lachan, lachên
Volume V, Column 982
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lachan, lachên st.v. VI (prät. *luoh,
*luogum, part.prät. *gilagan) und sw.v. III,
im Abr (1,38,38 [Ra]), in der Sam (1,39,38),
im Clm. 6300 (Ende des 8. oder Anfang des
9. Jh.s, bair.) und weiteren Gl., T, DD, NBo,
Ns, Nps: lachen, lächeln, zulächeln; arri-
dere, fremere, gaudēre, renidēre, ridēre,
risibilis esse
, subst. Lachen; risus Var.:
hl-; -hh-, -h-. Die Lautfolge -ch-, -hh- ist
durch die westgerm. Konsonantengemination
entstanden und wurde auf das sw. Verb
übertragen (vgl. Braune-Reiffenstein 2004:
§ 154 Anm. 7). Sicher der st. Flexion zu-
zuweisen ist nur die 3.sg.prät. hlóc (Gl.
1,39,38; s. o.) mit Erhalt des Langvokals im
Bair. für späteres uo und Übertragung des
gramm. Wechsels im Pl. auf den Sg. Das sw.
Verb (z.B. 3.sg.präs. hlachet; vgl. Glaser
1996: 212, 151) selbst ist früher belegt als
das st. Mhd. lachen sw.v. lachen, lächeln,
freundlich blicken
, rôsen lachen durch
einen freundlich lächelnden Blick Rosen
zum Blühen bringen
, mit lachendem munde
als Zeichen freiwilliger Zustimmung bei ei-
nem Rechtsgeschäft, iemanne vergât daz
lachen jmdm. vergeht das Lachen, frühnhd.
lachen lachen, hohnlachen, freundlich ge-
sonnen sein, auslachen
, nhd. lachen sw.v.
durch Mimik und ein charakteristisches Ge-
räusch Heiterkeit und Freude zum Ausdruck
bringen
, in Wendungen wie sardonisches
Lachen ein bitteres Lachen, da lachen ja
die Hühner das ist nicht zumutbar und
äußerst lächerlich
, sprw. wer zuletzt lacht,
lacht am besten.

Ahd. Wb. 5, 592 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 510; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 700. 701; Schützeichel⁷ 191 (nur als
sw.v. gebucht); Starck-Wells 358 (lahhan, lahhēn);
Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 450 (lahhen st.v.,
lahhēn sw.v.); Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 298
(I). 523. 895; Seebold, ChWdW8 185; ders., ChWdW9
494; Graff 4, 1112; Lexer 1, 1808 f.; Frühnhd. Wb. 9,
15 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 498 (ridere). 499
(risus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 578 (s. v. risibilis);
Dt. Wb. 12, 17 ff.; Kluge²¹ 417; Kluge²⁵ s. v. lachen;
Pfeifer, Et. Wb.² 756. Splett 1979: 197. Glombik-
Hujer, DWEB 5 (1968), 27 f.; Schlaefer 1987: 495
509. DRW 8, 240; Röhrich 2003: 2, 917 f.; Friedrich
2006: 259.

In anderen germ. Sprachen sind bei dem j-
Präsens gleichfalls Reste der starken Flexion
bewahrt, so in as. hlahhian (hlahan?) st.v. VI
(prät. hloh, hlogun, part.prät. -hlagan) la-
chen
; frühmndl., mndl. lachen st.v. (prät.
loech, loegen [logen], part.prät. gelachen)
lachen, gut gelaunt sein, daneben auch sw.
(prät. lachgede, lachede, lachte, part.prät.
gelacht), nndl. lachen (st.part.prät. gelachen)
Fröhlichkeit äußern; ae. westsächs. hlieh-
han (hlihhan, hlyhhan) mit i-Umlaut, angl.
hlæhhan (ohne Umlaut nach dem Subst.
hleahtor Gelächter; vgl. Brunner 1965:
§ 95 Anm. 7) st.v. VI lachen, auslachen
(prät. hlōg, später hlōh, prät.pl. hlōgun),
me. laughen (laghen, lauhwen u. a.; prät.
lough[e] u. a., pl. loughen u. a., part.prät.
laughen u. a.) lachen, lächeln, spotten, sich
freuen, frohlocken
, ne. laugh sw.v. lachen,
in Wendungen wie don’t make me laugh
da lachen ja die Hühner (s. o.), a sardonic
laugh (s. o.), sprw. the laugh is always on the
loser wer den Schaden hat, braucht für den
Spott nicht zu sorgen
; aisl. hlæja (prät. hló,
part.prät. hleginn), nisl. hlæja, fär. læa, læga,
ndän. le, nnorw. læja, ält. schwed. lēa,
nschwed. le (prät. log) lachen, lächeln, aus-
lachen
; got. hlahjan* lachen (nur nom.pl.
m.part.präs. hlahjandans γελῶντες, 3.pl.
prät. bi-hlohun verlachten), krimgot. la-
chen ridere (von Busbecq nach nndl. oder
frühnhd. lachen umgestaltet; vgl. Stearns,
Crimean Gothic 143): < westgerm. *χlaχχ-
e/a- < urgerm. *χlaχ-e/a- (prät. χlōχ, part.
prät. *χlaina-). Im Westgerm. tritt mit Aus-
nahme des Ags. vor dem geminierten -hh-
kein Umlaut auf.

Ausschließlich schwach flektiert: mndd. la-
chen lachen, in de vǖste lachen heimlich
lachen, sich lustig machen
, Rechtsformel
mit vrīen willen lachende freiwillig und
freudig
. Das gleichfalls sw.v. afries. hlak-
kia, hlākia lachen (3.sg.prät. hlackade) <
westgerm. *χlakkōe/a- steht als Intensivbil-
dung neben ae. hlacerian verspotten mit ite-
rativem r-Suff. < westgerm. *χlakkarōe/a-.
Die gleiche Vorform *χlakkōe/a- (oder
*χlankōe/a-) ist für aisl. hlakka schreien,
jauchzen
anzunehmen (vgl. F. Holthausen,
PBB 48 [1924], 461 f.; anders Wissmann 1932:
189, der, wie auch andere, aisl. hlakka mit
lat. clangere [s. u.] gleichsetzt).

Unregelmäßig gebildet sind nwestfries. lait-
sje, saterfries. laachje lachen.

Vom st.v. *χlaχe/a- ist ein Kaus. *χlōie/a-
abgeleitet, das in aisl., nisl. hlœgja, nnorw.
løgja lachen machen, erfreuen und mit
Aufhebung des grammatischen Wechsels in
got. -hlohjan* (in uf-hlohjan* zum Lachen
bringen
, nur 2.pl.imper.präs.pass. ufhlohjan-
da γελάσετε; zur Stelle vgl. García García
2005: 69) fortgesetzt ist.

Mndd., mndl., nndl. und mhd. lach st.m. und
ne. laugh Auflachen, Gelächter sind vom
Verb rückgebildet.

Fick 3 (Germ.)⁴ 110; Seebold, Germ. st. Verben
257 f.; Tiefenbach, As. Handwb. 169; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 261; Berr, Et. Gl. to Hel. 194; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 718; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 2, 609; VMNW s. v. lachen; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 4, 7 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 366 f.;
Suppl. 96; Vries, Ndls. et. wb. 380; Et. wb. Ndl. Ke-R
167; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 223; Richtho-
fen, Afries. Wb. 818; Fryske wb. 12, 79 ff.; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 106; Fort, Saterfries. Wb. 128; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 163; Bosworth-Toller, AS Dict.
541 f.; Suppl. 551 f.; Suppl. 2, 41; ME Dict. s. v.
laughen; OED² s. v. laugh v.; Vries, Anord. et. Wb.²
241; Bjorvand, Våre arveord² 635 f.; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 277; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
2, 22; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 120; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 627; Magnússon, sl. Orðsb.
343; Nielsen, Dansk et. ordb. 257; Ordb. o. d. danske
sprog 12, 487 ff. (le²); Torp, Nynorsk et. ordb. 404;
NOB s. v. le; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 564; Svenska
akad. ordb. s. v. le v.¹; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 259.
512; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-70; Stearns, Cri-
mean Gothic 143 f. M. Bloomfield, FS Sievers
1925: 96; E. P. Hamp, IF 81 (1976), 40; R. Lühr,
Sprachw 10 (1985), 313; K-H. Mottausch, HS 109
(1996), 82.

Urgerm. *χlaχ-e/a- < vorurgerm. *klók-e/o-
oder *klák-e/o- (mit -a- als Nachahmung
des beim Lachen hörbaren a-ähnlichen Lau-
tes) liegt eine onomatopoetische Wz. zu-
grunde, die auch in außergerm. Sprachen in
ähnlicher Lautgestalt und ähnlichen Bedeu-
tungen erscheint. Gleichfalls ein j-Präs. ist
gr. κλώζω (< *klg-e/o-), κλώσσω glucke,
schnalze
(< *klk-e/o-, vielleicht auch Rück-
bildung aus κλωγμός m. Glucken, Schnal-
zen
; zum Vokalismus vgl. Tichy 1983: 130 f.).
Lat. clangō schreie, krächze, schnattere
[von Tieren], schmettere [von der Trompe-
te]
ist eine erst einzelsprachliche onomato-
poetische Neubildung und nicht mit ahd.
lachan usw. unmittelbar zu verbinden (vgl.
Tichy 1983: 47).

Mit der gleichen Ablautstufe wie im Germ.
stellen sich aus dem Slaw. hierher: russ.
kloktát’, klochtat’ glucken, osorb. kłoka
glucken, glucksen, ndsorb. kłoka glucken,
glucksen, hastig schlucken, schlürfen
, serb.,
kroat. klòktati, slowen. klkati Benennung
von Vogellauten und gleichfalls lautnachah-
mendes aksl. klokotati (1.sg. klokot) blub-
bern, kochen [vom Wasser]
, russ. kloko-
tat’, ukrain. klokaty sprudeln, gluckern,
atschech., tschech. klokotati sprudeln, glu-
ckern, singen [von der Nachtigall]
, slowak.
klokotat’, slowen. klokotáti, serbo-kroat.
klokòtati, bulg. klokotáti sprudeln, gluckern
(vgl. auch die Interj. russ. klók zur Bez. eines
dumpfen, abgehackten Tons, tschech. klok!,
slowen. klòk, bulg. klo-klo gluck). Mit an-
derem Ablaut gebildet sind: lit. kliugti kol-
lern, knurren, plätschern, gurgeln
, klukiotí,
kluk()nóti schlucken, gackern (vgl. interj.
klùk gluck!) und lett. klaũkstêt, klaũket
hell tönen, poltern, schwatzen.

Zu anl. *kl- in Onomatopoetika s. glocka.

Walde-Pokorny 1, 496 f.; Pokorny 600; Frisk, Gr. et.
Wb. 1, 879; Chantraine, Dict. ét. gr. 545; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 719 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
227 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 125; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 521; Trubaëv, t. slov. slav. jaz. 10,
64 f.; Derksen, Et. dict. of Slav. 226 f.; Et. slov. jaz.
staroslov. 321; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 2, 45 (s. v.
kloek); Snoj, Slov. et. slov.² 282 (s. v. klokȍt); Vas-
mer, Russ. et. Wb. 1, 571 f.; ders., t. slov. russ. jaz. 2,
252 f.; Schuster-ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 537 f.;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 273; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 2, 215; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 401.

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