grantAWB m. i-St.?, nur in Gl. (vorwiegend
bair.), ab dem 9. Jh.: ‚Trog, trogartiges eher-
nes Gefäß, Mulde, Eimer; aeneum, alveus,
collectaculum, luter‘ 〈Var.: c-〉. crient in Gl.
2,15,6 (Paris 16668, 11. Jh.) ist wohl ver-
schrieben. — Mhd. grant st. m., pl. grende
‚Trog, Behälter, bes. Sammelbehälter für
Wein, Schrank, Unterlage, Fundament‘, älte-
res nhd. grand m. ‚Sammeltrog, Brunnen-
trog‘, nhd. nur mdartl. fortgesetzt: bair.
grand m. ‚Behältnis für Flüssigkeiten‘ (ge-
wöhnlich aus einem Stein oder Baumstamm
ausgehauen), auch in zahlreichen Komp.:
brunn-, wasser-, breu-grand, maisch-gran-
den ‚Maischbottich‘; kärnt. grant m. ‚Ge-
treidebehälter, -truhe‘, schwäb. grand m.
‚steinerner oder metallener Wasserbehälter,
Gefäß beim Bierbrauen‘, tirol. grąnt ‚(Fut-
ter-)Trog, Truhe für Getreide‘, steir. grant
‚Bottich, Trog, Auffangbehälter für Harz‘,
rhein. grand m. ‚Steinbehälter im Boden zur
Aufnahme der Malzwürze‘, ndsächs. (lüneb.)
grand ‚Trog, Viehtränke‘; eine ablautende
Diminutivbildung zu mhd. grant ist wohl
lothr. grindel n. ‚kleine hölzerne Schippe‘.
Ahd. Wb. 4, 403 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1218; Schütz-
eichel⁶ 139; Starck-Wells 237; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 4, 31; Graff 4, 330; Lexer 1, 1069;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 20 (aeneum). 35 (alveus).
114 (collectaculum). 384 (luter); Dt. Wb. 8, 1851. —
Rohr 1909: 48. — Fischer, Schwäb. Wb. 3, 789 f.;
Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1003; Lexer, Kärnt. Wb.
121; Schöpf, Tirol. Id. 206; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 249; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 302;
Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 216; Müller, Rhein.
Wb. 2, 1347; Stellmacher, Ndsächs. Wb. 5, 668; Kück,
Lüneb. Wb. 1, 603.
Lexer, a. a. O. stellt die ahd. Gefäßbezeich-
nung zu dem erst mhd. belegten st. v. III
grinden ‚klaffen, sich öffnen‘ und weiter zu
ae. grindan ‚reiben, zermalmen‘. Wegen des
Bedeutungsunterschieds bezweifelt Grimm,
a. a. O. eine Verbindung von grant mit dem
st. Verb. Doch werden Behältnisse wie Trö-
ge oft durch Aushöhlen von Baumstämmen,
also durch eine reibende, schabende und da-
bei Holz oder andere Materialien zermal-
mende Tätigkeit hergestellt. Die Grundbe-
deutung von ahd. grant ‚Trog‘ wäre dem-
nach ‚Ausgehöhltes, Aushöhlung‘.
Für die Wortbildung sind zwei Möglichkei-
ten in Betracht zu ziehen: Bei ahd. grant
könnte es sich um die Fortsetzung eines ti-
Stammes westgerm. *gran-di- < urgerm.
*ran-di- handeln, der unmittelbar von vor-
urgerm. *ghren- ‚zerreiben‘ (→ grunt) gebil-
det ist. Schwierigkeiten bereiten hier aber die
Ablautstufe und das m. Genus von grant. -ti-
Ableitungen setzen ein proterodynamisches
Flexionsparadigma des Typs uridg. nom.sg.
*mén-ti-s ‚Denken‘, gen.sg. *m-téi̯-s fort,
wobei sich im Germ. im allgemeinen die
tiefstufige Wz. durchsetzte (vgl. ahd. ur-rist
f. ‚Auferstehung‘ < urgerm. *-ris-ti-, Nomen
actionis zum st. v. I ahd. rîsan ‚fallen, stür-
zen‘, got. ur-reisan ‚auferstehen‘ < urgerm.
*-rei̯se/a-; ahd. zuht f. ‚Zucht, Erziehung‘ <
urgerm. *tuχ-ti-, Nomen actionis zu ziohan
st. v. II ‚ziehen‘ < urgerm. *teu̯χe/a-). Doch
sind auch e-stufige Bildungen belegt, die die
gleiche Ablautstufe wie ihre Basis aufweisen
(vgl. z. B. ahd. gift f. ‚Gabe, Geschenk‘
[s. d.] < urgerm. *ef-ti-, Nomen actionis zu
urgerm. *ee/a- < vorurgerm. *ghébhe/o-);
vgl. auch ahd. anst ‚Gunst‘, Verbalabstrak-
tum zum ahd. Präteritopräsens an ‚ich gön-
ne‘ (pl. unnum) (< urgerm. *ansti < vorur-
germ. *h₃énh₂-ti- > *h₃ónh₂-ti-; vgl. Lühr
2000: 166). Dagegen weist m. grant die o-St.
der Wz. auf (vgl. z. B. noch ahd. balg
‚Schlauch, Balg‘, eigtl. ‚Anschwellung‘ :
belgan st. v. III ‚schwellen‘; gr. τρόπις
‚Schiffskiel‘ : τρέπω ‚wende‘). Deshalb ist
für grant wohl eher von einer deverbalen i-
Ableitung auszugehen: ahd. grant < west-
germ. *grand-i- (mit der für das Obd. typi-
schen Entwicklung von westgerm. *-d- > t
[Braune-Reiffenstein 2004: § 163]; vgl. auch
ahd. grint ‚Grind, Glatze‘ < urgerm.
*renda/i- m.) ist dann ein Nomen actionis
zu urgerm. *rende/a- ‚zerreiben‘ < vorur-
germ. *ghren-dh-. Eine balt. Entsprechung zu
urgerm. *rende/a- ‚zerreiben‘ (fortgesetzt
in ae. grindan) liegt in lit. grsti, gréndžiu
‚schaben, scheuern, auskratzen‘ < vorurbalt.
*ghren-dh- vor (vgl. Lühr 2000: 121).
Bezüglich der uridg. Akzent- und Ablaut-
klasse gehört ahd. grant wie die anderen m.
i-stämmigen Verbalabstrakta mit o-Stufe
wohl urspr. dem akrostatisch apophonen Typ
mit qualitativem Ablaut der Wz. (ó in den
st., é in den sw. Kasus) an; vgl. z. B. uridg.
st. *h₂óu̯i- : sw. *h₂áu̯i- ‚Schaf‘ (mit Verall-
gemeinerung der st. Form in lat. ovis, gr. οἴς
und mit Generalisierung der sw. in Toch. B
āuw [pl. awi-]; J. Schindler, GS Pedersen
1994: 397; Schaffner 2001: 425 und Anm.
39 f.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 140. 146; Seebold, Germ. st. Verben
240; Holthausen, Ae. et. Wb. 137; Bosworth-Toller,
AS Dict. 490; Suppl. 487; ME Dict. s. v.; OED² s. v.
grind v.¹. — Walde-Pokorny 1, 656 f.; Pokorny 459;
LIV² 204; Fraenkel, Lit. et. Wb. 167.
Weiteres s. grunt.