gastwissî
Volume IV, Column 103
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gastwissî f. īn-St., nur bei O und in Gl.
seit dem 9./10. Jh.: Herberge, Unterkunft;
diversorium, diverticulum, hospitium
.
gastwissida f. ō-St., nur in Gl. seit dem
11. Jh.: Gastfreundschaft, Herberge, Unter-
kunft; diversorium, hospitium
. gastwissôd
m. a-St., nur in Gl. seit dem 10. Jh.: Her-
berge, Unterkunft; diversorium
. Die Wörter
bestehen aus gast Gast (s. d.) und einem
zweiten, nur hier belegten und bisher nicht
befriedigend erklärten Bestandteil -wiss-. E.
Glaser, in Bergmann 1987: 1, 64 reiht gast-
wissi in die Gruppe der Wörter mit -ss- ein,
deren Etymologie ungeklärt ist; die Erklä-
rung von Erdmann [1982] 1979: 363: zu
-wist in heimwist, nâhwist mit Assimilation
von st > ss ist verfehlt (auch Splett, Ahd. Wb.
1, 1111 f. stellt diese Wörter zu wesan [mit
Fragezeichen], ohne die Form zu erklären).

Wahrscheinlich gehört -wiss- zur selben idg.
Wz. *ed- sehen usw. wie wîsôn besu-
chen, nach jemandem sehen, sich (einer Sa-
che oder einer Person) annehmen
(s. d.) und
bedeutet eigtl. Betreuung der Gäste. So-
wohl gastwissi wie auch gastwissida ( -ida
und vgl. Wilmanns [190630] 1967: 2,
§ 258 f.) setzen wohl ein germ. Adj.
*gastwis(si) gastfreundlich, Gäste be-
treuend
(< vorurgerm. *id-to-/to-), gast-
wissôd dagegen ( -ôd/-ôt und vgl. Wil-
manns, a. a. O. § 261) ein vom Adj. abgelei-
tetes ōn-Verb *gastwissôn voraus.

Ahd. Wb. 4, 129; Splett, Ahd. Wb. 1, 291. 1111. 1112;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 359 f.; Schützeichel⁶ 130;
Starck-Wells 193. 814; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 3, 410; Graff 1, 1076.

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