι-
σεῖν‘ nach der sw. III. Kl.: < urgerm. *fijaj-/-je/
a-. Bei ae. fēogan, fīogan ‚hassen, verfolgen‘
(vgl. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 417 Anm. 5;
Flasdieck, Untersuchungen § 27) und aisl. fjá
‚hassen‘ erfolgte Übertritt in die produktivere
II. sw. Klasse: < urgerm. *fijōje/a- (vgl. Lühr,
Egill 279).
Fick III (Germ.)⁴ 240; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 716; Holthausen, Ae. et. Wb. 101; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 276; Suppl. 210; Vries, Anord.
et. Wb.² 122; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 535; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog II, 421; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 63; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
150 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. F-48; K. Sundén,
Erdmann (A.)-Festschrift 285.
Die angeführten germ. Verben lassen sich auf
eine vorurgerm. stativische Bildung *pī-ē-i̯e/o-
[**piH-eH₁-i̯e/o-] zurückführen. Zugehörig ist
got. *faian ‚tadeln, μέμφεσθαι‘ (belegt ist nur
die 3.pl.präs.pass. faianda; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 135; Lehmann, a. a. O. F-6), das sich
unter einer Vorform vorurgerm. [**peH₁i̯-e/o-]
mit vorurgerm. *pī-ē-i̯e-ti [**piH-eH₁-i̯e-ti]
vereinen läßt: Die Wz. uridg. [**peH₁i̯-] ‚ta-
deln, schmähen‘ führt mit Laryngalmetathese in
der Schwundstufe zu *pī- [**piH₁-] (vgl.
W. Schulzes vorlaryngalistischen Ansatz *pē[i]-
: *pī- in Zfvgl. Spr. 27 [1885], 426 = Kl. Schrif-
ten 53). Außerhalb des Germ. stellt sich aind.
pyati ‚schmäht, tadelt, beschimpft‘ < vorurin-
doar. [**piH₁-i̯e/o-] dazu (nach Rasmussen,
Morphophonemik 55 sei aind. pyati „durch
Kreuzung von Grundverbum *péh₁i̯-e-ti und
Stativ.-Präs. *ph₁i-h₁-i̯é- [indoir. *pi̯ati : *pii̯á-
ti] entstanden“, doch lautet das Stativformans
[**-eH₁-] wahrscheinlich nicht ab). Allen Bil-
dungen liegt eine Wz. uridg. [**peH₁-i̯-] ‚hassen,
tadeln‘ zugrunde (s. Lühr, Egill 279).
Pokorny 792; LIV² 459 f.; Mayrhofer, K. et. Wb. d.
Aind. II, 294 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 85.
S. auch fîant.