diggenAWB sw. v. I: ‚erbitten; erflehen, anflehen,
flehen‘; mit Gen. ‚bitten, flehen um, etwas
wünschen, expetere, intercedere, implorare‘
〈Var.: thiggen, digen, dicken, dikken, thichan,
dickan〉. — Mhd. digen sw. v. ‚bitten, flehen‘,
nhd. digen.
Splett, Ahd. Wb. I, 134; Schützeichel⁴ 89; Starck-
Wells 98. 840; Graff V, 114; Schade 102; Lexer I, 431;
Benecke I, 328; Dt. Wb. II, 1149; Raven, Schw. Ver-
ben d. Ahd. I, 290.
Germ. Entsprechungen zu ahd. diggen sind: as.
thiggen sw. v. ‚bitten, flehen, empfangen, anneh-
men‘; ae. ðicgan st.sw. v., prät. ðah, ðeah/ ðigde,
ðigede usw. ‚nehmen, empfangen, annehmen,
teilnehmen an; verzehren, trinken‘, me. þiggen,
ne. mdartl. thig (das me. und ne. Verb stammt
wahrscheinlich aus dem Skand., weil ae. ðicgan
ein *thidge oder *thie, *thy im Ne. ergeben
hätte); aisl. þiggja st. v. ‚nehmen, empfangen‘,
nisl. þiggja, nnorw. tigga ‚betteln‘, ndän. tigge
‚betteln‘ (ält. ndän. auch ‚bekommen, nehmen‘),
aschwed. þiggia ‚betteln, bekommen‘, ält.
nschwed. tiggia, prät. thigdhe, älter þá,
nschwed. tigga ‚betteln‘: < urgerm. *þejan-.
Die Dehnstufe, urgerm. *þēija-, liegt anord.
þægr ‚annehmbar, lieb‘ zugrunde (→ *decki).
Fick III (Germ.)⁴ 176; Seebold, Germ. st. Verben
510 f.; Holthausen, As. Wb. 77; Sehrt, Wb. z. Hel.²
599 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 406; Holthausen, Ae. et.
Wb. 364; Bosworth-Toller, AS Dict. 1058 f.; Strat-
mann-Bradley, ME Dict.³ 633; OED² XVII, 936;
Vries, Anord. et. Wb.² 610; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 315; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1258;
Torp, Nynorsk et. ordb. 783; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1181; Björkman, Scand. Loanwords 223;
A. Erdmann, PBB 22 (1897), 433 und Anm. 3.
Außergerm. Verwandte sind: air. ateoch ‚ich
bitte‘ (< *ad-tekō), techtaid ‚er hat‘, bret. tizaff
‚empfange‘ (auf der Basis von *tektā); und wohl
ebenso lit. tèkti (tenkù, tekaũ) ‚hinreichen, zu-
kommen; sich ereignen‘ (hierzu mit n vom Präs.
lit. ténkinti ‚befriedigen, Genüge leisten‘);
ukrain. t’áknuty ‚berühren‘ (→ dîhan). Die im
Germ. bzw. Kelt. auftretenden Bedeutungen
‚flehen‘ und ‚annehmen, erhalten‘ bzw. ‚flehen‘
und ‚erlangen‘ lassen sich von der Bedeutung
‚die Hand ausstrecken, um zu empfangen oder
um zu bitten‘ herleiten (Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 433; zweifelnd Vries, a. a. O.; der Ansatz
zweier verschiedener idg. Wz., wie ihn Falk-
Torp, a. a. O.; Fick II [Kelt.]⁴ 125 vornehmen,
ist unnötig).
Walde-Pokorny I, 715; Pokorny 1057 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 1077. 1080 f.; Fick I (Idg.)⁴ 440; Dict. of
Irish T-73. 101 f.; Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. II
§ 839; A. Bezzenberger, BB 6 (1881), 238; Ernault,
Gl. moyen-breton 695; F. G. J. Kuiper, Die indogerma-
nischen Nasalpräsentia (Amsterdam, 1937) 185 f.;
Lühr, Stud. z. Hildebrandlied 528 f.
S. auch decki.