gungidaAWB f. ō-St., nur MF: ‚Zögern,
Zaudern; cunctatio‘. Das Wort ist eine Ab-
leitung von einem nicht belegten Verb
*gungen (oder gungôn; vgl. Matzel 1970:
315 Anm. 671); vgl. nschwed. gunga
‚schaukeln, schwanken, wippen‘, ält. ndän.
gunge, ndän. gynge ‚schaukeln‘, aisl. Gung-
nir ‚Odins Speer‘ (‚der Schwankende‘?; vgl.
J. O. Plassmann, PBB 82 [Halle, 1961],
116 f.). Die Wörter haben keine sichere Ety-
mologie. Wahrscheinlich sind sie lautmalen-
den Ursprungs und bedeuteten urspr. ‚schau-
keln, sich hin und her bewegen‘. Hierher ge-
hört auch gleichbed. ahd. gangî (?) oder
*gungî (s. d.). Nach dem Ahd. Wb. 4, 478 ist
gangin für *gungin verschrieben, aber bei
solchen Wörtern kommt Vokalvariation oft
vor (vgl. ne. dawdle, daddle, diddle ‚Zeit
vergeuden, zögern‘, dilly-dally ‚dss.‘). Die-
sen Wörtern entsprechen — ohne „expressive
Nasalierung“ — mhd. gagen, gugen ‚sich hin
und her wiegen, schwanken‘ (zu nasalierten
neben nicht nasalierten Formen solcher Ver-
ben vgl. nhd. schunkeln neben schaukeln).
Vielleicht sind die mhd. Verben Varianten
von mhd. gîgen ‚geigen‘ (urspr. ‚[den
Streichbogen] hin und her bewegen‘; vgl.
norw. geiga ‚hin und her schwanken‘; zur
Bed. vgl. ne. fiddle-faddle ‚Zeit vergeuden,
zögern‘ zu fiddle ‚geigen‘; → gîga); dann
gehören alle Wörter zur Sippe von gingên
(s. d. und vgl. Lühr 1988: 111 f.).
Die Nasalierung bei gungida, nschwed. gun-
ga usw. ist wohl unabhängig von derjenigen
bei gingên; es handelt sich kaum um ablau-
tende Formen von gingên (Lühr, a. a. O.), da
gingên eine ganz andere Bed. hat und nur im
Dt. vorkommt.
Ahd. Wb. 4, 478; Splett, Ahd. Wb. 1, 332; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 498; Schützeichel⁶ 142; Lexer 1, 724 (ga-
gen). 1014 (gîgen). 1114 (gugen). — Vries, Anord. et.
Wb.² 195; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 343 f. (s. v.
ĝhengh-); Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 99;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 364; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 313.