lazAWB m. a-St./n.-a-St.?, Gl. 2,531,12
(letztes Viertel des 9. Jh.s, alem.) und wei-
tere Gl. bis zum 13. Jh.: ‚Riemen, Schnur,
Pflanzenranke; amentum‘ 〈Var.: dat.sg. laz-
ze, lezze〉. Das Wort ist aus afrz. laz m.
‚Schleife‘ entlehnt, das wiederum aus lat. la-
queus m. ‚Strick als Schlinge‘ stammt (s. u.).
— Mhd. laz, gen. latzes, pl. letze st.m. ‚Band,
Fessel, Hosenlatz‘, frühnhd. laz m. ‚Schleife,
Band, Hosenlatz, Brustlatz, Schlinge, Falle,
Fessel‘, nhd. Latz m. ‚Tuch, das Kleinkin-
dern beim Essen vorgebunden wird, ange-
setztes Stück Stoff an Schürze, Hose oder
Rock, das von Trägern gehalten wird, herun-
terklappbares Vorderteil an Trachtenhosen‘.
Für nhd. mdartl. schweiz. lätsch m. ‚Schlei-
fe, Schlinge‘ ist Übernahme aus italien. lac-
cio m. ‚Schnur, Schlinge, Schnürsenkel‘ anzu-
nehmen, dagegen geht schweiz. latz m. ‚Fleck,
klappenartiges Kleidungsteil vor Brust oder
Unterleib‘, übertr. ‚hängende Unterlippe‘ auf
die gleiche Basis wie ahd. laz usw. zurück.
Ahd. Wb. 5, 653 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1223; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 707; Schützeichel⁷ 193; Starck-Wells
362; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 478; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 108; Seebold, ChWdW9
499; Graff 2, 316; Lexer 1, 1842 f.; Frühnhd. Wb. 9,
367 f. 506 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 30 (amen-
tum); Dt. Wb. 12, 277 f. 282 ff.; Kluge²¹ 425 f.; Klu-
ge²⁵ s. v. Latz; Pfeifer, Et. Wb.² 770 f. — Schweiz. Id. 3,
1530 f. 1546 f.
Das Lehnwort hat auch in anderen germ.
Sprachen unterschiedliche frz. Formen zur
Grundlage: Mndl. lac n. ‚Strick, Schnur‘ ist
aus seit dem 12. Jh. belegten frz. lacs ‚Fall-
strick, Schlinge‘ übernommen. Für me. lās,
las(s)e, laz ‚Schnur, Faden‘, ne. lace ‚Rie-
men, Borte, Schnur‘ und aisl. laz n. ‚Band,
Schnur‘ ist, wie im Dt., afrz. laz die Basis.
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 67; ME Dict. s. v. lās
n.; OED² s. v. lace n.; Vries, Anord. et. Wb.² 349;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1070; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 2, 440; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 175; Magnússon, Ísl. Orðsb. 549.
Das frz. Wort wurde auch ins Kelt. entlehnt
und erscheint dort als mbret. lass (a. 1499),
nbret. las m. ‚Schnürband, -senkel, Schlinge,
Falle‘.
Lat. laqueus m. ist in der gesamten Romania
fortgesetzt. Außer (a)frz. laz, lacs und ita-
lien. laccio begegnen u. a. katal. llas, rum.
laţ, port. laço, span. lazo (im 18. Jh. entlehnt
als nhd. Lasso ‚Wurfseil‘).
Die Etymologie von lat. laqueus m. ist nicht
geklärt. Die in den Handbüchern übliche
Verbindung mit laciō ‚verlocke‘, intens. lac-
tō ‚locke, ködere‘ (z.B. Pokorny 673 f.; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 745; Ernout-Meil-
let, Dict. ét. lat.⁴ 341) stellt de Vaan, Et. dict.
of Lat. 327 vor allem aus lautlichen Gründen
in Frage (die angenommene Entwicklung
von *-ku̯i- > lat. -ci- wird im Unterschied zu
*-ku̯t- > lat. -ct- und *-ku̯s- > lat. -x- als frag-
würdig angesehen).
Walde-Pokorny 2, 421 f.; Pokorny 673 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 744 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 341; de Vaan, Et. dict. of Lat. 321 f. 327; Thes.
ling. lat. 7, 2, 961 ff.; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1,
760; Du Cange² 5, 30 (laqueus²); Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 5441; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 4909;
Wartburg, Frz. et. Wb. 5, 180—182; Deshayes, Dict.
ét. du bret. 452. — Gamillscheg 1969: 554 (s. v. lacet).