holz
Volume IV, Column 1120
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holzAWB n. a-St., im Abr und weiteren Gl.,
in MZ, im LBS, WH, bei N, Npg: Gehölz,
Baum, Holz; arbor, lignum, nemus, saltus, sil-
va
Var.: holcz. Im Nom.Pl. holzir, -er ist
der Wz.-Vokal analogisch nach dem Vokal
des Nom.Sg. erhalten; vgl. Braune-Reif-
fenstein 2004: § 32 Anm. 1. Der Dat.Sg. holza
(MZ und N) zeigt den besonders für das
Alem. und Frk. typischen Übergang von aus-
lautendem -e zu -a; vgl. Braune-Reiffenstein
2004: § 58 Anm. 3. Der endungslose Dat.Sg.
ze holz (bei N; aber ze holze Npg) weist wohl
auf einen alten Lok.Sg., dessen auslautendes
-i nach langer Stammsilbe lautgesetzlich
schwand; vgl. Braune-Reiffenstein 2004:
§ 193 Anm. 8. Mhd. holz st. n., pl. holzer,
hölzer Wald, Gehölz, Holz, mfrk. hulz mit
Hebung von /o/ zu /u/; vgl. Paul 1989: § 68.
165, 7, ostmd. houlz; vgl. Paul 1989: § 166
Anm. 1, nhd. Holz n. Wald, Baum, Holz, aus
Holz gefertigter Gegenstand
.

Ahd. Wb. 4, 1219 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 398; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 559; Schützeichel⁶ 165; Starck-Wells
283. 822; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 375 f.;
Seebold, ChWdW8 163 f.; Graff 4, 930 f.; Lexer 1,
1329; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 50 (arbor). 375 (li-
gnum). 611 (silva); Dt. Wb. 10, 1763 ff.; Kluge²¹ 315;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 553. K.-H. Borck, FS
Trier 1964: 456476 (zum Bedeutungsumfang von ahd.
holz im Vergleich zu wald, forst, witu).

Ahd. holz entsprechen: as. holt st. n. Holz,
Gehölz
, mndd. holt n., pl. holte, hölte, selten
hölter Holz, Baum, Gehölz, Wald; andfrk.
holt n. Holz, Wald, mndl., nndl. hout Holz,
Stück Holz, Baum, Gehölz
; afries. holt n.
Holz, Stock, nfries. holt, hout Holz, Wald,
Sarg
; ae. holt m. n. Holz, Gehölz, Wald,
Hain
, me. holt (hold, halt, hout) dss., ne.
holt poet. und dial. Wald, Gehölz, bewaldeter
Hügel
, häufig in ON; aisl., nisl. holt n. klei-
ner Wald, unfruchtbarer Steingrund
(entlehnt
in shetl. holt [nur in ON] steiniger Hügel),
nnorw. holt Hain, Wäldchen, ält. dän. holt
Wald, ndän. holt Hain, Wäldchen,
nschwed. hult Wald (häufig in ON) neben
holt Holz (aus mndd. holt): < urgerm.
*χultan-.

Der älteste indirekte Beleg des germ. Wortes
findet sich in einer nordwestgerm. Runenin-
schrift auf einem der goldenen Hörner von
Gallehus (um 400 n. Chr.): holtijaz Sohn des
Holt
< urgerm. *χult-ia-, einer Zugehörig-
keitsbildung mit der Sieversschen Variante
des Suffixes urgerm. *-a- (zu weiteren Deu-
tungen des Namens s. z. B. Kousgård Søren-
sen 1984: 3346; O. Grønvik, MM 1 [1999],
118).

Im Ablaut zu urgerm. *χultan- stehen ahd. hel-
za
f. Schwertgriff, Heft (s. d.), as. helta f.
Handgriff am Ruder, ae. hilt f. Schwert-
griff
, aisl. hjalt n. dss. < urgerm. *χelta/ō-
und das Adj. ahd. halz (s. d.), ae. healt, aisl.
haltr lahm < urgerm. *χalta- gebrochen
(deshalb in der Folge lahm).

Fick 3 (Germ.)⁴ 84; Holthausen, As. Wb. 36; Wadstein,
Kl. as. Spr.denkm. 193; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 342; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 289;
Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps. u. Gl.
92; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 200; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 3, 653 f.; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 265; Suppl. 73; Vries, Ndls. et. wb. 270; Et. wb.
Ndl. F-Ka 471; Holthausen, Afries. Wb.² 46; Richtho-
fen, Afries. Wb. 823; Fryske wb. 9, 105 ff.; Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 100 f.; Dijkstra,
Friesch Wb. 1, 540; Holthausen, Ae. et. Wb. 169; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 551; Suppl. 558; Suppl. 2, 41;
ME Dict. s. v.; OED² s. v. holt¹; Vries, Anord. et. Wb.²
248; Bjorvand, Våre arveord 395 f.; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 245 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 38;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 123; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1, 417; Nielsen, Dansk et. ordb. 186;
Ordb. o. d. danske sprog 8, 427 f.; Torp, Nynorsk et.
ordb. 219 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 368; Svenska
akad. ordb. s.vv. Trier 1952: 4351; Nielsen 2000:
139.

Urgerm. *χultan- Abgeschlagenes < vorur-
germ. *kh₂-dó- ist eine schwundstufige Bil-
dung mit Dentalerweiterung zur Verbalwz.
uridg. *kelh₂- schlagen. Die gleiche d-
Erweiterung weisen auch lat. clādēs f. Ver-
letzung, Niederlage, Schaden
< *kh₂-d-éh₁-
(anders Schrijver 1991: 175: *kh₂-dheh₁-) und
gr. κλάδος m. Ast, Zweig, Trieb auf. Schwie-
rig ist das gr. Wort wegen seines Kurzvokals.
Dieser könnte zwar vom Verbum κλάω bre-
che
, das neu zum Aoriststamm κλ- < *kh₂-
gebildet wurde, übernommen sein, doch ist die
Dentalerweiterung schon vorurgr.

Weiterhin gehört wohl der proterodynamische
f. ī-St. air. caill Holz, Wald < nom.sg.
*kélh₂-n-ih₂, kymr. celli, akorn. kelli Wald,
Hain
(nach de Bernardo Stempel 1999: 81
mit erhaltenem auslautenden -i aus dem
Nom.Pl. *-e-es, der aber nur für die i-Stämme
zutrifft) < gen.sg. *kh₂-n-éh₂- mit Nasaler-
weiterung dazu (anders Pedersen [190913]
1976: 1, § 35, 1: *kdī, doch müßten im Ir.
dann Schreibungen mit -ld- belegt sein; de
Bernardo Stempel 1987: 92).

Verbal ist uridg. *kelh₂- schlagen im Lat.
und Balto-Slaw. fortgesetzt: Lat. -cellō (-culī,
-culsus) zu Boden schlagen, zerschmettern
ist wohl auf ein Nasalpräsens uridg. *k-n-h₂-
mit Übernahme der Vollstufe aus dem Wur-
zelaorist zurückzuführen (Diskussion des
grundsprachlichen Ansatzes zuletzt bei Bock
2007: 193 ff.). Lit. kalù (inf. kálti) schlage,
schmiede
(thematisiert) und aksl. kolj (inf.
klati) schlachte (Umbildung zum e/o- Prä-
sens), russ. kolot’ dss. weisen auf ein urspr.
redupliziertes Präsens *ké-kolh₂/kh₂- mit Ver-
lust der Reduplikation (vgl. z. B. aksl. bod
[inf. bosti] steche < *bhé-bhodhh₂-). Aksl.
klada Holzblock, das mit russ. kolóda
Baumstamm, Klotz, tschech. kláda dss.,
slowak. klada dss., ukrain. kolóda Baum-
stamm, Bienenstock
, wruss. kolóda dss.,
bulg. dial. kláda Baumstamm, serbo-kroat.
klada dss., slowen. kláda Baumstamm,
Fußstock, Klotz
, osorb. kłoda Gefängnis,
urspr. Balken, in den die Hände oder Füße
eines Verbrechers gelegt wurden
, ndsorb.
kłoda Stock, Klotz, Balken, Strafwerkzeug
verwandt ist, ist eine postverbale Bildung zu
aksl. kolj (vgl. Vaillant 195077: 4, 163) und
deshalb nicht unmittelbar mit ahd. holz usw.
zu verbinden.

Walde-Pokorny 1, 437. 439 f.; Pokorny 546 f.; LIV² 350;
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 864 f. 866 f.; Chantraine, Dict. ét.
gr. 537 f. 538 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 225 f.;
Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 111. 124; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 114 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 508;
Trubaev, Et. slov. slav. jaz. 9, 178 f.; Sadnik-
Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 44. 45. Nr.
352; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 601. 603 f.; Schuster-
ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 535 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb.
211 f.; Fick 2 (Kelt.)⁴ 81; Hessens Ir. Lex. 1, 126; Ven-
dryes, Lex. ét. de l’irl. anc. C-13; Dict. of Irish C-27 f.;
Dict. of Welsh 1, 459.

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