holzAWB n. a-St., im Abr und weiteren Gl.,
in MZ, im LBS, WH, bei N, Npg: ‚Gehölz,
Baum, Holz; arbor, lignum, nemus, saltus, sil-
va‘ 〈Var.: holcz〉. Im Nom.Pl. holzir, -er ist
der Wz.-Vokal analogisch nach dem Vokal
des Nom.Sg. erhalten; vgl. Braune-Reif-
fenstein 2004: § 32 Anm. 1. Der Dat.Sg. holza
(MZ und N) zeigt den besonders für das
Alem. und Frk. typischen Übergang von aus-
lautendem -e zu -a; vgl. Braune-Reiffenstein
2004: § 58 Anm. 3. Der endungslose Dat.Sg.
ze holz (bei N; aber ze holze Npg) weist wohl
auf einen alten Lok.Sg., dessen auslautendes
-i nach langer Stammsilbe lautgesetzlich
schwand; vgl. Braune-Reiffenstein 2004:
§ 193 Anm. 8. — Mhd. holz st. n., pl. holzer,
hölzer ‚Wald, Gehölz, Holz‘, mfrk. hulz mit
Hebung von /o/ zu /u/; vgl. Paul 1989: § 68.
165, 7, ostmd. houlz; vgl. Paul 1989: § 166
Anm. 1, nhd. Holz n. ‚Wald, Baum, Holz, aus
Holz gefertigter Gegenstand‘.
Ahd. Wb. 4, 1219 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 398; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 559; Schützeichel⁶ 165; Starck-Wells
283. 822; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 375 f.;
Seebold, ChWdW8 163 f.; Graff 4, 930 f.; Lexer 1,
1329; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 50 (arbor). 375 (li-
gnum). 611 (silva); Dt. Wb. 10, 1763 ff.; Kluge²¹ 315;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 553. — K.-H. Borck, FS
Trier 1964: 456—476 (zum Bedeutungsumfang von ahd.
holz im Vergleich zu wald, forst, witu).
Ahd. holz entsprechen: as. holt st. n. ‚Holz,
Gehölz‘, mndd. holt n., pl. holte, hölte, selten
hölter ‚Holz, Baum, Gehölz, Wald‘; andfrk.
holt n. ‚Holz, Wald‘, mndl., nndl. hout ‚Holz,
Stück Holz, Baum, Gehölz‘; afries. holt n.
‚Holz, Stock‘, nfries. holt, hout ‚Holz, Wald,
Sarg‘; ae. holt m. n. ‚Holz, Gehölz, Wald,
Hain‘, me. holt (hold, halt, hout) ‚dss.‘, ne.
holt poet. und dial. ‚Wald, Gehölz, bewaldeter
Hügel‘, häufig in ON; aisl., nisl. holt n. ‚klei-
ner Wald, unfruchtbarer Steingrund‘ (entlehnt
in shetl. holt [nur in ON] ‚steiniger Hügel‘),
nnorw. holt ‚Hain, Wäldchen‘, ält. dän. holt
‚Wald‘, ndän. holt ‚Hain, Wäldchen‘,
nschwed. hult ‚Wald‘ (häufig in ON) neben
holt ‚Holz‘ (aus mndd. holt): < urgerm.
*χultan-.
Der älteste indirekte Beleg des germ. Wortes
findet sich in einer nordwestgerm. Runenin-
schrift auf einem der goldenen Hörner von
Gallehus (um 400 n. Chr.): holtijaz ‚Sohn des
Holt‘ < urgerm. *χult-ii̯a-, einer Zugehörig-
keitsbildung mit der Sieversschen Variante
des Suffixes urgerm. *-i̯a- (zu weiteren Deu-
tungen des Namens s. z. B. Kousgård Søren-
sen 1984: 33—46; O. Grønvik, MM 1 [1999],
1—18).
Im Ablaut zu urgerm. *χultan- stehen ahd. hel-
za f. ‚Schwertgriff, Heft‘ (s. d.), as. helta f.
‚Handgriff am Ruder‘, ae. hilt f. ‚Schwert-
griff‘, aisl. hjalt n. ‚dss.‘ < urgerm. *χelta/ō-
und das Adj. ahd. halz (s. d.), ae. healt, aisl.
haltr ‚lahm‘ < urgerm. *χalta- ‚gebrochen‘
(deshalb in der Folge ‚lahm‘).
Fick 3 (Germ.)⁴ 84; Holthausen, As. Wb. 36; Wadstein,
Kl. as. Spr.denkm. 193; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 342; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 289;
Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps. u. Gl.
92; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 200; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 3, 653 f.; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 265; Suppl. 73; Vries, Ndls. et. wb. 270; Et. wb.
Ndl. F-Ka 471; Holthausen, Afries. Wb.² 46; Richtho-
fen, Afries. Wb. 823; Fryske wb. 9, 105 ff.; Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 100 f.; Dijkstra,
Friesch Wb. 1, 540; Holthausen, Ae. et. Wb. 169; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 551; Suppl. 558; Suppl. 2, 41;
ME Dict. s. v.; OED² s. v. holt¹; Vries, Anord. et. Wb.²
248; Bjorvand, Våre arveord 395 f.; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 245 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 38;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 123; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1, 417; Nielsen, Dansk et. ordb. 186;
Ordb. o. d. danske sprog 8, 427 f.; Torp, Nynorsk et.
ordb. 219 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 368; Svenska
akad. ordb. s.vv. — Trier 1952: 43—51; Nielsen 2000:
139.
Urgerm. *χultan- ‚Abgeschlagenes‘ < vorur-
germ. *kh₂-dó- ist eine schwundstufige Bil-
dung mit Dentalerweiterung zur Verbalwz.
uridg. *kelh₂- ‚schlagen‘. Die gleiche d-
Erweiterung weisen auch lat. clādēs f. ‚Ver-
letzung, Niederlage, Schaden‘ < *kh₂-d-éh₁-
(anders Schrijver 1991: 175: *kh₂-dheh₁-) und
gr. κλάδος m. ‚Ast, Zweig, Trieb‘ auf. Schwie-
rig ist das gr. Wort wegen seines Kurzvokals.
Dieser könnte zwar vom Verbum κλάω ‚bre-
che‘, das neu zum Aoriststamm κλ- < *kh₂-
gebildet wurde, übernommen sein, doch ist die
Dentalerweiterung schon vorurgr.
Weiterhin gehört wohl der proterodynamische
f. ī-St. air. caill ‚Holz, Wald‘ < nom.sg.
*kélh₂-n-ih₂, kymr. celli, akorn. kelli ‚Wald,
Hain‘ (nach de Bernardo Stempel 1999: 81
mit erhaltenem auslautenden -i aus dem
Nom.Pl. *-ei̯-es, der aber nur für die i-Stämme
zutrifft) < gen.sg. *kh₂-n-i̯éh₂- mit Nasaler-
weiterung dazu (anders Pedersen [1909—13]
1976: 1, § 35, 1: *kdī, doch müßten im Ir.
dann Schreibungen mit -ld- belegt sein; de
Bernardo Stempel 1987: 92).
Verbal ist uridg. *kelh₂- ‚schlagen‘ im Lat.
und Balto-Slaw. fortgesetzt: Lat. -cellō (-culī,
-culsus) ‚zu Boden schlagen, zerschmettern‘
ist wohl auf ein Nasalpräsens uridg. *k-n-h₂-
mit Übernahme der Vollstufe aus dem Wur-
zelaorist zurückzuführen (Diskussion des
grundsprachlichen Ansatzes zuletzt bei Bock
2007: 193 ff.). Lit. kalù (inf. kálti) ‚schlage,
schmiede‘ (thematisiert) und aksl. koljǫ (inf.
klati) ‚schlachte‘ (Umbildung zum i̯e/o- Prä-
sens), russ. kolot’ ‚dss.‘ weisen auf ein urspr.
redupliziertes Präsens *ké-kolh₂/kh₂- mit Ver-
lust der Reduplikation (vgl. z. B. aksl. bodǫ
[inf. bosti] ‚steche‘ < *bhé-bhodhh₂-). Aksl.
klada ‚Holzblock‘, das mit russ. kolóda
‚Baumstamm, Klotz‘, tschech. kláda ‚dss.‘,
slowak. klada ‚dss.‘, ukrain. kolóda ‚Baum-
stamm, Bienenstock‘, wruss. kolóda ‚dss.‘,
bulg. dial. kláda ‚Baumstamm‘, serbo-kroat.
klada ‚dss.‘, slowen. kláda ‚Baumstamm,
Fußstock, Klotz‘, osorb. kłoda ‚Gefängnis‘,
urspr. ‚Balken, in den die Hände oder Füße
eines Verbrechers gelegt wurden‘, ndsorb.
kłoda ‚Stock, Klotz, Balken, Strafwerkzeug‘
verwandt ist, ist eine postverbale Bildung zu
aksl. koljǫ (vgl. Vaillant 1950—77: 4, 163) und
deshalb nicht unmittelbar mit ahd. holz usw.
zu verbinden.
Walde-Pokorny 1, 437. 439 f.; Pokorny 546 f.; LIV² 350;
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 864 f. 866 f.; Chantraine, Dict. ét.
gr. 537 f. 538 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 225 f.;
Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 111. 124; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 114 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 508;
Trubačev, Et. slov. slav. jaz. 9, 178 f.; Sadnik-
Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 44. 45. Nr.
352; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 601. 603 f.; Schuster-
Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 535 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb.
211 f.; Fick 2 (Kelt.)⁴ 81; Hessens Ir. Lex. 1, 126; Ven-
dryes, Lex. ét. de l’irl. anc. C-13; Dict. of Irish C-27 f.;
Dict. of Welsh 1, 459.