eckolAWB m. (n.?) a-St., nur in obd. Gl. vom
10./11. Jh. an: ‚Stahl, chalybs, aciarium, acira,
acuale‘ 〈Var.: -ch-, -cch-, im 12. und 13. Jh.
ekol, -il, -el〉. — Mhd. bair. selten eckel, nhd.
dial. bair., tirol. eckel ‚Stahl‘, steir. eckeln
‚stählen‘. Das Wort ist aus lat. aciāle ‚Stahl‘,
einer in Oberitalien aufgekommenen Neben-
form des in Gl. des 7./8. Jh.s belegten Wortes
vulg.lat. aciārium ‚Stahl‘ (> frz. acier ‚Stahl‘)
entlehnt (aciārium ist eine Ableitung von lat.
aciēs ‚Schneide‘). Infolge des Wandels von vulg.
lat. Kons. + io > Kons. + i̯o wurde vulg.lat.
k vor i̯ geminiert; vgl. inschr. lat. soccio- (Leu-
mann, Lat. Laut- u. Formenlehre 130). Da obd.
-(c)ch- für dieses geminierte k steht, ist anzu-
nehmen, daß aciāle vor Eintreten der hd. Laut-
verschiebung entlehnt wurde.
Eine Übergangsform zwischen aciāle und aciāri-
um stellt das Glossenwort lat. aciare dar. Im
Galloroman. lebt aciāle nur in einigen dem Ita-
lien. benachbarten Dialekten (z. B. mailänd.
azal, venez. asal) fort. Italien ist aber nicht nur
das Ausgangsgebiet für das ahd. Wort, sondern
auch z. B. für ngr. ἀτζάλι, magy. acél. Ferner er-
scheinen im Slav. Lehnwörter wie sloven.,
tschech. ocel ‚Stahl‘ (Bezlaj, Etim. slovar slov. je-
zika II, 239).
Ahd. Wb. III, 242; Splett, Ahd. Wb. I, 178; Starck-
Wells 124; Graff I, 130; Schade 131; Lexer I, 507; Be-
necke I, 410; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 9 (aciarium);
Dt. Wb. III, 23; Köbler, Lat.-germanist. Lex. 6. —
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 33 f.; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 145; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 187. —
Frings, Germania Romana I², 70; II, 85; Wartburg,
Frz. et. Wb. I, 20 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
124 f.; Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁵ 5; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 103; Gamillscheg, Et. Wb. d. frz.
Spr.² 10; F. Bücheler, Rhein. Mus. 46 (1891), 233. —
Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 5; Thes. ling. lat. I, 399;
Mittellat. Wb. I, 116; Du Cange I, 55; P. Barbier, Re-
vue de dialectologie Romane 2 (1910), 181. — Miklo-
sich, Et. Wb. d. slav. Spr. 219.
Ob lat. acieris (-ē-) ‚securis aerea qua in sacrificiis ute-
bantur sacerdotes‘ bei Festus etwas Altes darstellt, ist
unklar. Denn Festus glossiert nach Ausweis einer Gl.
eine Plautusstelle, weshalb es sich um einen Gen. aciē-
ris zu aciēs handeln könnte (Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 8).