fenniAWB n. ja-St., Notker, Bo. und Gl., fennîAWB
f. īn-St. (nur Gl. 1, 665, 30 [8./9. Jh.]: palude :
fenni): ‚(stehendes) Wasser, Sumpf, Moor, pa-
lus‘ 〈Var.: v-, -n-〉. — Mhd. venne st. n.
‚Sumpf‘, nhd. (als Fachterminus aus dem Ndd.
übernommen) Fenn.
Ahd. Wb. III, 736; Splett, Ahd. Wb. I, 223; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 255; Schützeichel⁵ 132; Starck-Wells
147; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 115; Graff
III, 522; Schade 177; Lexer III, 65; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 461 (palus); Dt. Wb. III, 1519; Kluge²¹ 192;
Kluge²⁴ 285 f.; Pfeifer, Et. Wb.² 425.
Das Wort hat in allen germ. Sprachen Entspre-
chungen: as. fen(n)i ‚Sumpf‘, mndd. vn
‚Sumpfland, Moorland, sumpfiges Weideland‘
(im Nhd. als Fenn entlehnt), dessen Bedeutung
‚Weideland‘ auf ndl. Einfluß zurückgeht
(Frings-Lerchner, Ndl. u. Ndd. 14); mndl. vēne,
veen, nndl. veen ‚Moor‘; as. feni n., mndd.
vn(ne) n.f., mndl. venne n.f., nndl. venne, ven,
veen n.; afries. fen(n)e m.f., nostfries. fenn(e),
nwestfries. finne; ae. fen(n), fæn(n) m.n., me.,
ne. fen, aisl., nisl., fär., nnorw., ndän., nschwed.
(dial.) fen n., got. fani n.: < urgerm. *fanja- ne-
ben *fanjīn- (eine sekundäre Konkretbezeich-
nung; vgl. etwa das Nebeneinander von urgerm.
*mari- ‚Meer‘ [ahd. meri s. d.] : *marīn- ‚Meer‘
[got. marei]). fenni ist ebenfalls in ON (vgl. Kir-
chenfenn, Kuhfenn) und FlN (vgl. obere Fenn)
belegt (Teuchert, Sprachreste d. ndl. Siedlungen²
188 ff.; W. Kleiber, Smet-Festschrift 263; Bi-
schoff, Sprache u. Geschichte 134; Udolph, Ger-
manenproblem 300 ff.). Daneben steht im Ae.
ablautendes fyne n. ‚Feuchtigkeit, Morast‘ <
*funi-.
Fick III (Germ.)⁴ 228; Holthausen, As. Wb. 19; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 239; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 695 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V,
234; Verdam, Mndl. handwb. 647; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 726; Suppl. 177; Vries, Ndls. et. wb. 767 f.
770; Holthausen, Afries. Wb.² 25; Richthofen, Afries.
Wb. 733; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I,
437; Dijkstra, Friesch Wb. I, 353; Holthausen, Ae. et.
Wb. 101; Bosworth-Toller, AS Dict. 275. 351; Suppl.
210; Suppl. II, 24; ME Dict. E-F, 482 f.; OED² V,
827 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 117; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 533 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog I, 403;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 59; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. I, 213; Ordb. o. d. danske sprog
IV, 900 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 100; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 206; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
142.580; Lehmann, Gothic Et. Dict. F-21.
Urgerm. *fanja- ist entweder auf vorurgerm.
*pani̯o- oder *poni̯o- zurückzuführen; zugehö-
rig ist apreuß. pannean ‚Sumpf‘ und das Erst-
glied von ostlit. pania-bùdė ‚an feuchten Stellen
wachsender Waldpilz‘. Lett. pane ‚Jauche, Mist-
wasser‘ (< urbalt. *panii̯ā) stellt sich als Fem.
dazu. Doch geben die balt. Formen ebenfalls
keinen Aufschluß über den Wurzelvokal, da ur-
balt. *a wie urgerm. *a sowohl auf uridg. *a
oder *o zurückgehen kann (vgl. Stang, Vgl. Gr.
d. balt. Spr. 22 ff.). Auch gall. (akk.sg.) anam .
paludem ‚Sumpf‘ (aus einem zu erwartenden
akk.sg. *anan mit latinisierter Endung), air. an
‚Wasser‘ (< urkelt. *panā) hat man mit den
germ. Wörtern verbunden. Die Annahme von
Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. A-71, daß bei
air. an (wegen der seltenen Bezeugung) eine Va-
riante von air. en ‚Wasser‘ (< vorurkelt. *penā-;
vgl. nir. enach ‚Sumpf, Moor‘) vorliegt, ist un-
wahrscheinlich (näher läge — wie das Nebenein-
ander von onfais ‚Eintauchen‘ [hierzu s. u.] und
anfuise zeigt — bei air. an eine Variante von on
‚Wasser‘). Vielleicht ist bei air. an an eine Vor-
stufe *p- mit Verallgemeinerung der Schwund-
stufe im gesamten Paradigma zu denken. Trotz
dieser Unsicherheiten ist wohl von einem Ansatz
vorurgerm. *poni̯o- auszugehen, da sich dies
ablautend zu der auch in aind. páṅka-
‚Schlamm, Kot‘ (< *po/en-ko-) und ahd. fûht
(< *p-k-to-) bezeugten Wurzel *pen- an-
schließen läßt. Weiterhin könnten dann auch
air. en ‚Wasser‘ (< *pen-) und on- ‚Wasser‘
(mit der o-Stufe; das Wort ist nur als Vorder-
glied in onfais ‚Eintauchen‘ und onchú ‚wildes
Tier‘ [wörtlich ‚Seehund‘] belegt; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. O-23 bezeichnet air. on je-
doch als ein „mot imaginé“, da möglicherweise
ein Lehnwort aus frz. onceau ‚kleiner Luchs,
Jagdleopard‘, Diminutiv von once ‚Luchs, Jagd-
leopard‘ [< vulg.lat. luncea ‚Luchs‘] vorliegt)
angeschlossen werden. Offen bleibt wegen der
fehlenden Semantik dagegen, ob thrak. Flußna-
men mit einem Element Pan(n/i)- hierher gehö-
ren (so I. Duridanov, in Studien z. idg. Wort-
schatz 31).
Abzulehnen ist erstens die von Schulze, Kl. Schriften
116 vorgeschlagene Verbindung mit got. fon und
apreuß. panno ‚Feuer‘ (da eine Grundbedeutung
*fanja- ‚feuerfarbig‘ zur Bezeichnung eines Sumpfes
wenig plausibel ist), zweitens (ebenfalls aus semanti-
schen Gründen) der Anschluß von Trier (Lehm 27 f.)
an got. fana ‚Lappen‘, da letzteres mit lat. pannus
‚Tuch‘ und lit. pìnti ‚flechten‘ zu verbinden ist, also als
Grundbedeutung ‚Gewobenes‘ hat (vgl. F. de Tolle-
naere, Leuv. bijdr. 71 [1982], 221).
Walde-Pokorny II, 5 f.; Pokorny 807 f.; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 537; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. III,
76 f.; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm. 205; Fick II
(Kelt.)⁴ 14; Hessens Ir. Lex. 49; Vendryes, Lex. ét. de
l’irl. anc. A-71; Dict. of Irish A-313. E-122 ff. O-145 f.
— A. Fick, Zfvgl. Spr. 18 (1869), 416; E. Lidén, BB 21
(1896), 93; J. Endzelin, Zfvgl. Spr. 52 (1924), 116;
Meillet, Études sur l’étym. 204.
S. auch fûht.