gifregnan
Volume III, Column 533
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gifregnanAWB st. v. IV, nur 3.sg.prät. gafregin im
Wess. Gebet 1 Dat gafregin ih mit firahim fi-
riuuizzo meista ... Das erfragte ich bei den
Menschen als der Wunder größtes ...
, wobei
das Präfix ga- in der Hs. durch die ae. Stern-
rune bezeichnet ist. Die Flexion als st. Verb
der IV. Kl. ergibt sich durch den Vergleich mit
den westgerm. Sprachen. Da im Ahd. eigtl. ein
*gifragn zu erwarten wäre, wird gafregin für
eine einfache Nachbildung eines ae. Praet. ge-
frægen, gefregen
gehalten (Braune, Ahd. Gr.¹⁵
§ 343 Anm. 7). Doch könnte der anaptyktische
Vokal -i- in gafregin anstelle des gewöhnlichen
-a- durch die Lautfolge ŋ [ng] bedingt sein
und so Umlaut hervorgerufen haben (vgl. die
Schreibung antfenik [Clm. 19417], antfengik
[Clm. 19440, Clm. 14747] in bair. Gl.
[2, 104, 20 f.]; Schatz, Ahd. Gr. § 281; ders.,
Abair. Gr. § 86), eine Erklärung, die trotz ge-
nauer Parallelen der Entlehnungsthese vorzu-
ziehen sein dürfte; denn in einem poetischen
Denkmal können durchaus alte einheimische
Wörter, die im Ahd. sonst nicht mehr bezeugt
sind, erhalten sein. In der Bedeutung fragen
wird im Ahd. sonst das denominale Verb frâ-
gên
, selten frâgôn, verwendet (s. d.).

Ahd. Wb. III, 1231; Splett, Ahd. Wb. I, 261; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 391; Schützeichel⁵ 141; Graff III,
815; Schade 218; Dt. Wb. IV, 1, 1, 49; Kluge²¹ 214;
Kluge²⁴ 311 f.; Pfeifer, Et. Wb.² 369.

Ahd. gifregnan entsprechen: as. prät. fragn, frug-
nun; ae. frignan, frægn, frugnon, frugnen st. v.
IV, aber auch prät. frægnon, fregnen st. v. V,
nordhumbr. fregna, westsächs., merc. frignan
wohl mit -i- < -e- vor -gn- (merc. prät.pl. fru-
gan, part.prät. gefrigen, gefrugen; s. Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 389 Anm. 3; zu der Neubil-
dung nordhumbr. frægna und dem me. part.
prät. fraggnenn < *franan- s. A. S. C. Ross,
Studies in the accidence of the Lindisfarne gospels
[Leeds, 1937], 131 f.), spätwestsächs. frīnan,
frān, frūnun, frūnen (mit Schwund von g unter
Ersatzdehnung), me. frainen, prät. frainede, sel-
ten frain, das ae. frægn entspricht, ne. veraltet,
dial. frayne, freyne; aisl. fregna (präs. freg, freng,
fregn), frá, frgo, fregenn (daneben auch sw.
Verb nisl. fregna, aschwed. fräghna, ält. ndän.
fregne): < urgerm. *frenan- st. v. IV oder V
fragen, erfahren; neben got. fraihnan, frah,
frehun, fraihans < *freχnan- st. v. V. Ein jan-
Verb lebt nur in dem st. Verb V ae. fricgan fra-
gen
(part.prät. gefregen, gefrigen, gefrugen; s.
Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 391 Anm. 9) fort,
wohl eine Neubildung des Präs. nach dem be-
deutungsverwandten Verb biddan bitten, fra-
gen
, während das nasallose Part.Prät. ursprl.
zum Verb frignan gehört (s. J. Vendryes, Philo-
logica 1 [192122], 235 Anm. 1).

Das st. Verb *frenan- wird gewöhnlich als eine
alte n-Suffix-Bildung betrachtet und in der Bil-
deweise mit got. us-keinan hervorkeimen
(part.prät. us-kijans) verglichen.

Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 186, 2; Persson,
Beitr. z. idg. Wortf. II, 560. Dagegen C. Marstrander
(Norsk tidsskrift f. sprogv. 2 [1929], 103 ff.): erst germ.
mit der Fortsetzung von *-nā-. Die Wahl gerade eines
n-Präs. sei dabei durch die ähnliche Funktion der bei-
den Suffixe *-nā- und *-se/o- (zu uridg. *p-se/o-
s. u.) bedingt; vgl. Delbrück, Vgl. Syntax III § 43. 223
(wie das s-Suffix vermittle auch das n-Suffix im
Germ. terminativen Sinn).

Da jedoch innerhalb und außerhalb des Germ.
ein bereits uridg. Subst. *prenó- fortgesetzt
sein kann (z. B. aind. praná- Frage, Erkun-
dung
, jav. frana- Frage, ae. fregen dss.;
s. u.), erscheint es auch möglich, urgerm. *fre-
na- von einem ursprl. denominalen Verb her-
zuleiten. Auf der Basis einer 3.Pl. urgerm. *fre-
nōnþ < vorurgerm. [**prenaHónti] wäre
dann mit Kürzung von *ō vor n + Konsonant
urgerm. *frenanþ eingetreten, woraus ein st.
Verb *frena- abstrahiert wäre. Ist urgerm.
*frena- der Ausgangspunkt für die gesamte Bil-
dung des st. Verbs, müßte im Nord-, Ostgerm.
und im Ae. das n-Suffix als präsensbildendes
Formans aufgefaßt und das Prät. wie das
Part.Prät. demzufolge suffixlos gebildet worden
sein. Da sich im Nordgerm. dialektal auch suf-
fixlose Präsensformen (nnorw., nschwed. dial.
frega, fräja, ält. nschwed. frägha, imperf. frägde)
finden, wäre hier des weiteren das n-Suffix ana-
logisch nach den sekundär nasallosen Präterital-
formen beseitigt. Und im Gotischen könnte der
stimmlose Reibelaut deswegen an die Stelle des
stimmhaften getreten sein, weil bei den anderen
st. Verben ein Ausgleich zugunsten des stimmlo-
sen Lautes eingetreten ist (grammatischen
Wechsel zeigen bei den Verben nur aih ich ha-
be
, pl. aigum und þarf ich bedarf, habe nötig,
pl. þaurbum; s. Braune, Got. Gr.²⁰ § 50a). Da
der germ. Fortsetzer *furske/a- des grund-
sprachlichen *p-se/o- sich lautlich bereits zu
weit vom st. Prät. und Part. *fraχ, *frēum,
*frean (C. J. S. Marstrander, Norsk tidsskrift f.
sprogv. 2 [1929], 105) entfernt hatte, lag eine
Ersetzung durch das bereits existierende Deno-
minativ nahe.

Weiteres bei R. Lühr (in Lautgeschichte und Etymologie
254 ff.), insbesondere zum Nichteintreten der n-Ge-
mination bei urgerm. *frenan-, da der vorurgerm.
Akzent nicht wie bei ae. friccea unmittelbar hinter der
Lautfolge *n stand; s. auch Schaffner, Vernersches
Gesetz 397 ff. und A. Meillet (MSLP 15 [190809],
98 f. 101), der * wegen des aisl. Prät. für ursprl. hält.

Die e-stufige Wurzelform erscheint auch in ae. freht,
friht n. Vorbedeutung (kaum Lehnwort aus dem
Aisl.; vgl. auch ae. frihtere Wahrsager), aisl. frétt f.
Fragen, Erforschung, Nachricht: < urgerm. *freχti-
(vgl. denominales aisl. frétta sw. v. erfahren, befra-
gen
, nisl. frjetta, nnorw., nschwed. dial. fretta, ndän.
fritte).

Fick III (Germ.)⁴ 245 f.; Seebold, Germ. st. Verben
210 ff.; Holthausen, As. Wb. 22; Sehrt, Wb. z. Hel.²
149 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 135; Holthausen, Ae. et.
Wb. 115 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 337 f.; ME
Dict. E-F, 856 f.; OED² VI, 155; Vries, Anord. et.
Wb.² 140 ff.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 551; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog I, 482 f.; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 72; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
276; Ordb. o. d. danske sprog V, 1213; Torp, Nynorsk
et. ordb. 134; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 242; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 161 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict.
F-74.

Meyers (Got. Spr. 73) Verbindung von got. fraihnan
mit dem zweiten Bestandteil von got. faihu-friks geld-
gierig
wäre nur über die Annahme einer im Frühur-
germ. erfolgten n-Gemination und folgender Verein-
fachung von *-kk- zu *-k- möglich; vgl. Grienbergers
(Unters. z. got. Wortkunde 62) Ansatz *preknó- für
das got. Wort und ahd. freh gierig usw. (s. d.).

Nominalbildungen mit n-Suffix finden sich in
ae. fregen m., belegt in Cotton. MS. Vitellius E
18, folio 16v: frgfn für fregen (mittelalterliche
Vexierschrift), im Kompositum fregnðearle for-
schend, fragend
(ae. fregna f.; vgl. auch aisl.
fregn f. Kunde, Nachricht, Auskunft, zum Ae.
s. M. Förster, Engl. Stud. 36 [1906], 325 ff.) und
in aind. praná- Frage, jav. frana-. Sofern ae.
fregen eine alte Bildung darstellt und nicht von
dem Verb urgerm. *frenan- ausgegangen ist,
kann für das Ae. wie für das Indoiran. eine ge-
meinsame e-stufige Vorform *prenó- ange-
nommen werden, die mögliche Basis des st.
Verbs urgerm. *frena-. Eine weitere nominale
Bildung mit n-Suffix begegnet in der Vorform
von ahd. fragan Frage (s. d.) < vorurgerm.
*pronó- und weiter in ae. friccea m. Herold <
vorurgerm. *pren(i)ón- mit Verallgemeinerung
der Vollstufe des Suffixes *-n(i)ón- gegenüber
dem verallgemeinerten schwundstufigen Suffix
der sw. Kasus in aind. pranín- < *prenin-
(F. Kluge, Böhtlingk-Festschrift 60; Wackerna-
gel, Aind. Gr. II, 2, 349. 732); für ae. friccea
käme auch eine jan-Ableitung von urgerm.
*frekka- Frage < vorurgerm. *prenó- in Fra-
ge (und s. u.), das aind. praná- entspricht; in al-
len Fällen handelt es sich um Ableitungen von
der Wz. uridg. *pre- fragen, bitten; vgl. an
nominalen Ableitungen ferner arm. harsn Braut
(eigtl. die Frau, um die gebeten wird) < vorur-
arm. *p-n- (E. P. Hamp, AAL 9 [1988],
19 f.; Olsen, Noun in Bibl. Arm. 125 erwägt au-
ßerdem: sekundärer n-St. *p-no- oder Wur-
zelnomen mit Verallgemeinerung des sw.
Stamms); lat. procus Freier (< *proo-); lit.
pirls Heiratsvermittler < *p-lo- (Nomen
agentis mit Suffix *-lo-; s. auch J. Schefte-
lowitz, BB 28 [1904], 286).

Ae. friccea kann auch unmittelbar von urgerm.
*frekka- < vorurgerm. *preno- abgeleitet sein;
A. Bammesberger, JIES 19 (1991), 349357, bes. 353.

Die frühere Deutung von gr. θεο-πρόπος Wahrsager,
Seher
als der die Götter befragt < *θεο- + *προπος
mit einer aus *προκος assimilierten und damit der
Vorform von lat. procus entsprechenden Vorform
*proo- lehnt Frisk (Gr. et. Wb. I, 662) zu Recht ab
(zu θεός und πρέπειν als der von Gottes wegen Er-
scheinende, Auftretende; der sich von dem Gott aus
vernehmlich macht
; anders M. Runes, IF 50 [1932],
272); ebenso Chantraine, Dict. ét. gr. 429; gegenüber
L. Meyer, Zfvgl. Spr. 22 (1874), 54 ff. 61; J. Schmidt,
Zfvgl. Spr. 25 (1881), 130; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 339;
noch anders O. Schrader, Zfvgl. Spr. 30 (1890), 472 f.:
gr. πρόπος < *p-o-; F. A. Wood, Class. Phil. 7
(1912), 317: *pro-o-, wobei der Zusammenhang mit
der Wz. *pre- fragen speziell durch germ. Wörter
wie aisl. frétt Erforschung, bes. des Orakels usw.
(s. o.) gestützt werde; abzulehnen G. Bonfante, Rendi-
conti 65 (1932), 66 ff., der eine Grundbedeutung der
sich an Gott annähert
bei einer zu lat. reci-procus auf
demselben Weg zurückkehrend
usw. gehörigen Form
*prokwo- annimmt (s. Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
II, 424).

Walde-Pokorny II, 44; Pokorny 882; Mann, IE
Comp. Dict. 985; LIV² 490 f.; Mayrhofer, K. et. Wb.
d. Aind. II, 369; ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 184 f.;
Reichelt, Awest. El.buch² 466. 460. 467; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. II, 346 f.; Buck, Gr. of Oscan and
Umbrian § 97. § 116, 1. § 145, 1; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 216; Fraenkel, Lit. et. Wb. 647; Winde-
kens, Le tokharien 386 f. Klingenschmitt, Altarm.
Verbum 165; Solta, Stellung d. Arm. 172 f.

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