guolAWB m./n. a-St., nur in Gl. 2,391,4
(Prudentiusgl. in Hs. London, add. 16894, Zeit
unbekannt, bair.): ‚Pracht; pompa‘ 〈Var.:
kuol〉. Im Anschluß an Steinmeyer-Sievers
stellt das Ahd. Wb. 4, 482 das bezeugte kuol
als verstümmelte Form unter Vorbehalt zum f.
īn-St. guollîchî ‚Ruhm, Herrlichkeit, Lob,
Lobpreisung, Glanz, Pracht; gloria, dignitas‘
(ebenso Schützeichel, Glossenwortschatz 4,
85). Dagegen setzen u. a. Starck-Wells, Hei-
dermanns (Et. Wb. d. germ. Primäradj. 252)
und H. Tiefenbach (BNF 21 [1986], 35) ein
eigenes Lemma guol an.
Ahd. Wb. 4, 479; Splett, Ahd. Wb. 1, 332; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 449; Starck-Wells 244; Bergmann-Stricker,
Katalog Nr. 389; Graff 4, 183 f.; Dt. Wb. 9, 1457 (s. v.
gütlich).
Eine wichtige Stütze für die ursprüngliche
Existenz eines deverbalen Subst. *gōla-
‚Ruhm, Ehre‘ (> ahd. guol) liefern zwei-
gliedrige PN wie Gol-modus (undatierte In-
schrift aus dem merowingischen Gallien,
heute Vichy) und ahd. Gôl-purch, -trut,
-ram, -nod, -uald. Hierher gehört auch der
bei Ammian belegte Westgotenname Colias
(mit ausl. -s nach gr. oder lat. Vorbild und der
bei diesem Autor häufig anzutreffenden
Schreibung c anstelle g) für Golia m. n-St.,
einer Kurzform auf -ja von einem zweiglied-
rigen PN mit Vorderglied gōl- (s. H. Tiefen-
bach, a. a. O.; N. Wagner, BNF 24 [1989],
113—115). Mit ahd. guol ‚Pracht‘ ist das HG
von ae. or-gel, or-gol subst. ‚Stolz, Hochmut‘,
adj. ‚stolz, hochmütig, dreist‘ (und davon ab-
geleitetes adj. orgelīc ‚stolz, hochmütig, ver-
ächtlich‘) identisch. Dem Präfixkompositum
entspricht ahd. adj. urguol ‚berühmt, sich
auszeichnend; insignis‘ (s. d.).
*gōla- selbst ist dabei mit *ō als Schwundstu-
fenersatz von dem st. Verb galan (s. d.) abge-
leitet; zum Ablaut vgl. st. v. VI graban : gruo-
ba (s. d.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 130; Seebold, Germ. st. Verben 212 f.;
Heidermanns, a. a. O.; Holthausen, Ae. et. Wb. 242;
Bosworth-Toller, AS Dict. 765; Suppl. 676; OED² s. v. —
Reichert 1987—1990: 1, 362; Schönfeld [1911] 1965:
112.
Weiteres zur Etymologie → galan.
S. urguol, guollîh.