jûh
Volume V, Column 309
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jûhAWB n. a-St., seit dem 9. Jh. in Gl.:
Joch, Morgen als Ackermaß; diurnalis, iū-
ger(um)
Var.: iiuhc; uich; gi- (zu anl. gi-
vgl. Braune-Reiffenstein 2004: § 116 Anm.
3); -uo-. Mhd. jiuch st.n./f. Joch Landes,
nhd. Joch n. ein Flächenmaß in der Land-
wirtschaft
. Zum Nhd. hin fällt das Wort
lautl. mit Joch (Ochsen-)Gespann zusam-
men, vielleicht auch beeinflusst durch die
Bed. Fläche, die mit einem Gespann (Joch)
Ochsen in einer bestimmten Frist bearbeitet
werden kann
. Erhalten bleibt das Lexem da-
gegen im Komp. nhd. Juchart (s. jûchart).

Ahd. Wb. 4, 1838 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 434; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 644; Schützeichel⁷ 170; Starck-Wells
317. 824. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 117;
Seebold, ChWdW9 454; Graff 1, 591; Lexer 1, 1481;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 311 (iuger, -rum, -rium);
Dt. Wb. 10, 2269. 2345; Kluge²¹ 334; Kluge²⁵ s.v.
Juchart. Schatz 1927: §§ 45. 293. DRW 6, 496 ff.

Die Verwandten in den anderen germ.
Sprachen stimmen hinsichtlich der Ablaut-
stufe der Wz. mit ahd. jûh < urgerm. *ūka-
nicht überein: ae. gicer, gycer n.(?) ein
Flächenmaß
vielleicht < urgerm. *uk-iz-a-
(s.u.); got. jukuzi* Joch? aus urgerm. *uk-
zu-ī (s.u.). Daneben urgerm. *akia- Zug-
pferd
< vorurgerm. *og[i]o- in den nord-
germ. Sprachen; vgl. aisl. eykr (so Vries,
Anord. et. Wb.² 107; die dort angeführte
Form urn. *jaukiR kann dieses Wort aber
nicht direkt fortsetzen, sondern erfordert ent-
weder einen i-St. urgerm. *aki- oder einen
ja-St. urgerm. *aka- [so M. Weiss, MSS
55 [1994 (1995)], 131 f. Anm. 3] oder Rück-
gängigmachung der vorurgerm. [ggf. noch
urgerm.] Sieversschen Regel). Die Vokallän-
ge der ersten Silbe in einigen ahd. Belegen
ist unbestimmt. Sollte der Vokal lang ge-
wesen sein, liegt entweder die alte, aber um-
geformte Vollstufe der Wz. oder sekundäre
innergerm. Dehnstufe *ū vor (s. u.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 330; Et. wb. d. ndl. taal² 282;
Holthausen, Ae. et. Wb. 142; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 1055; Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl. 462;
Suppl. 2, 37; Vries, Anord. et. Wb.² 107; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 96; Magnússon, sl. Orðsb. 158 f.;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 304; Lehmann, Gothic Et.
Dict. J-13. Casaretto 2004: 567 f.

Auffällig ist zunächst der Unterschied des
Suff.vokals der got. Form jukuzi* im Ver-
gleich zur ae. Form gicer, gycer < urgerm.
*ukiza-, das eine innergerm. Umbildung
aus vorurgerm. *eg-es-o- als Ableitung
zum s-St. uridg. *ég-e/os- sein kann.

Besser ist aber die Rückführung der got.
Form auf das Fem. eines Part.Perf.Akt. mit
schwundstufiger Wz. urgerm. nom. *uk-uz-ī
< uridg. *ug-us-ih₂ (so A. Casaretto, IJDL 3
[2006], 134). Schaffner 2005: 112 f. erklärt
diese und andere vergleichbare Bildungen
als substantivierte Femininformen bzw. als
Abstraktbildungen zu adjektivischen Grund-
wörtern mit nicht abstufendem, invariablem
Suffix *-us-
. Die got. und ae. Form müssen
weder hinsichtlich der Wz.ablautstufe noch
des Ableitungsprozesses getrennt werden, da
ae. gycer mit Doppelumlaut y+e+(i) <
u+u+ ... direkt aus urgerm. *ukuzī her-
geleitet werden
kann (Schaffner 2005: 112
Anm. 341). Das ahd. Wort wurde auch als
Entlehnung aus lat. iūgera, -um Morgen
[Flächenmaß]
(woraus sekundär iūgerum,
-a?; entlehnt in ir. iuger) angesehen (Kluge²⁵
s. v. Juchart; Kluge²¹ 334 nimmt dagegen
noch Erbverwandtschaft mit lat. iūgerum
an), was aus lautlichen Gründen abgelehnt
werden muss.

Die Vollstufe begegnet im s-St. gr. ζεῦγος n.
Gespann, Fuhrwerk, Paar. Die gleiche Bed.-
entwicklung kommt in lett. jūdze [jûdze] mit
einem Gespann fahrbare Strecke, Joch [als
Ackermaß]
vor, das auf urbalt. *ung(i)ā-
rückführbar ist und so auch dasselbe Suff.
aufweist wie aisl. eykr (s. o.). Da der Akzent
des lett. Worts ebenso wie der von lit. jùn-
gas, lett. jūgs [jûgs] nicht der nasalierten
Wz.form eigen gewesen sein kann, dürfte er
auf eine ältere unnasalierte Form weisen, in
der der Stoßton entweder durch die Wirkung
des Winterschen Gesetzes in der schwund-
stufigen Wz. *ug- oder in einer vollstufigen
der Form *eg- entstanden sein kann. Bei
Annahme einer zugr. liegenden vollstufigen
Form wären das lett. und das aisl. Wort, ab-
gesehen vom Genus, bildungsgleich.

Walde-Pokorny 1, 202; Pokorny 509; NIL 398. 402;
Mayrhofer, KEWA 3, 20 f.; ders., EWAia 2, 417 f.;
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 610; Chantraine, Dict. ét. gr. 398;
Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 498; Walde-Hofmann, Lat.
et. Wb. 1, 726 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 327; de
Vaan, Et. dict. of Lat. 314; Thes. ling. lat. 7, 2, 627 ff.;
Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 741; Du Cange² 4, 446
(jujerum); Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 109; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 421 f.; Trubaëv, t. slov. slav. jaz. 8,
206 ff.; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 469 f.; ders., t. slov.
russ. jaz. 2, 115 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 196; Smo-
czyski, Słow. et. jz. lit. 237; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 2, 121; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 359 f.
Stüber 2002: 113 f.; Orel 2011: 1, 387.

S. joh n. o-St.

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