gotaAWB f. n-St., nur in Gl. seit dem
12. Jh.: ‚Taufpatin, Gote; admater, conma-
ter‘. — Mhd. gote, gotte, götte, nhd. Gote ‚Pa-
tin‘, mdartl. auch götte.
Ahd. Wb. 4, 356; Splett, Ahd. Wb. 1, 315; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 483; Schützeichel⁶ 137; Starck-Wells
234. 819; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 5; Dt.
Wb. 8, 990 ff.; Kluge²¹ 265; Kluge²⁴ s. v.
Genaue Entsprechungen kommen nur im
Mndd. und Mndl. vor: mndd. gode, gade;
mndl. gode, goede. Diese Wörter setzen ur-
germ. *uđōn- voraus, einen vom Subst.
*uđa- ‚Gott‘ (→ got) abgeleiteten n-St. (zu
dieser alten Bildung, die später durch -ja[n]-
Ableitungen ersetzt wurde, vgl. Wilmanns
[1906—30] 1967: 2, §§ 154. 186), mit einer
Bed. etwa ‚die Göttliche, die Vertreterin Got-
tes‘. Eine vergleichbare Bildung ist aisl. goði
‚Priester, Häuptling‘ m. n-St. (vgl. Noreen
[1923] 1970: § 61, 3); daneben jan-St. run.
guðija, aisl. gyðja ‚Priesterin‘. Mhd. götte
neben got(t)e deutet auch auf eine wohl spä-
tere jan-Bildung.
Abzulehnen ist die alte Deutung bei Müller-Frings
1966—68: 1, 130 f. und Kluge²¹ 265 als „Koseform“
von einem nicht belegten *gotmuoter (= engl. godmo-
ther). Vgl. Müller-Frings 1966—68: 2, 369 f.; Kluge²⁴
366.
All diese Wörter stammen wohl aus heidni-
scher Zeit und bezeichneten urspr. vielleicht
‚jemand, der im Dienste des (heidnischen)
Gottes steht‘.
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 127 (fehlt bei Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb.); Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2019 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 181. 195;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 288; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 92. 99; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 224;
Lehmann, Gothic et. Dict. G-113. — J. Knobloch, RIL
119 (1985), 43 ff.; R. Hildebrandt, FS Schmitt 1988:
661 ff.
S. auch goting.