hin(n)ôntAWB adv., seit dem 8. Jh. in Gl.:
‚diesseits, auf dieser Seite (im Gegensatz zu
‚jenseits‘); cis, hinc‘, z. B. hinônt inti enônt
‚diesseits und jenseits; hinc et inde‘; präp. mit
dat., bei N: ‚diesseits, vor‘, in hinnônt dînen
ôrôn ‚ungehört von dir‘ 〈Var.: -nn- nur bei N,
-unt〉. Das im Ahd. auf das Alem. beschränkte
Wort lebt in alem. Dialekten fort: schweiz.
hënen, hënet (auch jehënig) ‚hüben‘, bad. he-
nen, schwäb. henen, vorarlb. hennen ‚diesseits,
hüben‘. Sonst hat es keine Entsprechungen.
Ahd. Wb. 4, 1113 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 388; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 549; Schützeichel⁶ 162; Starck-Wells
276; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 323; Seebold,
ChWdW8 162; Graff 4, 701; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
106 (cis). 303 (hinc); Schweiz. Id. 2, 1311; Ochs, Bad.
Wb. 2, 616; Fischer, Schwäb. Wb. 3, 1419 f.; Jutz, Vor-
arlberg. Wb. 1, 1374.
Ahd. hin(n)ônt ist wie ahd. enônt ‚jenseits,
über etwas hinaus, hierher‘ (s. d.) gebildet. Ba-
sis ist wohl wie bei dem Adv. hin(a)na (s. d.)
das von dem nahdeiktischen Pron. urgerm.
*χi- ‚dieser‘ abgeleitete Adv. *χine ‚von dieser
Stelle‘, an das der Adverbialausgang -ônt ge-
treten ist. Dieser Ausgang kann von ahd. mit-
thon(t), mittunt ‚soeben, gerade‘ seinen Aus-
gangspunkt genommen haben: mitthon(t) (<
*miđ þan þe; vgl. ae. mid đon đe ‚wenn, da,
während‘; G. Schmidt 1962: 216 f.) wurde
im Sinne von ‚in der Mitte‘ auf ahd. mitti
‚Mitte‘ bezogen und hat so das Oppositions-
paar *enont ‚jenseits‘ — *hinont ‚diesseits‘
(mit expressiver Dehnung von *o) nach sich
gezogen. Nach G. Klingenschmitt (in KS
Klingenschmitt 2005: 249 Anm. 6) ist dage-
gen ahd. hin(n)ônt aus *χin-ōn-dV entstan-
den und der Dental mit dem von got. þande
‚so lange als‘, ahd. danta ‚weil‘ < *þan-dē zu
vergleichen.