gikewen
Volume V, Column 502
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gikewenAWB sw.v. I, nur T 141,7 (inf.) gi-
keuuen: jmdn. (be-)nennen; vocare (für den
ebenfalls möglichen Ansatz als st.v. gibt es
keinen weiteren Hinweis).

Ahd. Wb. 5, 148; Splett, Ahd. Wb. 1, 453; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 404; Schützeichel⁷ 175; Seebold,
ChWdW9 464; Graff 4, 434. H. Rosen, Lg 10
(1934), 47. 63; Zipper 1960: 103; Köhler 1962: 143;
Raven 196367: 1, 308; Riecke 1996: 680.

In den anderen germ. Sprachen entspricht
lediglich: ae. cī(e)g(e)an (aus-/an-)rufen,
nennen, mahnen, besuchen
(zur lautlichen
Entwicklung vgl. Brunner 1965: 49. 142.
144): < urgerm. *kae/a-.

Dazu stellt sich das anders gebildete Verb
nisl. kjá schreien [von Vögeln] < urgerm.
*keōe/a-.

Unsicher ist, ob es sich bei finn. kaivata
sich sehnen, vermissen, entbehren, sich be-
klagen
, ingr., karel., wot. kaivata sich be-
klagen, klagen
, estn. kaebama sich bekla-
gen, klagen, anzeigen, verlangen
, liv. kaì̯bǝ̂
(an-, ver-)klagen um ein Lehnwort aus dem
Germ. handelt, da die Wörter semantisch
weit von der germ. Bedeutung abstehen (vgl.
Ritter 1993: 117).

Die Zugehörigkeit von nnorw. kaua das Vieh mit
Rufen locken
und nnorw. dial., nschwed. dial. kauka
rufen (Erweiterung mit *-k-?) ist unsicher, da es sich
hierbei auch um jüngere onomatopoetische Bildungen
handeln kann (Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 503;
Torp, Nynorsk et. ordb. 261).

Fick 3 (Germ.)⁴ 45; Holthausen, Ae. et. Wb. 47; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 154; Suppl. 123; Suppl. 2, 15;
Magnússon, sl. Orðsb. 465; Kylstra, Lehnwörter 2,
16. Bammesberger 1965: 105.

Urgerm. *kae/a- stammt von der Verbal-
wz. uridg. *geH- rufen ab. Diese ist auch
in ai. jóguve ruft immer wieder an (dazu
auch part.präs.med. -jóguvāna) < uridg. In-
tensiv *-goH/guH- (vgl. Schaefer 1994:
114 f.) fortgesetzt. Der Ansatz mit Laryn-
gal ist durch ahd. kûma Wehklage (s. d.)
gesichert, die Bestimmung des Laryngals als
*-h₂- ist dann gegeben, wenn gr. γοάω
wehklage auf eine Iterativbildung uridg.
*goH-ée/o- zurückgeht; es könnte sich
jedoch auch um eine denominale Bildung
von γόος m. Wehklage (< uridg. *H-o-)
handeln.

Ebenso wie bei dem gr. Verb ist auch die
genaue Bildeweise von urgerm. *kae/a-
unklar. Bei einer gr. γοάω entsprechenden
Vorform uridg. *goH-ée/o- wäre urgerm.
*ka- mit Laryngalgemination zu erwarten,
bei der Annahme von *-h₂-ée/o- wahr-
scheinlich eine Einordnung in die sw. Klas-
se II oder III. Daher ist wohl für urgerm.
*kae/a- am ehesten von einem denomi-
nalen Verb auszugehen, dessen Grundlage
(urgerm. *kaa-, etwa Klageruf) in den
germ. Sprachen verloren gegangen ist (zu ei-
ner Ableitung hiervon s. kâ[a], kaha Doh-
le
).

Zu dieser Verbalwz. gehören auch aksl. go-
vorъ, russ. góvor, tschech., slowak. hovor,
serbo-kroat. gȍvōr Lärm, Geräusch (dazu
ferner das abgeleitete Verb aksl. govoriti,
russ. govorít’, tschech. hovoit, slowak. ho-
vorit’, apoln. goworzy, serbo-kroat. govòriti
lärmen, Tumult machen) < *go-oro-; lit.
gauti heulen [von Wölfen], lett. gavilēt
jauchzen, frohlocken < urbalt. *ga-il-ēe-
(dazu auch die Erweiterungen lit. gaũsti
dumpf tönen, summen, rauschen, läuten,
lett. gaũst jammern, klagen < urbalt. *ga-
d-e-).

Weitere Verknüpfungen sind unsicher. Lat.
gavia f. Möwe kann entweder auf uridg.
*goH--eh₂- (eine Ableitung von uridg.
*goH-i- Rufer) zurückgehen, oder es ist
ein onomatopoetisches Wort (die Quantität
des -a- ist unklar).

Walde-Pokorny 1, 634 f.; Pokorny 403; LIV² 189;
Mayrhofer, KEWA 1, 331. 445; ders., EWAia 1, 478;
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 247. 317 f.; Chantraine, Dict. ét.
gr. 231; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 280f. 283; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 584 f.; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 268; de Vaan, Et. dict. of Lat. 256; Thes. ling.
lat. 6, 1720; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 80 f.; Berne-
ker, Slav. et. Wb. 1, 339; Trubaëv, t. slov. slav. jaz.
7, 75 ff.; Derksen, Et. dict. of Slav. 181 f.; Et. slov. jaz.
staroslov. 194 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 1, 166;
Snoj, Slov. et. slov.² 185; Vasmer, Russ. et. Wb. 1,
282 f.; ders., t. slov. russ. jaz. 1, 424; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 140 f.; Smoczyski, Słow. et. jz. lit. 163;
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 1, 613 f.; Karulis,
Latv. et. vārd. 1, 296 f. Shevelov 1964: 34. 272.

S. kûmen.

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