harm¹
Volume IV, Column 833
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harm¹AWB m. a-St.?, seit dem 11. Jh. in Gl.:
Wiesel, Hermelin, Haselmaus; mardarus,
mygale, nitedula
Var.: -rem (zum Sproß-
vokal vor m vgl. Braune-Reiffenstein 2004:
§ 65). Mhd. harm st. m. Hermelin. Im
Nhd. ist lediglich die Ableitung Hermelin
( hermilî[n]) fortgesetzt.

Ahd. Wb. 4, 717 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 356; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 518; Schützeichel⁶ 150; Starck-Wells 256.
XLII; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 173 f.; Graff
4, 1033 (s. v. harmo); Lexer 1, 1184; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 421 (mygale). 430 (nitedula); Dt. Wb. 10, 481;
Kluge²¹ 305 (s. v. Hermelin); Kluge²⁴ s. v. Hermelin;
Pfeifer, Et. Wb.² 534 (s. v. Hermelin).

In den anderen germ. Sprachen entspricht:
mndd. harm Hermelin, Wiesel: < urgerm.
*χarma-. Daneben finden sich unterschiedli-
che Weiterbildungen ( harmo, hermilî[n]).
Afrz. erme, ermine, nfrz. hermine, italien.
armellino, ermellino, prov. ermins, erminis,
span. armiño, port. armelina, arminho
Hermelin sind wohl aus solchen erweiter-
ten Formen entlehnt. Weniger wahrschein-
lich ist die Annahme, daß die roman. Wörter
aus armenius (mus) Hermelin, eigtl. arme-
nische Maus
hervorgegangen sind (so u. a.
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 656; Ga-
millscheg 1969: 523), da bei dieser Herlei-
tung das vortonige e ohne Erklärung bleibt.

Fick 3 (Germ.)⁴ 79; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 236. Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4496; Wart-
burg, Frz. et. Wb. 1, 141 f. (s. v. armenius).

Urgerm. *χarma- < vorurgerm. *kormo- hat
keine unmittelbare Entsprechung. Dem da-
von abgeleiteten n-St. urgerm. *χarman- (
harmo) entspricht jedoch genau lit. armuõ
wilde Katze, Hermelin, Wiesel (vgl. im
Lett. die Ableitung mit dem Diminutivsuffix
*-lo- sarmulis Hermelin, Wiesel), Wörter,
die auf vorurgerm., vorurbalt. *orme/on-
Hermelin, Wiesel zurückführen. Dazu stellt
sich ablautend lit. ermuõ Hermelin, Wie-
sel
(dazu erneut im Lett. die Weiterbildung
mit dem Suffix *-lo- sermulis Hermelin) <
*erme/on-. Wohl auf derselben Grundlage
(vielleicht als Lehnwort aus dem Kelt.; so
W. Meyer-Lübke, ZRPh 19 [1895], 97) be-
ruht rhrom. carmu Wiesel. Dabei geht der
Wechsel zwischen *-o- und *-e- möglicher-
weise auf eine unterschiedliche Verallge-
meinerung der Stämme eines vorausgehen-
den e/o-akrostatischen Nomens *órm-/
*érm- zurück, die dann mit dem individua-
lisierenden n-Suffix versehen wurden.

Ist das Tier nach seiner Farbe benannt, stel-
len sich im Balt. weitere Bildungen dazu: lit.
amas Reif, gefrorener Tau (eigtl. gräuli-
che Schicht
), dazu ablautend irmas
(blau-)grau, grauschimmelig, lett. sims
(silber-)grau, lett. sama Reif, Rauhfrost
< vorurbalt. *ormo-, und lit. arvas grau <
vorurbalt. *oro-, wozu ablautend ivas
(blau-)grau, grauschimmelig gehört (aus
dem Balt. ist auch finn. härmä grau ent-
lehnt).

Mit eingeschobenem -k- (vgl. dazu Endzelin
1911: 54 Anm. 3) sind auch lit. eknas
Reif, gefrorener Tau (ablautend eknas
Reif) und lett. sȩ̄rksna Schneekruste zu-
gehörig.

Diese Bildungen führen also auf eine Wurzel
vorurgerm., vorurbalt. *er- zurück, welche
eine ins Graue gehende Farbe bezeichnete.
Daß von dieser Farbwurzel Tierbezeichnun-
gen abgeleitet werden können, zeigt lit. ivis
graues Pferd, Hase (vgl. auch ahd. haso
Hase, eigtl. der Graue [s. d.]).

Walde-Pokorny 1, 462; Pokorny 573 f. 615; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 300; Fraenkel, Lit. et. Wb. 965. 973 f.
987 ff.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3, 722. 829.
846 f.

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